Schwammwälder gegen den Klimawandel: Neue Hoffnung für deutsche Wälder?

Das neue Klimaanpassungsgesetz und Schwammwälder sollen Deutschlands Wälder gegen den Klimawandel wappnen. Eine Studie zeigt drastisches Baumsterben durch Hitze.

Schwammwälder Klimawandel

Das Klimaanpassungsgesetz soll Wälder fit für den Klimawandel machen. Die Förderung von Schwammwäldern soll ihre Fähigkeit zur Wasserspeicherung und Bewältigung von Hitzewellen sowie Hochwasser verbessern. © Vecteezy

Seit dem 1. Juli 2024 ist das Klimaanpassungsgesetz in Kraft. Es soll helfen, Hitzewellen und Hochwasser besser zu bewältigen. Schwammwälder spielen dabei eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Sie sollen die Fähigkeit der Waldböden verbessern, Wasser zu speichern und so den Auswirkungen der Klimafolgen entgegenwirken.

Förster Arne Heck vergleicht den Waldboden mit einem Schwamm. Gegenüber der Tagesschau erklärt er: „Er muss eine gewisse Grundfeuchte haben. Sobald die erreicht ist, hält der Schwamm auch Wasser.“ Dies gelte auch für den Wald.

Künstliche Entwässerungsgräben beseitigen

Hecks Ziel ist es, die Grundfeuchte der Waldböden zu erhöhen. An regenreichen Tagen könne das Wasser ins Erdreich einsickern und dort gespeichert werden. Während Trockenphasen helfen die feuchten Böden, Bäume am Leben zu halten. Dazu müssten jedoch Gräben beseitigt werden, die in den Wäldern über Jahrhunderte künstlich angelegt wurden. Im Arnsberger Wald, östlich von Dortmund, habe man damit bereits begonnen. „Man sieht schon, dass das Wasser nicht mehr fließt, sondern steht. Genau das wollten wir erreichen“, erklärt Heck.

Im Arnsberger Wald gibt es rund 500 Kilometer Gräben, die wiederaufgefüllt werden könnten. Die Kosten dafür liegen bei sechs bis 13 Euro pro Meter. Dirk Bieker vom Regionalverband Ruhr Grün sieht diese Ausgaben als sinnvoll investiertes Geld. „Die künstlich angelegten Gräben bringen Wasser aus dem Wald, das eigentlich dort bleiben sollte“, sagt er.

Wälder als Schutz gegen den Klimawandel

Bieker betont, dass der Rückbau der Gräben die Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen verbessert und die Biodiversität fördert. Constanze Schmidt vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie nennt weitere Vorteile. „Wenn der Wald mehr Wasser hat, ist er resilienter gegenüber längeren Hitzeperioden und anderen Gefahren, wie zum Beispiel Borkenkäfern“, sagt sie.

Schwammwälder sind auch für den Hochwasserschutz relevant – ebenfalls eine durch den Klimawandel bedingte Bedrohung. Feuchter Waldboden könne bei Starkregen und Überschwemmungen mehr Wasser aufnehmen. Schwammwald-Experte Bieker setzt darauf, dass auch private Waldbesitzer sich vom Rückbau der künstlichen Entwässerungsgräben überzeugen lassen. Rund die Hälfte der bundesweiten Waldflächen sind in Privatbesitz.

Baumsterben durch den Klimawandel

Eine Langzeitstudie der Universität Freiburg bestätigt den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Baumsterben in Deutschland. Hohe Temperaturen und geringer Niederschlag fördern die Sterberate der Bäume. Heinrich Spiecker von der Universität Freiburg erklärt gegenüber der Tagesschau: „Noch nie sind so viele Bäume abgestorben.“ Die Studie zeigt, dass ganze Waldstücke im Schwarzwald und anderen Regionen Deutschlands verloren gehen.

In den vergangenen Jahren seien bis zu 40 Prozent der Bäume abgestorben. In den 1990er Jahren lag die Sterberate durch Schadstoffe in der Luft bei maximal zwölf Prozent. Der Klimawandel verlängert die trocken-heißen Perioden und schwächt die Bäume. Insekten wie der Borkenkäfer nutzen diese Schwäche aus und beschleunigen das Baumsterben.

Umbau der Wälder als Lösungsansatz

Momentan gibt es zwei Ansätze zur Rettung der Wälder. Das eine Modell besagt, dass der Wald sich von selbst regenerieren könne. Man müsse eine unschöne Zeit überbrücken, bis sich hitzeresistente Arten durchsetzen. Spiecker favorisiert jedoch einen anderen Ansatz: „Wir sollten bestimmte Baumarten pflanzen, den Bäumen mehr Wuchsraum und Platz geben und Mischbestände fördern. Dazu müssen wir auch Baumarten aus anderen Regionen der Welt einführen.“

Der Erfolg dieser Maßnahmen ist jedoch ungewiss. „Unser Wissen zum Waldwachstum ist begrenzt und mit vielen Unsicherheiten behaftet“, räumt Spiecker ein. Wie und ob der Wald zu retten ist, sei derzeit noch offen.

Was du dir merken solltest:

  • Das Klimaanpassungsgesetz soll Wälder durch Maßnahmen wie den Rückbau künstlicher Entwässerungsgräben und Schwammwälder fit für den Klimawandel machen und so ihre Fähigkeit verbessern, Wasser zu speichern und Hitzewellen sowie Hochwasser zu trotzen.
  • Eine Studie der Universität Freiburg zeigt, dass der Klimawandel das Baumsterben in Deutschland drastisch beschleunigt hat, mit einer Sterberate von bis zu 40 Prozent in den letzten Jahren, besonders durch trocken-heiße Perioden und Borkenkäferbefall.
  • Zur Rettung der Wälder werden Ansätze wie die Pflanzung hitzeresistenter Baumarten und die Förderung von Mischbeständen vorgeschlagen, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder zu erhöhen und die Biodiversität zu fördern.

Übrigens: Was passiert, wenn der Wald zu trocken ist, sieht man in Kanada: Dort haben Waldbrände in Folge des Klimawandels 3,28 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt – was das Vierfache der jährlichen Emissionen des Flugverkehrs übersteigt. Mehr dazu erfährst in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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