Ein Gespür für Physik und weitere erstaunliche Fähigkeiten von Katzen
Katzen besitzen eine Reihe unglaublicher Fähigkeiten. Sie können bis zu einem gewissen Grad sogar physikalische Zusammenhänge verstehen.
Katzen zählen zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland, doch ihr Innenleben bleibt für viele ein Rätsel. Zwei Forscherinnen haben zahlreiche Studien analysiert, die zeigen, welch erstaunliche Fähigkeiten Katzen besitzen.
Bei den Forscherinnen handelt es sich um Kristyn Shreve und Monique Udell vom Human-Animal Interaction Lab an der Oregon State University. Dort beschäftigen sie sich mit den unterschiedlichen Verhaltensweisen von Tieren und wie sie mit Menschen interagieren. Im Vergleich zu Hunden werden Katzen seltener in Experimenten untersucht, was sich auf ihre scheue und weniger kooperative Art zurückführen lässt.
Den widrigen Umständen zum Trotz konnten Shreve und Udell dennoch eine Reihe von Studien zusammentragen, die einen Einblick in das Innenleben der kleinen Vierbeiner gewähren. Das Wissenschaftsmagazin Spektrum hat sich die Zusammenfassung durchgelesen und die wichtigsten Fakten zur Kognition von Katzen zusammengefasst.
Der Geruchssinn von Katzen
Katzen verarbeiten viele ihrer Sinneseindrücke durch Gerüche. Besonders bei neugeborenen Katzen ist der Geruchssinn entscheidend, um eine Bindung zur Mutter aufzubauen. Erst im Alter von 11 bis 16 Tagen nehmen Katzen akustische Reize wahr, visuelle Eindrücke können sogar erst nach rund drei Wochen verarbeitet werden.
Erwachsene Tiere nutzen Duftmarken, um ihr Revier zu markieren und erkennen allein am Geruch das Revier anderer Katzen. Obwohl Gerüche eine sehr große Rolle dabei spielen, wie Katzen die Welt „sehen“, beschränkte sich die bisherige Verhaltensforschung oft auf ihr Sehvermögen.
Objektpermanenz und räumliche Vorstellung
Eine wichtige Fähigkeit, die bei Katzen erforscht wurde, ist die Objektpermanenz. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit, ein Objekt gedanklich zu verfolgen, auch wenn es aus dem Blickfeld verschwunden ist. In einem Experiment suchten Katzen tatsächlich ein Versteck nach Nahrung ab, nachdem ihnen der Ort vorher gezeigt worden war.
Auch unsichtbare Bewegungen können sie zu einem gewissen Grad nachvollziehen. In einem Versuch wurde Katzen ein Behälter mit Futter gezeigt, den der Versuchsleiter dann hinter einem Sichtschutz verschwinden ließ. Dort wurde das Futter heimlich entfernt und den Katzen anschließend der leere Behälter gezeigt. Die Forscher wollten herausfinden, ob die Katzen auf die Idee kommen, dass sich das Futter hinter dem Sichtschutz befindet und sie dort danach suchen. Bei diesem „invisible displacement test“ schnitten Katzen zwar schlechter ab als Hunde, allerdings ist nicht ganz ersichtlich, ob das auf die Fähigkeiten der Tiere oder das experimentelle Design zurückzuführen ist.
Das Erkennen physikalischer Gesetzmäßigkeiten ist ein Feld der Kognitionsforschung bei Tieren, auf dem noch nicht viele Studien mit Katzen durchgeführt wurden. In einer japanischen Studie hat sich jedoch gezeigt, dass sie auf unerwartete physikalische Abläufe reagieren. So starrten sie zum Beispiel länger auf Behälter, bei denen der Inhalt entgegen den Erwartungen nicht herausfiel, als auf solche mit erwartbarem Verhalten.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Katzen ein kausal-logisches Verständnis von auditiven Reizen nutzten, um das Aussehen unsichtbarer Objekte vorherzusagen.
Takagi, S., Arahori, M., Chijiiwa, H. et al. There’s no ball without noise: cats’ prediction of an object from noise.
Die soziale Welt der Katzen
Im Gegensatz zu dem Bild der unabhängigen Katze, das viele haben, sind Katzen durchaus soziale Tiere. Sie können gezielt andere Individuen auswählen, mit denen sie interagieren. Dieses Verhalten beginnt bereits in den ersten Wochen ihres Lebens. Katzen, die in dieser Phase viel Kontakt mit Menschen haben, bleiben in der Regel auch im Erwachsenenalter zutraulicher.
Interessant ist auch, dass Katzen in bestimmten Situationen menschliche Signale interpretieren können. So sind Katzen in der Lage, menschlichen Gesten zu folgen, um Futter zu finden. Eine Untersuchung zeigte zudem, dass sie sich bei Unsicherheit an den Menschen wenden, um deren emotionale Reaktion zu beobachten. Rund 80 Prozent der Katzen haben zwischen einem potenziell bedrohlichen Reiz und dem Gesichtsausdruck ihrer Besitzer hin und her geschaut, um ihre eigene Reaktion abzustimmen.
Die Bindung an den Menschen
Ein besonders für Katzenhalter spannendes Thema ist die Bindung von Katzen an ihre Besitzer. Eine Untersuchung hat ergeben, dass Katzen mehr Nähe zu ihren Besitzern suchen als zu Fremden. In deren Anwesenheit verhalten sie sich außerdem entspannter und erkunden ihre Umgebung aktiver. Bei Abwesenheit ihrer Besitzer sind die Tiere hingegen wachsamer. Katzen können sogar Trennungsangst erleben: Diese äußert sich häufig durch unerwünschtes Verhalten wie übermäßige Lautäußerungen oder das Absetzen von Urin an unpassenden Orten.
Zu den Fähigkeiten von Katzen gehört es zudem, die Stimme ihres Besitzers von der anderer Menschen zu unterscheiden. In einer Studie reagierten die Tiere deutlich auf die Stimme ihrer Besitzer, jedoch hauptsächlich durch Bewegungen von Kopf und Ohren und weniger durch die unmittelbare Annäherung, wie man es von Hunden erwarten würde.
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Kommunikation und emotionale Intelligenz
Katzen nutzen eine erstaunliche Bandbreite an vokalen Lauten, um mit Menschen und anderen Katzen zu kommunizieren. Erwachsene Katzen haben etwa 16 verschiedene Lautäußerungen. Hauskatzen können ihre Stimmlage in der Nähe von Menschen variieren. Besonders auffällig ist das sogenannte „dringende Schnurren“, das Katzen einsetzen, um ihren Besitzer zum Füttern zu animieren.
Darüber hinaus reagieren Katzen auf die Gefühlslagen ihrer Halter. Studien haben gezeigt, dass Katzen eher die Nähe von Menschen suchen, die sich extrovertiert oder aufgeregt verhalten, und weniger zu solchen gehen, die traurig oder introvertiert erschienen. Warum das so ist, bleibt laut den Forscherinnen bislang unklar.
Was du dir merken solltest:
- Katzen verfügen über einen stark ausgeprägten Geruchssinn, der vor allem in der frühen Entwicklungsphase für die Bindung an ihre Mutter entscheidend ist, während visuelle und akustische Wahrnehmungen erst später ausgebildet werden.
- Eine der Fähigkeiten von Katzen ist auch die Objektpermanenz, also die geistige Verfolgung eines Objekts, das aus dem Blickfeld verschwindet. Katzen können physikalische Gesetzmäßigkeiten bis zu einem gewissen Grad erkennen, wie etwa das Verhalten von Gegenständen, die sich unvorhersehbar verhalten.
- Katzen bauen soziale Bindungen zu Menschen auf, reagieren auf deren emotionale Zustände und erkennen sogar die Stimmen ihrer Besitzer, obwohl ihre Reaktionen oft subtiler ausfallen als bei Hunden.
Bild: © Pexels
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