Eine Mega-Flut verwandelte das Mittelmeer von der Salzwüste zum Wasserparadies

Das Mittelmeer war eine Wüste, bis gigantische Wassermassen es in wenigen Monaten füllten und zu dem machten, wie wir es heute kennen.

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Heute verbindet die Meerenge von Gibraltar den Atlantik und das Mittelmeer, doch das war nicht immer so. © Unsplash

Vor über fünf Millionen Jahren lag das Mittelmeer trocken – eine Wüste voller Salz, abgeschnitten vom Atlantik. Die „Messinische Salinitätskrise“ führte dazu, dass das einstige Meer fast vollständig austrocknete. Doch eine geologische Veränderung ließ das Wasser zurückströmen: Eine gewaltige Flut, die Geologen als „Zanclean-Flut“ bezeichnen.

Ein Team um Daniel Garcia-Castellanos vom Institut für Erdwissenschaften in Barcelona hat mithilfe von Modellen den Verlauf der Flut rekonstruiert, berichtet die Fachzeitschrift Nature

Wassermassen füllten trockenes Becken wieder auf

Vor rund 5,6 Millionen Jahren trennte die Straße von Gibraltar das Mittelmeer vom Atlantik, woraufhin das Mittelmeer verdunstete. Zurück blieb eine großflächige Salzwüste, an die nur noch eine dicke Schicht aus Salz am Boden des Mittelmeers erinnert. Als sich die Meerenge wieder öffnete – womöglich aufgrund einer tektonischen Verschiebung, einem Anstieg des Meeresspiegels oder der Erosion von Land –, kam es zu einer gewaltigen Flut.

Das Modell der Forscher zeigt, dass beim Höhepunkt des Zuflusses rund 100 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde in das Mittelmeerbecken strömten. Pro Tag hob sich der Wasserspiegel um mehr als zehn Meter. Der Hauptteil des Wassers ergoss sich innerhalb weniger Monate bis maximal zwei Jahre in das Becken. In geologischen Maßstäben komme dies einem sofortigen Ereignis gleich, sagt Garcia-Castellanos.

Die Forscher verwendeten ein Flussmodell, das sich auf den Prozess der Erosion stützt – das Phänomen, bei dem Wasser Gestein zerschneidet und tiefe Rinnen bildet. Diese Methode stammt aus früheren Studien Garcia-Castellanos‘ zur Erosion von Seen. Nach seinen Berechnungen schnitt sich das Wasser der Zanclean-Flut mit einer Geschwindigkeit von etwa einem halben Meter pro Tag in das Gestein ein.

Forscher finden überraschende Beweise im Meeresboden

Nach ersten Berechnungen zweifelte Garcia-Castellanos an den extremen Werten. „Als wir die ersten Vorhersagen bekamen, war ich sehr überrascht und dachte, dass vielleicht etwas mit den Formulierungen nicht stimmt“, sagte er gegenüber Nature. Um die Theorie zu überprüfen, suchte sein Team nach physischen Spuren der Flut. Zwei bestehende Datensätze boten Aufschluss: seismische Messungen und Gesteinsproben aus Bohrungen für ein geplantes Tunnelprojekt zwischen Spanien und Marokko.

Beide Datensätze zeigten einen tiefen Graben, der sich von der Atlantikküste bis ins westliche Mittelmeer erstreckt. Frühere Forscher hatten diese Struktur für das Werk eines Flusses gehalten, doch Hinweise auf einen Fluss in dieser Region fehlen. Das Forscherteam hält es für plausibler, dass der Graben von der Zanclean-Flut geformt wurde – im Einklang mit ihrem Modell.

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Mögliche Auswirkungen auf die Ausbreitung des Menschen

Neben der beeindruckenden Wassermenge stellt sich die Frage zur klimatischen und ökologischen Wirkung der Flut. Garcia-Castellanos erklärte, dass der plötzliche Rückfluss des Wassers das Klima beeinflusst haben könnte, indem es die Meeresströmungen veränderte.

Zudem verschwand die Verbindung zwischen Afrika und Europa. Laut dem Forscher hätte diese Landbrücke möglicherweise die Migration früher Menschen nach Europa erleichtert. Ohne das Verschwinden dieser Passage hätten Hominide Europa vielleicht viel früher als vor etwa 1,2 Millionen Jahren erreicht.

Was du dir merken solltest:

  • Vor rund 5,6 Millionen Jahren führte die Öffnung der Straße von Gibraltar zu einer enormen Flut, die das ausgetrocknete Mittelmeerbecken mit Wassermassen von 100 Millionen Kubikmetern pro Sekunde füllte.
  • Forscher nutzten Modelle, um den Ablauf dieser Zanclean-Flut zu rekonstruieren und entdeckten dabei Spuren einer enormen Erosion, die sich mit einer Geschwindigkeit von einem halben Meter pro Tag ins Gestein schnitt.
  • Die plötzliche Wassermenge beeinflusste wahrscheinlich das Klima und könnte durch das Verschwinden der Landbrücke zwischen Afrika und Europa die Migration früher Hominiden nach Europa verzögert haben.

Bild: © Unsplash

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