Amazonas brennt: Eine Fläche dreimal so groß wie Bayern in Flammen
22,38 Millionen Hektar Regenwald brannten 2024 in Brasilien. MapBiomas warnt vor den Folgen extremer Dürre und illegaler Brände.
Die Situation im Amazonas-Regenwald spitzt sich dramatisch zu: Zwischen Januar und September 2024 verbrannten in Brasilien 22,38 Millionen Hektar Land. Das ist ein Anstieg um 150 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das verbrannte Gebiet entspricht einer Fläche, die mehr als dreimal so groß ist wie Bayern. Besonders betroffen ist der Amazonas, der größte zusammenhängende Regenwald der Welt. Diese grünen Lungen der Erde leiden nicht nur unter extremer Trockenheit, sondern vor allem unter illegalen Brandstiftungen. Die Initiative MapBiomas, die auf Satellitendaten und Analysen setzt, zeigt in ihren aktuellen Berichten, wie bedrohlich die Lage wirklich ist.
„Die diesjährige Trockenzeit im Amazonasgebiet, die normalerweise von Juni bis Oktober dauert, war besonders heftig und hat die Brände weiter angefacht“, erklärt Ane Alencar von MapBiomas. Was bedeutet das für den Regenwald, der für seinen enormen Beitrag zur CO2-Absorption bekannt ist? Die Antwort ist erschütternd: Wenn der Amazonas brennt, verliert die Welt einen ihrer wichtigsten CO2-Speicher, und das Risiko, dass der Regenwald kippt, steigt bedrohlich.
Illegale Brände: Die größte Bedrohung für den Regenwald in Brasilien
Die Hauptursache der Brände im Amazonasgebiet ist gezielte Brandstiftung. Der WWF warnt seit Jahren: Viehzucht, Soja-Anbau für die Futtermittelindustrie und illegale Holzgewinnung treiben die Zerstörung des Regenwaldes rücksichtslos voran. Um neue Weideflächen zu schaffen, setzen Farmer riesige Waldflächen in Brand – mit katastrophalen Folgen. Diese Feuer geraten häufig außer Kontrolle und verwandeln den dichten Regenwald in ein verkohltes Ödland.
„Die Brände im Amazonas stehen in direktem Zusammenhang mit Landraub und der illegalen Besetzung öffentlicher Flächen“, erklärt Mariana Napolitano vom WWF Brasilien. Diese gezielten Feuer sind kein Zufall, sondern Teil eines Systems, das seit Jahren den Regenwald zerstört. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Mato Grosso, Pará und Tocantins, die zusammen für den Großteil der abgebrannten Flächen verantwortlich sind. Die Zahlen sind alarmierend: Allein Mato Grosso verzeichnete von Januar bis September 2024 eine verbrannte Fläche von 5,5 Millionen Hektar.
Der Cerrado: Ein weiteres Opfer der Flammen
Neben dem Amazonas steht auch der Cerrado, das artenreiche Savannen-Biom Brasiliens, in Flammen. Der Cerrado ist nicht nur Heimat von etwa fünf Prozent aller Tier- und Pflanzenarten der Welt, sondern auch ein essenzielles Wasserreservoir. Doch das Feuer macht vor diesem einzigartigen Ökosystem keinen Halt. Laut den Daten von MapBiomas verbrannten allein im September 2024 im Cerrado 4,3 Millionen Hektar – fast doppelt so viel wie im Vorjahresmonat. Ein trauriger Rekord, der zeigt, wie dramatisch die Lage ist.
„Die Dürre im Cerrado hat die Brände noch verschärft. Das Feuer breitet sich mit alarmierender Geschwindigkeit aus und bedroht nicht nur die Natur, sondern auch das Leben der Menschen in der Region“, warnt Vera Arruda von MapBiomas. Besonders schlimm: Die geballte Zerstörung hat langanhaltende Folgen für die Wasserversorgung in Brasilien, da der Cerrado ein wichtiger Quell vieler Flüsse ist.
Präsident Lula kämpft gegen die Brände – und gegen die Zeit
Seit Präsident Lula da Silva im Januar 2023 erneut das Amt übernahm, setzt er verstärkt auf den Schutz des Amazonas. Die Abholzung ist seitdem spürbar zurückgegangen. Doch die Brände von 2024 zeigen, dass der Kampf gegen die Zerstörung des Regenwaldes härter ist als gedacht. Die Feuer von 2022 haben bereits eine Spur der Verwüstung hinterlassen, als allein im September 15.000 Brände registriert wurden – ein Rekordwert, der sich 2024 bedrohlich wiederholt.
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Lula hat angekündigt, die Null-Abholzung anzustreben und illegale Brandrodungen zu bekämpfen. Doch diese Maßnahmen greifen nur langsam. „Die Brände breiten sich schneller aus, als wir eingreifen können“, erklärt ein Regierungsvertreter besorgt. Die Situation zeigt: Es bleibt wenig Zeit, um den Regenwald zu retten.
Der Amazonas: Mehr als nur ein Wald
Der Amazonas ist nicht nur der größte Regenwald der Welt, sondern auch ein Ort voller Superlative. Hier leben über 40.000 Pflanzenarten, mehr als 400 Säugetierarten und unzählige Vogel-, Reptilien- und Insektenarten. Doch dieses Naturparadies steht am Rande des Abgrunds. Wenn der Amazonas brennt, leidet die gesamte Welt. „Der Verlust dieses Regenwaldes würde die globale Klimakrise verschärfen und das Weltklima aus dem Gleichgewicht bringen“, warnt Edegar de Oliveira vom WWF Brasilien.
Die Brände im Amazonas haben längst nicht mehr nur lokale Auswirkungen. Sie bedrohen das globale Klima und die biologische Vielfalt des Planeten. Um die zerstörerische Dynamik zu stoppen, bedarf es weitreichender Maßnahmen – und das schnell.
MapBiomas zeigt das wahre Ausmaß der Zerstörung
Die Initiative MapBiomas leistet hier einen wichtigen Beitrag, indem sie die Brände genauestens dokumentiert. Durch Satellitenbilder und umfassende Datenerhebungen können Wissenschaftler präzise erkennen, wie sich die Brände ausbreiten und welche Gebiete besonders betroffen sind. Ohne diese Daten wäre es kaum möglich, das wahre Ausmaß der Zerstörung zu verstehen.
Was du dir merken solltest:
- Zwischen Januar und September 2024 verbrannten in Brasilien 22,38 Millionen Hektar Land – gewaltige Brände dezimieren vor allem den Regenwald.
- Die Brände werden hauptsächlich durch illegale Brandstiftung ausgelöst, um Platz für Viehweiden und Ackerland zu schaffen, verstärkt durch extreme Dürre.
- MapBiomas dokumentiert die Zerstörung mittels Satellitenbildern und warnt vor den langfristigen Folgen für das globale Klima und die Biodiversität.
Übrigens: Eine aktuelle Studie zeigt, dass der südliche Amazonas-Regenwald inzwischen mehr CO2 ausstößt, als er speichert – eine erschreckende Entwicklung für das globale Klima. Welche Folgen das für die „grüne Lunge“ der Erde hat, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Amazônia Real via Wikimedia unter CC BY 2.0