Die Klimaanlage bringt Abkühlung – und heizt gleichzeitig den Klimawandel an
Steigende Temperaturen führen zu mehr Klimaanlagen in Deutschland, doch ihr hoher Energieverbrauch verstärkt den Klimawandel weiter.
Immer mehr Menschen in Deutschland kaufen sich eine Klimaanlage, weil der Klimawandel die Temperaturen steigen lässt. Eine Umfrage von Verivox zeigt, dass 19 Prozent der Deutschen bereits eine Klimaanlage besitzen – das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Das Umweltbundesamt (UBA) schätzt, dass insgesamt etwa drei Millionen Klimaanlagen im Einsatz sind. Klimaanlagen sind jedoch gleichzeitig eine Belastung für das Klima.
Die Geräte verbrauchen laut ZDF heute viel Energie. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ermittelt, dass weltweit etwa zehn Prozent des Stroms für Kühlung verwendet werden. In Deutschland liegt dieser Anteil bei knapp drei Prozent. Da die Stromerzeugung weiterhin CO2 freisetzt, verschärft die Klimaanlage den Klimawandel. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend, da die Energiewende nur dann gelingen kann, wenn der Stromverbrauch insgesamt sinkt.
Ein weiteres Problem sind die in Klimaanlagen verwendeten Kältemittel. Viele dieser Kältemittel, wie die teilfluorierten Kohlenwasserstoffe, haben ein Treibhausgaspotenzial, das bis zu 4.000-mal höher ist als das von CO2. Obwohl die Kältemittel in einem geschlossenen System bleiben sollten, entweichen sie durch Lecks oder unsachgemäße Entsorgung in die Atmosphäre. Eine Studie des National Renewable Energy Laboratory aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Klimaanlagen weltweit fast vier Prozent der Treibhausgasemissionen verursachen. Das UBA schätzt, dass in Deutschland etwa ein Prozent der Treibhausgase auf das Konto von Klimaanlagen geht.
Klimaanlagen als Notwendigkeit
Obwohl Klimaanlagen die Erderwärmung anheizen, greifen immer mehr Menschen auf sie zurück, um sich vor der zunehmenden Hitze zu schützen. In Kliniken oder Pflegeheimen können Klimaanlagen sogar lebensrettend sein. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet, dass in den Jahren 2018 und 2019 mehr als 7.000 Menschen in Deutschland aufgrund der Hitze gestorben sind. Im Jahr 2023 waren es mehr als 3.000 Todesfälle.
Technischer Fortschritt und Alternativen zur Klimaanlage
Dank strengerer Vorschriften, insbesondere in der EU und den USA, verbessern Hersteller die Energieeffizienz von Klimaanlagen kontinuierlich. Zudem reduzieren sie den Einsatz von teilfluorierten Kohlenwasserstoffen als Kältemittel. Diese sollen in der EU bis 2050 vollständig verboten sein. Viele Anlagen verwenden bereits natürliche Kältemittel wie Propan.
Jens Schuberth vom Umweltbundesamt rät jedoch, möglichst wenig oder gar nicht zu kühlen. Er empfiehlt, zunächst auf passive Maßnahmen wie Nachtlüften, außenliegende Verschattung und Ventilatoren zu setzen, bevor man eine Klimaanlage kauft. Bauherren und Planer sollten außerdem schon beim Bau oder der Sanierung von Gebäuden einen guten sommerlichen Wärmeschutz einplanen, um den Bedarf an Klimaanlagen zu reduzieren.
Was du dir merken solltest:
- In Deutschland steigen die Temperaturen aufgrund des Klimawandels, was zu einem vermehrten Einsatz von Klimaanlagen führt, obwohl diese den Klimawandel durch hohen Energieverbrauch und das Freisetzen von schädlichen Kältemitteln weiter anheizen.
- Klimaanlagen sind in manchen Bereichen, wie Kliniken, notwendig, obwohl sie global betrachtet etwa vier Prozent der Treibhausgasemissionen verursachen.
- Es wird empfohlen, passive Kühlmethoden wie Nachtlüften und Verschattung zu bevorzugen und den Einsatz von Klimaanlagen durch bessere Bauplanung und energieeffiziente Geräte zu minimieren.
Bild: © Vecteezy
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