Synthetischer Treibstoff auf dem Prüfstand: Können E-Fuels das Fliegen umweltfreundlicher machen?
Klimafreundliche Treibstoffe wie E-Fuels könnten das Fliegen grundlegend verändern – und erstmals wurden ihre Emissionen direkt im Flug gemessen.
Synthetische Treibstoffe, sogenannte E-Fuels, könnten einen großen Schritt in Richtung klimaverträgliches Fliegen bedeuten. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat nun erstmals die Emissionen eines solchen Treibstoffs während eines Fluges gemessen. Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, ob und wie E-Fuels die klimaschädlichen Emissionen der Luftfahrt reduzieren können. Es handelt sich dabei um eine bedeutende Innovation, die den Weg zu umweltfreundlicherem Flugverkehr ebnen könnte.
Messung der Emissionen in realen Bedingungen
Um die Emissionen zu erfassen, flog das Testflugzeug des DLR, die Falcon 20E, in den Abgasstrahl einer vorausfliegenden Maschine, die mit E-Fuels betrieben wurde. Ein solches Manöver erfordert höchste Präzision und Konzentration, da die Piloten dicht hinter dem vorausfliegenden Flugzeug fliegen müssen. „Das ist wie eine sehr dynamische Wildwasserfahrt“, beschreibt es DLR-Flugbetriebsleiter Ingmar Mayerbuch laut Tagesschau. Das ist das erste Mal, dass die Emissionen eines mit synthetischem Kraftstoff betriebenen Flugzeugs im Flug untersucht wurden. Der Test liefert so wertvolle Echtzeitdaten.
Direkte und indirekte CO2-Effekte
Die Reduktion von Emissionen ist ein zentraler Bestandteil des EU-Ziels, bis 2050 klimaneutral zu werden. Laut einem Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) trägt die Luftfahrt zu 3,5 bis 5 Prozent zur globalen Erwärmung bei. Die Emissionen bestehen jedoch nicht nur aus CO2: Auch sogenannte Nicht-CO2-Effekte, insbesondere die Bildung von Kondensstreifen, haben einen starken Einfluss auf das Klima. „Kondensstreifen wärmen ähnlich viel wie das gesamte CO2 seit Beginn der Luftfahrt“, erklärt Christiane Vogt, Projektleiterin am DLR-Institut für Physik der Atmosphäre, gegenüber der Tagesschau.
Kondensstreifen entstehen, wenn winzige Rußpartikel aus den Abgasen in der Atmosphäre Eiskristalle anziehen. Diese Eiskristalle formen Wolken, die die Wärme von der Erde zurückstrahlen und so zur Erwärmung beitragen. Da E-Fuels fast ohne Ruß verbrannt werden, bilden sich viel weniger Kondensstreifen. Das ist ein Vorteil, der den Luftverkehr klimafreundlicher machen könnte.
Vorteile und Herausforderungen der E-Fuels
Synthetisches Kerosin, auch bekannt als „Power-to-Liquid“ (PtL), wird aus CO2, Wasser und erneuerbarer Energie hergestellt. Ein großer Vorteil von E-Fuels ist, dass sie als „Drop-in-Fuel“ in bestehenden Triebwerken ohne große Anpassungen genutzt werden können. Nur einige Dichtungen müssen angepasst werden, da das synthetische Kerosin anders mit dem Material reagiert, erklärt Mayerbuch.
Eine große Hürde bleibt jedoch: die Produktionskapazität. Nora Wissner, Klimaforscherin am Öko-Institut in Berlin, weist darauf hin, dass die geplanten Produktionsanlagen bis 2030 weltweit etwa 1,4 Millionen Tonnen E-Fuels liefern könnten. Davon würde nur ein Drittel in Europa produziert werden – das entspricht lediglich drei Prozent des aktuellen Kerosinbedarfs der EU.
E-Fuels als Teil einer umfassenden Lösung
Das DLR-Projekt zeigt, dass synthetische Treibstoffe wie E-Fuels zwar eine vielversprechende Lösung sind, jedoch allein nicht ausreichen werden, um die Luftfahrt vollständig klimaneutral zu gestalten. Ein weiterer Ansatz ist die Verbesserung der Flugroutenplanung, da Kondensstreifen nur unter bestimmten Wetterbedingungen entstehen. Auch bei Antriebstechnologien und der aerodynamischen Gestaltung der Flugzeuge sieht das DLR noch Verbesserungspotenzial.
Was du dir merken solltest:
- Synthetische Treibstoffe, sogenannte E-Fuels, könnten den Luftverkehr umweltfreundlicher machen, indem sie klimaschädliche Emissionen verringern.
- Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) testet die Emissionen dieser Treibstoffe in realen Flugbedingungen und untersucht insbesondere die Reduktion von Kondensstreifen, die zur Erwärmung beitragen.
- Trotz des Potenzials von E-Fuels bestehen Herausforderungen wie begrenzte Produktionskapazitäten, sodass sie nur ein Teil einer umfassenden Lösung zur Klimaneutralität der Luftfahrt sein können.
Übrigens: Turbulenzen bleiben ein Risiko in der Luftfahrt, doch Forscher am Caltech arbeiten an einer KI-Technologie, die die Sicherheit beim Fliegen erhöhen soll. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
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