Klimaschutz: Deutschland kann sich nicht ewig hinter China verstecken
Deutschland steht bei globalen CO2-Emissionen mit knapp zwei Prozent gut da, doch die historische Last und die Pro-Kopf-Emissionen zeichnen ein anderes Bild.
Wirft man einen Blick auf die globalen CO2-Emissionen von heute, so steht Deutschland mit einem Anteil von nur knapp zwei Prozent in Sachen Klimaschutz doch eigentlich sehr gut da – besonders im Vergleich zu China, welches allein für etwa 30 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen verantwortlich ist. Die Schlussfolgerung, die viele daraus ziehen: Deutsche Klimaschutzmaßnahmen seien irrelevant, solange die großen Klimasünder – zum Beispiel China – ihre eigenen Emissionen nicht deutlich reduzieren.
Beim vermeintlichen Totschlagargument handelt es sich jedoch um einen Trugschluss, wie Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin und Mitbegründer von Scientists for Future, gegenüber dem ZDF betont. Solche Vergleiche lassen nämlich die Bedeutung historischer Emissionen außer Acht: Seit Beginn der Industrialisierung im Jahr 1850 sind die Vereinigten Staaten führend, gefolgt von China, während Deutschland an vierter Stelle steht, direkt nach Russland. Zudem sind die energiebedingten Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland (Stand 2022) immer noch minimal größer als in China – die Emissionen, die in China für die Produktion unserer Waren anfallen, sind da noch gar nicht inbegriffen.
Widersprüchliche Klimapolitik
Deutschland hat sich verpflichtet, im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, idealerweise auf 1,5 Grad. Trotzdem strebt die Bundesregierung die Klimaneutralität erst bis 2045 an, was laut Kritikern zu spät sein könnte.
Das Argument, dass „Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland irrelevant seien, solange China seine Emissionen nicht deutlich senke“ spiegelt eine verbreitete Auffassung wider, wird jedoch von Klimaschützern stark kritisiert: „Niemand kann und darf sich beim Klimaschutz hinter anderen verstecken“, so Quaschning. Aufgrund seiner historischen Emissionen trägt Deutschland im Gegenteil sogar eine besonders große Verantwortung für den Klimaschutz.
Klimaschutz als globale Verantwortung
Deutschland und China stehen als Hauptakteure im Fokus des globalen Klimaschutzes. Dabei geht es nicht nur um die aktuellen Emissionen, sondern um eine langfristige Verantwortung, die aus der historischen Umweltbelastung resultiert. Dies unterstreicht die Dringlichkeit für Deutschland, seine Klimaschutzmaßnahmen zu intensivieren und eine Vorreiterrolle zu übernehmen, auch wenn dies bedeutet, gegenwärtige Wirtschaftsstrukturen anzupassen.
Was du dir merken solltest:
- Das Argument, nationale Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland seien irrelevant, solange Länder wie China, die rund 30 Prozent der weltweiten Emissionen tragen, ihre Ausstöße nicht reduzieren, unterschlägt die Bedeutung historischer Emissionen und Pro-Kopf-Werte – bedenkt man diese, so steht Deutschland im globalen Vergleich sehr schlecht da.
- Trotz des Ziels, die Erderwärmung gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen auf unter zwei, idealerweise auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, plant Deutschland, Klimaneutralität erst bis 2045 zu erreichen, was von Kritikern als verspätet angesehen wird.
- Bei der Debatte um den Klimaschutz darf sich keine Nation hinter anderen verbergen – insbesondere Deutschland nicht, das aufgrund seiner langen Industriegeschichte und der aktuellen globalen Klimapolitik eine Vorreiterrolle übernehmen sollte.
Bild: © Kurt Cotoaga via Unsplash
3 thoughts on “Klimaschutz: Deutschland kann sich nicht ewig hinter China verstecken”