Kann Deutschland die KI-Lücke schließen? Ein Projekt in Heilbronn versucht es
Deutschland kämpft um Anschluss in der KI-Technologie. Der IPAI Heilbronn investiert 100 Millionen Euro. Die Lücke zu den USA bleibt riesengroß.
Deutschland will bei künstlicher Intelligenz an der Spitze mitspielen, aber was die Investitionen in KI angeht, so fällt das Land extrem zurück. Auch der Vergleich innerhalb der EU sieht nicht besser aus. Der Kampf um die Vorreiterrolle ist in vollem Gange. Das beweist auch ein KI-Projekt in Heilbronn.
Und dennoch: Die EU steht nach Einschätzung des Europäischen Rechnungshofs nicht gut da. Sie hat bei Investitionen in KI in den vergangenen Jahren nicht mit weltweit führenden Akteuren mithalten können. „Die KI-Investitionen der EU stiegen im Zeitraum 2018 bis 2020 zwar stetig an“, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Luxemburger Behörde, wie der Spiegel meldet. Die KI-Investitionslücke zwischen den USA und der EU, die sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor betreffe, habe sich in diesem Zeitraum aber Schätzungen zufolge mehr als verdoppelt. „Die EU liegt um über 10 Milliarden Euro zurück“, so der Rechnungshof.
Staatliche Stellen und private Unternehmen in den USA haben also deutlich mehr in die zukunftsweisende Technologie investiert. Ein KI-Projekt in Heilbronn nimmt nun etwas Geld in die Hand und sorgt für einen kleinen Lichtblick.
Heilbronn als Hoffnungsträger in der KI-Forschung
In Heilbronn formiert sich eine Gegenbewegung: Der Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) zielt darauf ab, Deutschland in der internationalen KI-Landschaft voranzubringen. Dieses ambitionierte Projekt, das 2020 ins Leben gerufen wurde, soll ein Zentrum für KI-Forschung und -Entwicklung werden.
Das Land Baden-Württemberg und private Partner stellen insgesamt 100 Millionen Euro bereit, um den Standort Heilbronn zu einem globalen Zentrum der Künstlichen Intelligenz zu machen. Auf 23 Hektar sollen bis 2027 knapp 40 Gebäude entstehen. Das KI-Ökosystem wird die gesamte Wertschöpfungskette von der Spitzenforschung bis zur kommerziellen Anwendung abdecken.
Deutschland braucht mehr Vision für KI
Moritz Gräter, der CEO von IPAI, betont, dass es ohne die große Vision keinen Grund für das Projekt gebe. „Wenn wir glauben, wir könnten mit IPAI ein Local Hero werden, noch ein kleines Innovationsökosystem, gäbe es für uns keine Daseinsberechtigung“, erklärt er im ZDF. Er sieht in der Kombination von mittelständischen Unternehmen, Familienbetrieben und starken Forschungseinrichtungen eine einmalige Chance für Deutschland, die KI zu nutzen.
In der Forschung führend, Umsetzung klappt weniger gut
Prof. Reinhold Geilsdörfer, CEO der Dieter-Schwarz-Stiftung, zeigt sich ebenfalls überzeugt von der Bedeutung des Projekts für die Zukunft. „In der KI-Forschung sind wir jetzt schon Weltspitze, dort können wir mithalten“, führt er aus. Die Herausforderung liege allerdings in der Umsetzung, weshalb Initiativen wie das IPAI entscheidend seien, um den deutschen Wohlstand auch für kommende Generationen zu sichern.
IPAI Spaces: Aktives Zentrum für KI-Dialog und Innovation
Ein erstes Gebäude des IPAI, die sogenannten IPAI Spaces, ist bereits in Betrieb. Es dient als Plattform für Projektpartner wie Porsche, Audi oder das Fraunhoferinstitut. Ein Besucherzentrum soll zudem die gesellschaftliche Akzeptanz für KI fördern. Hier können Besucher etwa mit einem Chatbot über die Vor- und Nachteile der KI diskutieren oder gegen eine KI im Pong-Automaten spielen.
Dr. Martin May, Leiter der Innovationsabteilung bei Schunk, verweist auf die praktische Umsetzung der Technologie im IPAI. „Ein Unternehmen schafft es wahrscheinlich nie alle Probleme der KI einzeln zu lösen. Wir finden uns hier genau mit den Firmen zusammen, die an ähnlichen Problemen arbeiten wie wir“, sagt er.
Was du dir merken solltest:
- Der Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) in Heilbronn, initiiert im Jahr 2020, wird mit einer Investition von 100 Millionen Euro von der Landesregierung Baden-Württemberg und privaten Sponsoren finanziert.
- Bis zum Jahr 2027 entstehen auf einer Fläche von 23 Hektar etwa 40 Gebäude, die eine komplette Kette von der KI-Forschung bis zur Marktreife abdecken.
- Deutschland und die EU müssen deutlich mehr investieren, wenn sie die große Lücke zu den USA im Bereich der KI-Technologien schließen wollen.
Bild: © IP.ai