Sympathie beginnt in der Nase: Wie unser Geruch neue Freundschaften beeinflusst

Ob zwei Menschen Freunde werden, entscheidet oft der Geruch. Eine Studie zeigt: Sympathie entsteht unbewusst – vor dem ersten Gespräch.

Freundschaft entsteht oft durch Geruch – nicht durch Worte

Noch bevor das erste Wort fällt, hat die Nase längst entschieden, ob uns das Gegenüber sympathisch ist – oder nicht. © Pexels

Ob aus einer flüchtigen Begegnung eine echte Freundschaft entsteht, entscheidet sich oft schneller, als viele glauben – und nicht allein durch Worte, Körpersprache oder Blickkontakt, sondern auch durch den Geruch, den unser Gegenüber verströmt.

Wie wichtig dieser oft unterschätzte Sinn tatsächlich ist, zeigt eine neue Studie der Cornell University. Sie zeigt: Unser individueller Körpergeruch beeinflusst maßgeblich, wie sympathisch wir anderen erscheinen – noch bevor das erste Wort gesprochen ist.

Besonders bemerkenswert: Der Geruch wirkt nicht nur unmittelbar, sondern verändert sich im Erleben – je nachdem, wie wir die Begegnung emotional wahrnehmen. So entscheidet nicht nur die Chemie im Gespräch, sondern auch die Chemie in der Luft, ob aus einem ersten Kontakt Nähe entsteht – oder eher Distanz.

Geruch entscheidet schon vor dem ersten Gespräch

Für die Studie trugen 40 junge Frauen jeweils zwölf Stunden lang ein schlichtes Baumwollshirt – im Alltag, mit allem, was dazugehört: Parfüm, Körperpflege, Umgebung. Danach rochen andere Teilnehmerinnen an diesen T-Shirts, ohne die Trägerinnen zu kennen. Die Forscher wollten wissen: Lässt sich anhand des Geruchs vorhersagen, wie sympathisch einem die Person später erscheinen wird?

Anschließend trafen sich die Frauen in kurzen Gesprächen. Vier Minuten hatten sie Zeit, ein Gefühl füreinander zu entwickeln. Die Ergebnisse waren klar: Wer jemanden über den T-Shirt-Geruch mochte, fand ihn auch im Gespräch angenehm.

Parfüm und Pflegeprodukte beeinflussen Freundschaftsgefühle

Der sogenannte „diplomatische Geruch“ – also die Duftmischung aus Parfüm, Shampoo, Waschmittel und Haut – beeinflusst, wie offen wir auf andere zugehen. Und er prägt die Entscheidung, ob wir jemanden in unser Leben lassen oder eher auf Distanz bleiben.

Professorin Vivian Zayas, Mitautorin der Studie, sagt dazu: „Menschen nehmen viel wahr, wenn sie sich persönlich treffen. Aber der Geruch – den Menschen auf einer gewissen Ebene wahrnehmen, wenn auch wahrscheinlich nicht bewusst – sagt voraus, ob man die Person am Ende sympathisch findet.“

Der erste Eindruck entsteht oft in der Nase

Die Untersuchung zeigt, dass wir bei neuen Begegnungen mehr wahrnehmen als wir glauben. Dabei schneiden optische Eindrücke schwächer ab: Kurze Blicke auf Porträtfotos sagten spätere Sympathie weniger zuverlässig voraus als der Geruch. Anders gesagt: Unsere Nase entscheidet oft treffsicherer als unser Auge.

Dieses Ergebnis überrascht – und ist gleichzeitig logisch. Der Geruch ist eng mit dem Gedächtnis verknüpft. Er wirkt unbewusst, schnell und persönlich. Ein angenehmer Duft kann Nähe schaffen, bevor wir den Namen des anderen kennen.

Wie sich Geruch durch Nähe verändert – und Freundschaft beeinflusst

Ein weiteres spannendes Ergebnis: Die Geruchswahrnehmung verändert sich durch zwischenmenschliche Erfahrungen. Wenn zwei Frauen ein angenehmes Gespräch führten, roch die eine für die andere später angenehmer – obwohl es sich um dasselbe T-Shirt handelte wie vorher.

Das spricht für ein emotionales Lernen: Der Duft wird im Gehirn mit der positiven Begegnung verknüpft. Dadurch erscheinen selbst vorher neutrale oder unangenehme Gerüche plötzlich vertraut.

Jeder Mensch reagiert anders – und das zählt

Die Forscher fanden heraus, dass persönliche Vorlieben eine viel größere Rolle spielen als allgemeine Trends. Was eine Teilnehmerin angenehm fand, empfand die andere vielleicht als abstoßend – und umgekehrt. Geruchswahrnehmung ist hochgradig individuell.

Das bedeutet: Es gibt kein Parfüm, das alle Herzen öffnet. Entscheidend ist, wie gut der Geruch zur eigenen Persönlichkeit und Lebensweise passt. Wer authentisch riecht, trifft bei den richtigen Menschen den richtigen Ton – im wahrsten Sinne.

Geruch hilft bei Entscheidungen – auch ohne dass wir es merken

Die Ergebnisse legen nahe: Unser Geruch steuert soziale Entscheidungen oft unbewusst mit. Er hilft, Nähe und Distanz zu regulieren – vor allem dann, wenn es schnell gehen muss, etwa in neuen Gruppen, bei Teamtreffen oder auf Reisen.

Was wir tragen, wie wir riechen, welche Pflegeprodukte wir wählen – all das beeinflusst, wem wir sympathisch erscheinen. Es geht dabei nicht um Hygiene oder Aussehen, sondern um Identität und Authentizität.

Kleine Unterschiede mit großer Wirkung

Die statistischen Auswertungen der Studie belegen den Einfluss des Geruchs deutlich. Ein bestimmter Geruchswert (b = 0,16) sagte späteres Freundschaftspotenzial signifikant voraus. Visuelle Eindrücke erreichten dagegen nur einen schwächeren Wert (b = 0,08).

Wer also beim ersten Kennenlernen nervös ist, kann sich trösten: Vieles läuft ohnehin im Hintergrund. Die Nase entscheidet mit und das gar nicht schlecht.

Gerüche formen Beziehungen, bevor sie beginnen

Die Forscher bezeichnen diese unbewusste Kopplung von Geruch und Begegnung als „geruchsbezogenes assoziatives Lernen“. Unser Gehirn speichert nicht nur, was wir sehen oder hören – sondern auch, was wir riechen. Und verknüpft diese Eindrücke mit Emotionen.

So kann der Duft eines anderen Menschen schnell ein Gefühl von Vertrautheit auslösen – oder Distanz. Das passiert ganz ohne Worte. Aber es prägt, ob aus einem kurzen Gespräch eine echte Freundschaft wird.

Kurz zusammengefasst:

  • Der persönliche Duft beeinflusst unbewusst, wie sympathisch wir jemanden finden – oft schon vor dem ersten Gespräch.
  • Gerüche wirken stärker als optische Eindrücke und verändern sich durch sympathische Begegnungen zum Positiven.
  • Ob Freundschaft entsteht, hängt stark von individuellen Duftvorlieben ab – nicht von einem allgemein „guten“ Geruch.

Übrigens: Nicht nur unser Gehirn reagiert sensibel auf Gerüche – auch Künstliche Intelligenz kann sie inzwischen analysieren und sogar neue Düfte erzeugen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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