Musik für maximale Konzentration: Forscher entdecken die perfekte Playlist fürs Gehirn

Studien zeigen: Rhythmische Musik kann Konzentration und Stimmung verbessern. Aber nicht jede Playlist hat den gewünschten Effekt.

Klare Beats, scharfer Fokus: „Work Flow“-Musik steigert Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit – anders als Pop, Bürolärm oder „Deep Focus“-Sounds.

Klare Beats, scharfer Fokus: „Work Flow“-Musik steigert Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit – anders als Pop, Bürolärm oder „Deep Focus“-Sounds. © Pexels

Viele setzen auf Musik, um ihre Konzentration zu verbessern oder kreativer zu arbeiten. Doch hält sie, was sie verspricht? Ein Forschungsteam der New York University und Stanford University School of Medicine aus den Bereichen Neurowissenschaft, Psychologie und Musikwissenschaft hat untersucht, inwieweit Playlists mit den Labels „Work Flow“ und „Deep Focus“ tatsächlich die Aufmerksamkeit steigern. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Die Wirkung hängt stark von der Musikart ab.

Rhythmische Musik verbessert Konzentration und Reaktionszeit

In einer Studie mit fast 200 Teilnehmern wurde untersucht, welche Musik Konzentration und Arbeitsfluss wirklich fördert. Wer „Work Flow“-Musik mit klarer Rhythmik und einfachen Melodien hörte, reagierte schneller und zeigte eine bessere Stimmung. Popmusik, „Deep Focus“-Musik mit schwachem Rhythmus und langsamen Tempo sowie Bürolärm brachten keine vergleichbaren Vorteile.

Vier Gruppen im Test: So lief das Experiment ab

Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen mit jeweils etwa 50 Personen aufgeteilt. Jede Gruppe absolvierte die „Flanker Task“, eine kognitive Aufgabe zur Messung der Aufmerksamkeit, während sie unterschiedliche Musik oder Hintergrundgeräusche hörte.

Getestet wurden zwei gezielt ausgewählte Musikarten: „Work Flow“- und „Deep Focus“-Musik, die sich musikalisch stark unterscheiden, aber ähnlich beworben werden. Zudem wurden eine populäre Hitsong-Version aus der „Hot 100“-Playlist eines US-Musikmagazins und eine Aufnahme von „ruhigem Bürolärm“ als Kontrollbedingung eingesetzt.

Musikalische Merkmale der getesteten Playlists

Die „Work Flow“-Musik stammte aus einer speziell kuratierten Playlist einer Musiktherapie-App und war durch starken Rhythmus, einfache Tonalität, moderate Dynamik und eine Verteilung der spektralen Energie unter 6000 Hertz gekennzeichnet. „Deep Focus“-Musik war dagegen minimalistisch, mit schwächerem Rhythmus, langsamerem Tempo und einer zurückhaltenden Dynamik. Beide Musikarten waren instrumental.

Die Forscher stellten sicher, dass die Gruppen in Alter, musikalischer Vorbildung, Sensibilität für musikalische Belohnung und mentalem Gesundheitszustand vergleichbar waren. Auch die Lautstärke wurde kontrolliert, um Verzerrungen zu vermeiden.

Test zeigt: Musik kann die Produktivität steigern

In einem Experiment mit verschiedenen Klangkulissen mussten die Teilnehmer so schnell wie möglich auf Richtungspfeile reagieren, die von ablenkenden Symbolen umgeben waren. Wer „Work Flow“-Musik hörte, wurde mit der Zeit schneller und konzentrierter. Besonders stressanfällige Personen profitierten am meisten.

Der Effekt erklärt sich durch die Wechselwirkung zwischen Musik und Emotionen. „Work Flow“-Musik verbesserte nicht nur die kognitive Verarbeitung, sondern hob auch die Stimmung. „Das deutet darauf hin, dass Work Flow-Musik auch zur Stimmungsregulation genutzt werden kann, selbst wenn Menschen unter emotionalem Stress stehen“, schreiben die Forscher. Wer sich also oft ablenken lässt oder unter Druck arbeitet, könnte von der richtigen Musik profitieren.

Unterschiede zwischen Fokus-Playlists sind groß

Streaming-Dienste bewerben ihre Playlists mit Begriffen wie „Deep Focus“ und „Work Flow“, doch die Inhalte unterscheiden sich stark. „Deep Focus“-Musik war in der Studie oft minimalistisch, langsam und wenig rhythmisch – ohne positiven Einfluss auf die Leistung. Dagegen steigerten klare Strukturen und rhythmische Elemente der „Work Flow“-Musik nachweislich die Konzentration.

Wer sich besser konzentrieren will, sollte daher nicht blind einer „Fokus-Playlist“ vertrauen, sondern gezielt testen, welche Musik für die jeweilige Aufgabe am besten funktioniert.

Musik als Werkzeug zur Förderung kreativen Denkens

Kreativität gilt als eine der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts. Sie hilft dabei, neue Ideen zu entwickeln und komplexe Herausforderungen zu meistern. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Musik kognitive Prozesse beeinflussen kann. Doch wie wirkt sie sich auf kreatives Denken aus? Eine experimentelle Studie aus dem Jahr 2017 testete dies anhand klassischer Musikstücke mit unterschiedlichen emotionalen Eigenschaften.

Das Ergebnis: Teilnehmer, die fröhliche Musik mit positiver Stimmung hörten, zeigten eine gesteigerte kreative Leistung in Aufgaben, die divergentes Denken erforderten. Hingegen hatte Musik keinen Einfluss auf konvergentes Denken, bei dem es um das Finden einer einzigen richtigen Lösung geht. Diese Erkenntnisse lassen sich auch in die Praxis umsetzen: Musik kann leicht in den Alltag integriert und gezielt eingesetzt werden, um kreatives Denken in wissenschaftlichen, schulischen und beruflichen Kontexten zu unterstützen.

Kurz zusammengefasst:

  • Rhythmische Musik mit klarer Struktur, wie „Work Flow“-Musik, kann Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit verbessern, während „Deep Focus“-Musik, Popmusik und Bürolärm diesen Effekt nicht zeigen.
  • Eine Studie mit vier Testgruppen zeigte, dass Musik mit starkem Rhythmus und einfacher Tonalität nicht nur die Aufmerksamkeit steigert, sondern auch die Stimmung hebt, was sich positiv auf die Arbeitsleistung auswirken kann.
  • Musik beeinflusst kreative Denkprozesse unterschiedlich: Fröhliche, energiegeladene Klänge können divergentes Denken fördern, während konvergentes Denken nicht nachweislich durch Musik unterstützt wird.

Bild: © Pexels

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