CO2-Fußabdruck größer als der von Griechenland: Der Algorithmus von TikTok ist ein gigantischer Stromfresser
TikToks CO2-Fußabdruck ist gewaltig: Der stromhungrige Algorithmus und lange Scrollzeiten verursachen mehr Emissionen als ein ganzes Land.
TikTok gehört zu den beliebtesten Social-Media-Plattformen der Welt, doch der Preis dafür ist hoch – vor allem für das Klima. Laut einer Analyse des Beratungsunternehmens Greenly verursacht die Plattform mehr CO2 als Griechenland. Während der Mittelmeerstaat 2023 auf rund 51,67 Millionen Tonnen CO2 kam, liegt TikTok mit geschätzten 50 Millionen Tonnen nur knapp dahinter. Diese Schätzung erfasst bisher vor allem die großen Emissionsquellen wie Rechenzentren und die Aktivitäten der Nutzer. Weitere Faktoren wie der Energieverbrauch in Büros oder der Pendelverkehr der Mitarbeiter bleiben unberücksichtigt. Damit übertrifft TikTok möglicherweise bereits den CO2-Ausstoß des Mittelmeerstaates.
Warum? Die Antwort steckt tief in der Struktur der Plattform. TikTok lebt von Videos – sie sind der Motor, der den Algorithmus antreibt und die Nutzer stundenlang in seinen Bann zieht. Doch genau dieser Algorithmus ist ein gigantischer Stromfresser. Rechenzentren arbeiten rund um die Uhr daran, den perfekten Videofeed zu erstellen. Jede Empfehlung, jedes nahtlose Scrollen verbraucht Energie – und die kommt oft noch aus fossilen Brennstoffen.
Der Algorithmus saugt Energie und sorgt für Sucht
Im Schnitt verbringen TikTok-Nutzer etwa 45 Minuten pro Tag auf der App. Zum Vergleich: Instagram-Nutzer kommen auf 30 Minuten. Das Besondere an TikTok ist der Algorithmus, der Videos nicht nur passiv anzeigt, sondern ständig lernt, was die Nutzer noch länger fesselt. „Der gesamte Algorithmus ist darauf ausgelegt, Videos zu maximieren“, erklärt Alexis Normand, CEO von Greenly, im Gespräch mit dem „Guardian“.
Das Ergebnis: TikTok erzeugt pro Nutzer mehr Emissionen als jede andere Social-Media-Plattform. Durchschnittlich verursacht ein Nutzer jährlich rund 48,5 Kilogramm CO2 – so viel, wie ein Auto auf einer Strecke von etwa 200 Kilometern ausstoßen würde. YouTube liegt bei etwa 40 Kilogramm, Instagram bei 32 Kilogramm. Doch weil TikTok-Nutzer einfach länger scrollen, summieren sich die kleinen Unterschiede zu gigantischen Werten.
Rechenzentren: Die unsichtbaren Klimakiller
Hinter TikToks beeindruckender Videoflut stehen gigantische Rechenzentren. Sie sind das Herz der Plattform und der Grund, warum Nutzer sekundenschnell ihre Lieblingsvideos angezeigt bekommen. Laut Greenly entstehen 99 Prozent des TikTok-CO2-Fußabdrucks allein durch den Betrieb dieser Server. Sie müssen nicht nur die riesigen Datenmengen speichern, sondern auch ständig analysieren, welche Videos Nutzer als Nächstes sehen wollen.
Anders als Konkurrenten wie Meta oder Google bleibt TikTok jedoch undurchsichtig. Während andere Tech-Unternehmen regelmäßig ihre Emissionsdaten veröffentlichen und in erneuerbare Energien investieren, hält sich TikTok zurück. Zwar hat das Unternehmen versprochen, bis 2030 klimaneutral zu werden, doch bisher wurde nur ein einziges Rechenzentrum in Norwegen gebaut, das zu 100 Prozent mit grüner Energie betrieben wird. Ein erster Schritt, aber angesichts der weltweiten Nutzermassen bei Weitem nicht genug.
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Klimabilanz: TikTok verbraucht mehr als gedacht
Besonders brisant: Die Greenly-Analyse zeigt nur einen Teil des Problems. Denn bisher wurden nur die Hauptemissionen aus Rechenzentren berücksichtigt. Kleinere Faktoren wie der Stromverbrauch in Büros oder die Emissionen von Mitarbeiterpendlern flossen gar nicht in die Berechnungen ein. Hinzu kommt, dass die USA, Großbritannien und Frankreich zusammen nur 15 Prozent der globalen Nutzerbasis ausmachen. Trotzdem verursachte TikTok allein dort 2023 schon 7,6 Millionen Tonnen CO2.
Rechnet man das auf die ganze Welt hoch, zeigt sich die gewaltige Belastung durch TikTok. Und diese wächst weiter: Der Algorithmus wird immer effizienter, die Nutzungszeiten steigen. Das bedeutet auch: mehr Energieverbrauch, mehr CO2-Ausstoß.
Was du dir merken solltest:
- TikTok verursacht jedes Jahr etwa 50 Millionen Tonnen CO2 – fast so viel wie Griechenland.
- Der Grund: TikToks Algorithmus verbraucht Unmengen an Strom, weil er ständig Videos analysiert und Nutzer länger auf der Plattform hält.
- Ein TikTok-Nutzer erzeugt pro Jahr durchschnittlich 48,5 Kilogramm CO2 – mehr als bei anderen sozialen Medien wie YouTube oder Instagram.
Übrigens: Künstliche Intelligenz zieht Jugendliche immer stärker in ihren Bann – mit riskanten Folgen. Ein aktueller Fall zeigt, wie ein KI-Chatbot einen Teenager zu extremen Gedanken verleitet haben soll. Mehr dazu in unserem Artikel.
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