Schlechter Schlaf, knappe Lebensmittel, steigende Infektionen: Wie uns der Klimawandel zusetzt
Hitze, Schlafprobleme, Infektionen und knappe Lebensmittel: Der Klimawandel bedroht weltweit die Gesundheit der Menschen.
Der Klimawandel trifft die menschliche Gesundheit härter als je zuvor – das stellt der neue Bericht des „Lancet Countdown“ alarmierend deutlich fest. Schlafstörungen, Nahrungsmittelknappheit und steigende Infektionsrisiken belasten Menschen weltweit. Durch Hitzewellen und klimabedingte Wetterextreme geraten vor allem Wohlbefinden und Überlebensfähigkeit in Bedrängnis. Das hebt das internationale Forschungsteam um Joacim Rocklöv von der Universität Heidelberg eindringlich hervor.
Klimawandel setzt der Gesundheit zu – Rekordwerte bei Hitzetoten und Schlafproblemen
Besonders die ältere Bevölkerung leidet unter der Hitze: Seit den 1990er-Jahren ist die Sterblichkeit durch Hitze bei über 65-Jährigen um 167 Prozent gestiegen. Statt der ursprünglich erwarteten 65 Hitzetoten rechnet der Bericht mit mehr als dem Doppelten. Weltweit sind Menschen rund 50 Tage pro Jahr extremer Hitze ausgesetzt – Tendenz steigend. Das wirkt sich auch auf die Schlafqualität aus: Warme Nächte lassen kaum Erholung zu. Zusätzlich setzen Hitzewellen Menschen, die im Freien arbeiten, etwa Landwirten und Bauarbeitern, einer 28 Prozent höheren Belastung durch Hitzestress aus, berichtet Tagesschau.
Forscher warnen vor gefährlichen Verzögerungen
Joacim Rocklöv beschreibt die Situation als „eindringliche Warnung“. Die langsame Anpassung und die weiterhin hohen Investitionen in fossile Brennstoffe wirken sich bereits stark negativ auf die Gesundheit aus – und die Probleme könnten sich laut Rocklöv noch verschärfen. Fossile Energiequellen und mangelnder Klimaschutz kosten Menschenleben, wenn nicht bald drastische Änderungen erfolgen.
Nahrungsmittelproduktion und Dürregefahr
Die Klimakrise trifft auch die Landwirtschaft. Nahezu 48 Prozent der weltweiten Landflächen litten 2023 mindestens einen Monat unter extremer Dürre. Diese klimatischen Belastungen bedrohen die Ernährungssicherheit: 151 Millionen Menschen mehr als früher kämpfen weltweit mit Ernährungsunsicherheit, eine Steigerung gegenüber den Jahren 1981 bis 2010. Tagesschau berichtet, dass dieser Anstieg auf beunruhigende Weise die Abhängigkeit von stabilen Wetterverhältnissen aufzeigt – eine Stabilität, die durch den Klimawandel zunehmend gefährdet ist.
Ansteckungsgefahr durch Infektionskrankheiten wächst
Mit den steigenden Temperaturen breiten sich auch gefährliche Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber in neue Regionen aus. Hohe Temperaturen und veränderte Regenfälle schaffen ideale Bedingungen für diese Erreger. Ein weiteres Problem: Die vermehrte Hitze führt zu Sand- und Staubstürmen, was wiederum fast ein Drittel der Weltbevölkerung zwischen 2018 und 2022 einer erhöhten Feinstaubbelastung aussetzte. Die gesundheitlichen Risiken für Atemwegserkrankungen steigen dadurch dramatisch an.
Klimawandel kostet Milliarden
Neben gesundheitlichen Einbußen führen wetterbedingte Extremereignisse zu großen wirtschaftlichen Verlusten. Zwischen 2014 und 2023 kletterten diese Schäden um 23 Prozent und belaufen sich nun auf jährlich 227 Milliarden US-Dollar. Vor allem in Ländern mit niedrigerem Entwicklungsstand bleibt der Großteil dieser Verluste unversichert, während wohlhabendere Regionen durch Versicherungen abgesichert sind. Die Tagesschau hebt hervor, dass der Klimawandel hiermit die soziale Ungleichheit verschärft: 512 Milliarden Arbeitsstunden gingen 2023 verloren – eine Belastung, die besonders Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen trifft.
Mehr Hitzetage in Deutschland
Auch Deutschland bleibt von der Hitzeentwicklung nicht verschont. Die Zahl der jährlichen Stunden, in denen Hitzestress im Freien auftritt, hat sich seit den 1990er-Jahren nahezu verdoppelt. Besonders der Osten Deutschlands zeigt eine starke Betroffenheit von extremen Temperaturen. Dorothea Baltruks vom Centre for Planetary Health Policy betont, dass auch in Deutschland klimaschädliche Subventionen fortbestehen und eine Klimaschutzstrategie weiter fehlt, obwohl die Haushaltskrise offensichtlich ist.
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Finanzmittel klimafreundlich lenken
Der Bericht fordert dringende Veränderungen in der Klimafinanzierung. Statt fossile Brennstoffe zu unterstützen, müsse das Geld in nachhaltige Projekte fließen. Die nächste Klimakonferenz in Baku im November könne hier eine entscheidende Rolle spielen. Seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 liefert der „Lancet Countdown“ jährliche Updates zur globalen Gesundheitsbelastung durch den Klimawandel – und die Warnrufe sind lauter denn je.
Was du dir merken solltest:
- Der Klimawandel beeinträchtigt weltweit die Gesundheit durch schlechteren Schlaf, steigende Infektionsrisiken und Ernährungsknappheit.
- Hitzewellen und extreme Wetterlagen führen zu höheren Sterberaten, erschweren die Arbeitsbedingungen und verstärken soziale Ungleichheiten.
- Länder mit schwachen Gesundheitssystemen und geringem Versicherungsschutz sind besonders von den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen betroffen.
Bild: © Flickr.com via Wikimedia unter CC BY 2.0