Aggression bei Mäusen: Männchen fliehen zu Weibchen, um Kämpfe zu vermeiden

Männliche Mäuse nutzen Weibchen, um aggressiven Rivalen zu entkommen. Diese Fluchtstrategie reduziert Auseinandersetzungen und spielt eine wichtige Rolle im sozialen Verhalten.

Weibchen spielen eine zentrale Rolle als Konfliktlöser in den sozialen Dynamiken von Mäusegruppen. © Unsplash

Weibchen spielen eine zentrale Rolle als Konfliktlöser in den sozialen Dynamiken von Mäusegruppen. © Unsplash

Forscher der University of Delaware haben ein ungewöhnliches Verhalten bei männlichen Mäusen beobachtet, das den Tieren hilft, aggressiven Auseinandersetzungen zu entkommen: In Situationen, in denen ein Männchen von einem anderen bedrängt oder angegriffen wird, suchen die Mäuse Schutz bei Weibchen, um den Angreifer abzulenken. Diese Erkenntnis stammt sowohl aus Experimenten als auch aus einer umfassenden Analyse von 3.000 aufgezeichneten aggressiven Begegnungen.

Joshua Neunuebel, der die Studie leitete, erklärt laut New Scientist:

Tiere stehen oft vor ähnlichen Herausforderungen wie wir, wenn es darum geht, mit schwierigen Situationen umzugehen.

Männliche Mäuse nutzen gezielt weibliche Mäuse, um die Aufmerksamkeit des Angreifers von sich abzulenken. Der Angreifer wurde dann von der weiblichen Maus abgelenkt und ließ das unterlegene Männchen in Ruhe. Laut der Studie lief dieses Verhalten in über der Hälfte der aggressiven Begegnungen zwischen männlichen Mäusen folgendermaßen ab.

Wie sich Mäuse in Konfliktsituationen verhalten

Die Forscher nutzten maschinelles Lernen, um die Verhaltensweisen der Mäuse zu analysieren. Das KI-Programm erkannte Verhaltensmuster und klassifizierte sie nach Verhaltenszuständen, wie Flucht oder Verfolgung. Ein entscheidender Faktor für das Verhalten war die Nähe zu weiblichen Mäusen. Nach einer aggressiven Begegnung suchten die unterlegenen Männchen schnell die Nähe einer weiblichen Maus. Diese Strategie führte dazu, dass die Zahl der körperlichen Auseinandersetzungen deutlich reduziert wurde.

Die Analyse ergab, dass das Verhalten eines angegriffenen Männchens durch bestimmte Merkmale der Interaktion, wie die Geschwindigkeit und die Dauer der Annäherung an das Weibchen, vorhergesagt werden konnte. „Ich glaube, wir konnten dieses ‚Köder und Wechsel‘-Verhalten entdecken, weil wir die Gruppendynamik von mehreren Mäusen gleichzeitig untersucht haben“, sagt Neunuebel. Das Team filmte die Mäuse in gemischtgeschlechtlichen Gruppen und konnte dadurch die komplexen sozialen Dynamiken in vollem Umfang erfassen.

Verhaltensanalyse bestätigt Überlebensstrategie

Das Verhalten der Mäuse ist durch soziale Einflüsse geprägt. Die Forscher analysierten Gruppen von Mäusen und stellten fest, dass männliche Mäuse eine Fluchtstrategie anwenden, die darauf abzielt, den Konflikt zu entschärfen und Verletzungen zu vermeiden. Laut der Studie „zeigte sich eine Verhaltenssequenz, in der sich unterlegene Männchen nach aggressiven Auseinandersetzungen schnell Weibchen näherten, was dazu führte, dass der Angreifer sich dann auf das Weibchen konzentrierte.“ Dies führte in vielen Fällen zu einem Rückgang der physischen Auseinandersetzungen, was auf die wichtige Rolle der Weibchen in der sozialen Dynamik der Gruppe hinweist.

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Mit diesen Erkenntnissen konnten die Forscher erstmals zeigen, wie das Verhalten der Mäuse in sozialen Gruppen durch die Anwesenheit von Weibchen beeinflusst wird. Die Flucht zu den Weibchen stellte sich als eine effektive Überlebensstrategie heraus, die es den Männchen ermöglicht, größere Verletzungen und den sozialen Ausschluss aus der Gruppe zu vermeiden.

Wissenschaftliche Zweifel an den Ergebnissen

Obwohl die Ergebnisse der Studie das Verhalten der Mäuse bei aggressiven Begegnungen detailliert darstellen, gibt es auch kritische Stimmen. Markus Meister vom California Institute of Technology äußerte Bedenken hinsichtlich der Bedeutung dieser Verhaltensweisen und bezeichnete die sozialen Auswirkungen als „klein und kaum signifikant“. Bevor man weitergehende Schlüsse ziehe, müsse das Verhalten reproduzierbar sein und in weiteren Studien bestätigt werden.

Die Forscher planen, ihre Untersuchungen fortzusetzen, indem sie die Reaktionen von weiblichen Mäusen auf unerwünschte Annäherungsversuche aggressiver Männchen genauer untersuchen. Dabei soll überprüft werden, ob das Verhalten der Weibchen ebenfalls Einfluss auf die Deeskalation der Konflikte hat.

Was du dir merken solltest:

  • Männliche Mäuse fliehen bei aggressiven Auseinandersetzungen oft zu Weibchen, um die Angreifer abzulenken. 
  • Diese Strategie verringert die Wahrscheinlichkeit von physischen Auseinandersetzungen erheblich. 
  • Das Verhalten zeigt die Bedeutung sozialer Dynamiken und Weibchen als Konfliktlöser in Gruppen von Mäusen. 

Bild: © Unsplash

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