Weltnaturkonferenz droht zu scheitern, denn: Naturschutz kostet – aber wer bezahlt die Rechnung?
Regenwälder verschwinden, Meere werden überfischt – und doch fehlt das Geld für den Naturschutz. Die UN-Biodiversitätskonferenz in Rom droht zu scheitern, weil sich die Staaten nicht einigen.
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Der europäische Feldhamster steht kurz vor dem Aussterben. © Wikimedia
Millionen Tier- und Pflanzenarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Lebensräume verschwinden, Regenwälder werden abgeholzt, und Meere überfischt. Das gefährdet nicht nur die Natur, sondern auch die Lebensgrundlagen von uns Menschen. Um diesen Trend zu stoppen, haben sich fast 200 Staaten bei der UN-Biodiversitätskonferenz auf ehrgeizige Ziele geeinigt. Bis 2030 soll der Verlust der Artenvielfalt gestoppt werden. Doch es gibt ein Problem: Wer soll die notwendigen Schutzmaßnahmen bezahlen?
Im Oktober 2024 scheiterte die Konferenz im kolumbianischen Cali genau an dieser Frage. Vor allem ärmere Länder fordern finanzielle Unterstützung. Seit Dienstag, den 25.02.25, läuft in Rom die nächste Verhandlungsrunde bis Donnerstag, den 27.02.25 – doch die Fronten bleiben verhärtet. Laut Tagesschau droht ein weiteres Scheitern.
Naturschutz kostet – doch wer zahlt?
Damit Wälder erhalten, Feuchtgebiete geschützt und Meere nicht überfischt werden, braucht es viel Geld. Gerade in Ländern mit wirtschaftlichen Problemen stehen Umweltschutz und Klimaanpassung oft nicht an erster Stelle. Dort fehlen die Mittel, um Schutzmaßnahmen umzusetzen. Deshalb fordern viele Staaten des globalen Südens finanzielle Unterstützung von wohlhabenderen Ländern.
Die UN hat sich ein klares Ziel gesetzt: Bis 2030 sollen weltweit 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr in den Artenschutz fließen. 30 Milliarden davon sollen von den Industriestaaten bereitgestellt werden. Doch gibt es Zweifel, ob dieses Geld tatsächlich aufgebracht wird, berichtet die Tagesschau. Und noch wichtiger: Wer entscheidet am Ende, wohin das Geld fließt?
Finanzierungsstreit blockiert Fortschritt
Bislang verwaltet die Globale Umweltfazilität (GEF) die Mittel für den weltweiten Artenschutz. Doch viele ärmere Länder kritisieren dieses System. Sie wollen mehr Einfluss auf die Verteilung der Gelder und fordern einen neuen, unabhängigen Fonds. Wohlhabendere Staaten, darunter Deutschland, lehnen das ab.
Laut Tagesschau argumentiert Jan-Niclas Gesenhues vom Bundesumweltministerium, dass bestehende Strukturen ausreichen. „Wir haben ausreichend internationale Fonds und Instrumente“, sagt er. Wichtig sei nicht ein neuer Fonds, sondern dass die bereits zugesagten Gelder auch wirklich fließen.
Deutschlands Rolle und unklare Zusagen
Deutschland ist einer der größten Geldgeber für den internationalen Artenschutz. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte ursprünglich 1,5 Milliarden Euro für die kommenden Jahre versprochen. Doch es ist unklar, ob diese Zusage auch unter einer neuen Bundesregierung bestehen bleibt.
Auch andere Staaten haben noch nicht geliefert, was sie zugesagt hatten. Genau das sorgt für Misstrauen unter den verhandelnden Ländern. Ohne eine klare Finanzierungsstrategie droht die Umsetzung der Artenschutzziele zu scheitern.
Können Unternehmen die Lücke füllen?
Neben öffentlichen Geldern sollen auch private Investitionen helfen. Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft erkennen zunehmend, dass sie von stabilen Ökosystemen profitieren. Die Denkfabrik The Common Initiative fordert, Biodiversität stärker in Wirtschaft und Finanzmärkte zu integrieren. Co-Gründer Oscar Soria betont: „Damit wir einen ordentlichen Mix aus öffentlichen und privaten Geldern bekommen. Das ist der Weg voran.“
Letzte Chance für eine Einigung?
Ob die Verhandlungen in Rom eine Lösung bringen, bleibt fraglich. WWF-Experte Florian Titze erwartet keinen finalen Durchbruch. Entscheidend sei aber, dass zumindest eine Einigung erzielt wird, um das Vertrauen zwischen den Staaten zu erhalten. Sonst könnte der Schutz der Artenvielfalt weiter ausgebremst werden – mit Folgen für Natur und Menschen.
Kurz zusammengefasst:
- Die UN-Biodiversitätskonferenz soll Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt bis 2030 umsetzen, doch die Finanzierung bleibt umstritten – ärmere Länder fordern mehr Unterstützung von wohlhabenden Staaten.
- Während die UN jährlich 200 Milliarden US-Dollar für den Artenschutz veranschlagt, bestehen Entwicklungsländer auf einen neuen Fonds, da sie mehr Mitspracherecht über die Verteilung der Mittel fordern.
- Deutschland lehnt einen zusätzlichen Fonds ab und setzt auf bestehende Strukturen, doch die Verhandlungen in Rom müssen eine Lösung finden, um das Ziel des weltweiten Naturschutzes nicht zu gefährden.
Bild: © Charles J. Sharp via Wikimedia unter CC BY 4.0