Licht erzeugt eigenen Schatten – Forscher brechen physikalische Grundsätze

Mit einem Rubin-Kristall und zwei Lasern beweisen Forscher: Licht kann einen eigenen Schatten erzeugen.

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Licht kann Schatten werfen – ein Experiment mit einem Laserstrahl beweist das scheinbar Unmögliche. © Pexels

Es klingt zunächst wie ein Rätsel: Kann Licht selbst Schatten werfen? Ein Forscherteam hat bewiesen, dass das tatsächlich möglich ist – unter ganz bestimmten Bedingungen. Dabei agiert ein Laserstrahl ähnlich wie ein fester Gegenstand, der Licht blockiert und einen sichtbaren Schatten erzeugt.

Wie ein Laserstrahl Schatten werfen kann

Normalerweise interagieren Lichtstrahlen nicht miteinander – sie durchdringen einander ohne Hindernis. Genau das macht die Entdeckung des Teams um Raphael A. Abrahao vom Brookhaven National Laboratory so außergewöhnlich.

Laserlicht, das einen Schatten wirft, galt bisher als unmöglich.

Raphael A. Abrahao

Möglich wurde dieser Effekt durch einen speziellen optischen Prozess, der als „nichtlineare Wechselwirkung“ bezeichnet wird. Hierbei reagiert ein Material abhängig von der Intensität des einfallenden Lichts, was dazu führen kann, dass ein Lichtstrahl einen anderen blockiert.

Für das Experiment nutzten die Wissenschaftler einen Rubin-Kristall und zwei Laserstrahlen mit unterschiedlichen Farben: einen grünen Hochleistungslaser und einen blauen Lichtstrahl, der den grünen Laser seitlich beleuchtete. Als der grüne Laser durch den Kristall geleitet wurde, veränderte er die optischen Eigenschaften des Materials. Der blaue Strahl konnte dadurch in bestimmten Bereichen nicht hindurchtreten und es entstand ein sichtbarer Schatten des grünen Lasers auf einer Projektionsfläche.

Ein grüner Laserstrahl durchdringt einen Rubinwürfel und wirft dabei einen sichtbaren Schatten im blauen Licht. © 2024 Optica Publishing Group

Nichtlineare Optik: Was passiert im Kristall?

Das Schlüsselprinzip hinter diesem Phänomen ist die sogenannte „nichtlineare optische Absorption“. Vereinfacht gesagt: Der grüne Laserstrahl erhöht die Lichtaufnahmefähigkeit des Rubin-Kristalls für das blaue Licht. An den Stellen, an denen der grüne Laserstrahl den Kristall durchdringt, wird das blaue Licht stärker absorbiert. Dadurch entsteht eine dunklere Region, die einem Schatten entspricht. Dieser Schatten erfüllt alle klassischen Kriterien: Er ist mit bloßem Auge sichtbar, folgt den Konturen des Laserstrahls und verändert sich je nach Position des Lichts.

„Unsere Ergebnisse laden dazu ein, unser Verständnis von Schatten grundlegend zu überdenken“, erklärte Abrahao laut Optica. Solche optischen Effekte könnten zukünftig für Technologien genutzt werden, bei denen Licht die Eigenschaften eines anderen Lichtstrahls beeinflusst – beispielsweise in optischen Schaltern oder bei der Steuerung von Hochleistungslasern.

Eine Idee aus der Mittagspause

Die Inspiration für das Experiment kam bei einer scheinbar beiläufigen Diskussion. Während einer Mittagspause bemerkten die Forscher, dass Laserstrahlen in 3D-Visualisierungen als feste Zylinder dargestellt wurden, die Schatten warfen. Das Team stellte sich die Frage: Könnte man dieses Phänomen auch real im Labor erzeugen? „Was als lustige Diskussion begann, wurde zu einem ernsthaften wissenschaftlichen Projekt“, so Abrahao.

Das Experiment zeigte nicht nur, dass Laser Schatten werfen können, sondern auch, dass die Stärke des Schattens – der sogenannte Kontrast – direkt von der Intensität des Lasers abhängt. Der maximale gemessene Kontrast betrug etwa 22 Prozent, vergleichbar mit dem Schatten eines Baums an einem sonnigen Tag. Die Ergebnisse wurden durch ein theoretisches Modell untermauert, das die beobachteten Effekte präzise vorhersagen konnte.

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Was diese Entdeckung für die Zukunft bedeutet

Die Forschungsergebnisse erweitern das Wissen über die Interaktion von Licht und Materie. Von besonderem Interesse ist die Möglichkeit, die Intensität eines Laserstrahls mithilfe eines zweiten Lasers präzise zu kontrollieren. Das könnte in der Zukunft zu Innovationen in Bereichen wie der optischen Datenübertragung oder der Entwicklung leistungsstarker Lichtquellen führen.

Die Entdeckung des „Laser-Schattens“ zeigt, dass selbst grundlegende physikalische Phänomene wie Licht und Schatten unter den richtigen Bedingungen ganz neue Aspekte offenbaren können. Das Forscherteam plant, weitere Materialien und Wellenlängen zu untersuchen, um ähnliche Effekte zu erzielen und das Potenzial dieser Technologie weiter auszuloten.

Was du dir merken solltest:

  • Wissenschaftler haben gezeigt, dass ein Laserstrahl unter bestimmten Bedingungen wie ein fester Gegenstand wirken und einen sichtbaren Schatten werfen kann.
  • Dieser Effekt basiert auf einem nichtlinearen optischen Prozess, bei dem die Lichtintensität eines Lasers die optischen Eigenschaften eines Materials verändert und das Durchdringen eines anderen Lichts blockiert.
  • Die Entdeckung könnte in der Zukunft für Anwendungen wie die präzise Steuerung von Lichtstrahlen, optische Schalter oder leistungsstarke Lichtquellen genutzt werden.

Bild: © Pexels

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