Intervallfasten lässt Sexualtrieb explodieren – Das fanden Forscher durch Zufall bei Mäusen heraus
Intervallfasten steigert bei Mäusen den Sexualtrieb. Forscher entdeckten den Effekt durch Zufall – ausgelöst durch sinkendes Serotonin.

Fasten, flirten, fortpflanzen: Ein strenger 24-Stunden-Rhythmus entfacht bei Mäusen neue Lust. © Wikimedia
Kann gezieltes Intervallfasten den Sexualtrieb und das Liebesleben ankurbeln? Eine neue Studie legt genau das nahe – zumindest bei männlichen Mäusen. Und sie liefert Hinweise, dass sich dieser Effekt auch beim Menschen zeigen könnte. Forscher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) berichten: Ein Fastenrhythmus von 24 Stunden Essen, gefolgt von 24 Stunden nur Wasser, lässt den Sexualtrieb steigen. Allerdings nur, wenn man lange genug durchhält.
Die nun veröffentlichten Forschungsergebnisse beruhen auf einer Zufallsentdeckung – denn ursprünglich hatten die Forscher ganz anderes im Blick: Sie wollten untersuchen, wie sich Intervallfasten im 24-Stunden-Rhythmus auf die Fortpflanzung männlicher Mäuse auswirkt. Dass der Sexualtrieb der Tiere dabei deutlich anstieg, war nicht erwartet worden.
Serotonin bremst Sexualtrieb – Intervallfasten löst die Handbremse im Kopf
Der Grund liegt tief im Gehirn. Genauer gesagt: beim Botenstoff Serotonin. Dieser dämpft normalerweise das sexuelle Verlangen – fällt er weg, steigt die Lust. Fastende Tiere hatten deutlich weniger Serotonin. Auslöser war ein Mangel an Tryptophan, einer Aminosäure, die nur über die Nahrung aufgenommen werden kann.
Besonders erstaunlich: Selbst ältere Mäusemännchen, bei denen man eher mit nachlassender Libido rechnet, wurden nach längerem Fasten plötzlich wieder aktiv – und zeugten überraschend viele Nachkommen. Ihre Spermienqualität oder Testosteronwerte hatten sich nicht verändert. Doch ihr Verhalten schon. „Die fastenden Männchen hatten deutlich mehr Sexualkontakte als jene Mäuse, die unbegrenzt fressen konnten“, sagt Studienleiter Dr. Dan Ehninger.
Der Effekt ließ sich nicht mit klassischen Fruchtbarkeitsmerkmalen erklären. Die Tiere wirkten vielmehr „sexuell enthemmt“, wie die Forscher schreiben. Die natürliche Bremse – Serotonin – war schlicht ausgeschaltet.
Lust braucht Geduld: Wirkung erst nach Wochen
Schnelle Ergebnisse sind beim Intervallfasten allerdings nicht zu erwarten. Die Luststeigerung setzte frühestens nach sechs Wochen ein. In einigen Fällen dauerte es sogar Monate. Wer zu früh aufgibt, wird also keinen Effekt spüren.
Professorin Yu Zhou von der Qingdao University sagt: „Es dauert eine gewisse Zeit, bis sich bei Intervallfasten der Sexualtrieb erhöht.“ Auch junge Mäuse zeigten mehr Paarungsverhalten – vorausgesetzt, sie hielten sich lange genug an den Rhythmus von 24 Stunden essen, 24 Stunden fasten.
Tryptophan fehlt – und mit ihm das Serotonin
Hinter dem Effekt steckt eine biochemische Kettenreaktion. Fastende Mäuse nahmen etwa 15 Prozent weniger Kalorien zu sich als die Vergleichsgruppe – und damit auch weniger Tryptophan. Ohne diese Aminosäure kann der Körper kein Serotonin bilden. Die Folge: Der Serotoninspiegel im Gehirn sinkt. Und damit fällt eine zentrale Hemmung der Libido weg.
„Der Mangel an Serotonin war ganz klar eine Folge des Fastens“, erklärt Ehninger. Besonders interessant: Tryptophan ist nicht nur bei Mäusen, sondern auch beim Menschen unverzichtbar – und vollständig von der Ernährung abhängig.
Relevanz für Menschen? Hinweise sprechen dafür
Was bedeutet das für Menschen mit sexueller Unlust? Könnte Fasten helfen, wenn das Verlangen schwindet? Die Studie gibt darauf keine endgültige Antwort – aber sie liefert eine fundierte Hypothese. Denn auch beim Menschen steuert Serotonin das sexuelle Interesse. Medikamente wie SSRIs, die den Serotoninspiegel erhöhen, führen häufig zu Libidoverlust.
„Ich halte es für sehr plausibel, dass sich die sexuelle Lust beim Menschen über Fasten beeinflussen lässt – möglicherweise nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen“, sagt Ehninger. Besonders ältere Erwachsene mit geringer Libido könnten profitieren. Fachleute sprechen dabei von „Hypoactive Sexual Desire Disorder“, einer weit verbreiteten, aber oft unbeachteten Störung.
Fasten als natürliche Option – doch es bleiben Fragen
Noch ist unklar, ob der Effekt nur beim 24-Stunden-Wechsel zwischen Essen und Fasten auftritt – oder ob auch andere Diätformen vergleichbar wirken. Möglicherweise reicht auch eine einfache Kalorienreduktion. „Künftige Studien müssen das klären“, sagt Zhou.
Klar ist aber schon jetzt: Wer nach natürlichen Wegen sucht, um dem Liebesleben neuen Schwung zu geben – gerade im Alter –, findet hier einen spannenden Ansatz. Ohne Medikamente, ohne Eingriff in den Hormonhaushalt – nur mit Disziplin, Zeit und etwas Geduld.
Kurz zusammengefasst:
- Intervallfasten im 24-Stunden-Rhythmus kann bei männlichen Mäusen den Sexualtrieb deutlich steigern.
- Ursache ist ein sinkender Serotoninspiegel im Gehirn, der durch den Tryptophanmangel beim Fasten entsteht.
- Der Effekt trat erst nach mehreren Wochen auf und könnte auch beim Menschen eine Rolle spielen – vor allem bei altersbedingter Lustlosigkeit.
Übrigens: Was genau im Gehirn männlicher Mäuse beim Sex geschieht, könnte entscheidend für neue Therapien bei sexuellen Funktionsstörungen sein. Eine Studie zeigt, wie Dopamin und Acetylcholin das Verhalten dabei steuern – in einem exakt abgestimmtem Rhythmus. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Rama via Wikimedia unter CC BY-SA 2.0 FR