BeiDou fordert GPS heraus: Wird die Welt das chinesische System annehmen?

Chinas BeiDou-Navigationssystem konkurriert mit dem US-amerikanischen GPS und bietet in einigen Regionen sogar präzisere Dienste.

BeiDou will den übermächtigen Us-Konkurrenten GPS herausfordern.

BeiDou will den übermächtigen US-Konkurrenten GPS herausfordern. © Wikimedia

Nach 30 Jahren ist das chinesische Navigationssystem BeiDou nun ein ernstzunehmender Konkurrent des GPS der USA. In einigen Regionen übertrifft BeiDou sogar die amerikanische Technologie. Es bleibt jedoch die Frage, ob die Welt diese Alternative begrüßen wird.

In den letzten drei Jahrzehnten hat China Milliarden in den Aufbau seines eigenen satellitengestützten Navigationssystems investiert. Der Anlass dafür war ein Vorfall im Jahr 1993, bei dem das chinesische Schiff Yinhe in internationalen Gewässern von den USA blockiert wurde, indem deren GPS-Signale gestört wurden. Um solche Situationen zukünftig zu vermeiden, entwickelte China ein eigenes Satellitensystem, das heute zu den leistungsfähigsten der Welt zählt.

BeiDou wächst international und ist auf Augenhöhe mit GPS

Laut der South China Morning Post (SCMP) hat China in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, BeiDou auch international attraktiv zu machen. Das System ist mittlerweile weit verbreitet und konkurriert auf Augenhöhe mit dem US-amerikanischen GPS. Dabei setzt China vor allem auf die enge Zusammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungsländern, die oft nicht so stark mit westlichen Technologien verbunden sind. Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika nutzen BeiDou bereits intensiv für verschiedene Anwendungen, von der Landwirtschaft bis zum Verkehr.

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Die Einführung von BeiDou bringt für China nicht nur wirtschaftliche, sondern auch geopolitische Vorteile. Durch die Förderung des Systems als kostengünstige und zuverlässige Alternative hofft die chinesische Regierung, ihre internationale Stellung zu festigen und gleichzeitig die technologische Abhängigkeit von den USA zu verringern.

China bewirbt kostenlosen Dienst von BeiDou

China bewirbt sein System als kostenlosen Dienst, der in vielen Bereichen Vorteile gegenüber GPS bieten soll. Ein besonderer technischer Fortschritt: BeiDou ermöglicht es, Textnachrichten von bis zu 1.000 Zeichen zwischen Nutzern und Kontrollzentren zu senden – eine Funktion, die das amerikanische System nicht bietet. Laut Berichten der South China Morning Post konnte BeiDou außerdem in einigen Regionen eine höhere Positionsgenauigkeit als GPS erreichen. Vor allem in Asien, Afrika und Südamerika sei die Signalqualität besser.

Michael Shin, Professor für Geospatial Technologies an der University of California, Los Angeles, erklärte, dass BeiDou in bestimmten Ländern nicht nur GPS übertreffe, sondern auch mehr Satelliten und Bodenstationen besitze, die für eine größere Präzision sorgen. Dies mache das System besonders in niederen und mittleren Breitengraden attraktiv, wo seine Genauigkeit höher sei als die von GPS.

BeiDou kämpft gegen die globale Dominanz von GPS an

Dennoch gibt es Bedenken, dass BeiDou trotz seiner technologischen Fortschritte keine nennenswerte Marktposition gegenüber GPS erlangen könnte. Shin argumentiert, dass viele internationale Nutzer weiterhin dem amerikanischen GPS-System treu bleiben, auch wenn BeiDou in einigen Punkten überlegen ist. Dies liege vor allem an der globalen Verbreitung und der tiefen Integration von GPS in zahlreiche Branchen.

Godfrey Yeung, Professor an der National University of Singapore, sieht BeiDou ebenfalls nur als „sekundäre Option“ für internationale Nutzer. „Es ist unwahrscheinlich, dass BeiDou GPS in größerem Umfang ersetzen kann“, erklärte er in der SCMP. „China sollte sich nicht darauf konzentrieren, das amerikanische System herauszufordern. Bisher ist dies weder Europa noch Russland gelungen.“

Kann China Schwellenländer über BeiDou an sich binden?

Trotz dieser Skepsis wächst die Nutzung von BeiDou in Schwellenländern weiter. China fördert den Einsatz des Systems vor allem durch seine Seidenstraßen-Initiative, bei der zahlreiche Infrastrukturprojekte in Asien und Afrika realisiert werden. So wird BeiDou bereits in Pakistan für das Hafenmanagement, in Myanmar für die Landplanung und in Laos für die Präzisionslandwirtschaft genutzt. Auch in Saudi-Arabien kommt das System bei städtischen Entwicklungsprojekten zum Einsatz.

China versucht dem Bericht zufolge, durch Subventionen und die Kombination von BeiDou mit anderen Technologien, die Abhängigkeit der Schwellenländer von chinesischen Dienstleistungen zu erhöhen. Langfristig könnte dies zu einer engeren wirtschaftlichen und technologischen Verflechtung führen, die Chinas Position in der Weltwirtschaft stärkt.

Kann BeiDou die Dominanz von GPS brechen?

Trotz der Erfolge bleibt BeiDou vor einigen Herausforderungen. Die weltweite Marktführung von GPS und seine tief verwurzelte Integration in zahlreiche Technologien machen es schwer, diese Dominanz zu brechen. Zudem haben Europa mit Galileo und Russland mit Glonass ebenfalls eigene Systeme aufgebaut, die jedoch bislang keinen nennenswerten Einfluss auf den globalen Markt nehmen konnten.

Was du dir merken solltest:

  • BeiDou ist Chinas eigenes Navigationssystem und konkurriert in Genauigkeit und Reichweite mit dem US-amerikanischen GPS.
  • Besonders in Schwellenländern wird BeiDou vermehrt genutzt und ist oft durch Chinas Infrastrukturprojekte gefördert.
  • Trotz technologischer Vorteile hat BeiDou Schwierigkeiten, die weltweite Dominanz von GPS zu brechen.

Übrigens: Wie ernst China es mit seinem Vorhaben meint, die GPS-Dominanz zu brechen, beweist der Plan, 21 BeiDou-Satelliten um den Mond zu positionieren und eine hochpräzise Navigation zu ermöglichen – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © AKAMGO yalms via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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