CO2 sparen: Warum ein Euro-4-Auto besser sein kann als ein Euro-6-Modell
Der Fahrstil beeinflusst den CO2-Ausstoß oft stärker als die Fahrzeugklasse. Sogar Euro-4-Autos können besser abschneiden als Euro-6-Modelle.
Klimafreundlich fahren, ohne ein Vermögen für ein neues Auto auszugeben? Eine neue Studie zeigt, dass nicht nur das Fahrzeug entscheidend ist, sondern vor allem, wie es gefahren wird. Der Fahrstil hat laut den Forschern oft größeren Einfluss auf die CO2-Emissionen als die Fahrzeugklasse – eine überraschende Erkenntnis, die jedem Autofahrer neue Möglichkeiten eröffnet.
Die Studie des Politecnico di Milano basiert auf Daten von über 8.000 Autos und 11 Millionen Fahrten. Mithilfe präziser GPS- und Beschleunigungsdaten haben die Forscher ein innovatives System entwickelt, das den realen CO2-Ausstoß eines Autos berechnet. Die Ergebnisse sind klar: Wer gleichmäßig fährt und abruptes Bremsen vermeidet, kann seinen Kraftstoffverbrauch und damit auch die Emissionen deutlich senken. Besonders sparsam ist das sogenannte „grüne Tempo“ – eine Geschwindigkeit zwischen 50 und 75 km/h.
CO2-Emissionen reduzieren – Der Fahrstil schlägt die Fahrzeugklasse
Interessanterweise widerlegt die Studie das gängige Vorurteil, dass neuere Fahrzeuge automatisch umweltfreundlicher sind. Selbst ein älteres Euro-4-Auto kann bei sparsamer Fahrweise besser abschneiden als ein aggressiv gefahrenes Euro-6-Modell. „Unsere Methodik zeigt, wie wichtig das Verhalten des Fahrers ist“, erklärt Professorin Silvia Strada, die Hauptautorin der Studie. Die Ergebnisse geben besonders Menschen mit älteren Autos eine Chance, zur Klimawende beizutragen – ohne teure Investitionen in ein neues Fahrzeug.
Diese Erkenntnisse könnten auch Städte inspirieren. Statt auf pauschale Fahrverbote zu setzen, könnten Umweltzonen und Parkgebühren künftig nach dem tatsächlichen CO2-Ausstoß eines Autos berechnet werden. Das wäre nicht nur gerechter, sondern auch effektiver, denn es setzt dort an, wo echte Einsparungen möglich sind: beim Verhalten hinter dem Steuer.
Professorin will Nachhaltigkeit allen zugänglich machen
Das Konzept hat eine soziale Dimension, die die Forscher besonders betonen. „Es geht darum, Nachhaltigkeit für alle zugänglich zu machen, unabhängig davon, ob man sich ein neues Auto leisten kann oder nicht“, sagt Strada. Mit den entwickelten Algorithmen können Fahrer eine individuelle Rückmeldung zu ihrem Umweltverhalten erhalten – eine Art CO2-Fitness-Tracker für die Straße. Dies schafft nicht nur Bewusstsein, sondern belohnt auch umsichtiges Fahren.
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Auch Städte könnten von diesem Ansatz profitieren. Kommunen könnten beispielsweise Anreize für umweltfreundliches Fahren schaffen, etwa durch günstigere Parktarife für emissionsarme Fahrweisen. Gleichzeitig bliebe die Wahl des Fahrzeugs jedem selbst überlassen – ein Konzept, das Technologieoffenheit und Fairness verbindet.
Die Macht der kleinen Entscheidungen
Die Botschaft ist so simpel wie kraftvoll: Jeder Fahrer kann etwas tun. Das Tempo anpassen, weniger stark beschleunigen, Bremsen vorausschauender einsetzen – all das spart CO2 und Kosten. Gerade im Hinblick auf die ehrgeizigen Klimaziele der EU, die bis 2050 eine Reduktion der Verkehrsemissionen um 90 Prozent anstrebt, wird deutlich, wie wichtig die Summe vieler kleiner Entscheidungen sein kann.
Was du dir merken solltest:
- Der Fahrstil hat oft größeren Einfluss auf CO2-Emissionen als die Fahrzeugklasse – gleichmäßiges Fahren zwischen 50 und 75 km/h ist besonders effizient.
- Sorgfältig gefahrene Euro-4-Fahrzeuge können umweltfreundlicher sein als aggressiv genutzte Euro-6-Modelle, wie neue Daten belegen.
- Städte könnten emissionsbasierte Regelungen nutzen, um nachhaltiges Fahren zu fördern, ohne bestimmte Fahrzeugtypen zu bevorzugen.
Übrigens: Mailand zeigt, dass auch Städte ihren „Fahrstil“ ändern können – mit Millionen neu gepflanzter Bäume für weniger CO2-Emissionen und kühlere Sommer. Mehr dazu im Artikel.
Bild: © Henning Schlottmann via Wikimedia unter CC BY 4.0
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