Müllsammeln für ein Frühstück: Kopenhagen setzt auf spielerische Klimaschutz-Aktion
Kopenhagen motiviert Touristen mit Belohnungen für nachhaltiges Verhalten wie Müllsammeln. Die Initiative soll das Umweltbewusstsein stärken und die Stadt sauberer machen.
Die dänische Hauptstadt hat eine neue Initiative ins Leben gerufen, um Touristen zu einem klimafreundlichen Verhalten zu motivieren. Die Stadt Kopenhagen bietet den Besuchern verschiedene Belohnungen für nachhaltige Aktionen wie zum Beispiel Müllsammeln an. Laut einem Bericht der „taz“ sollen so mehr Menschen dazu bewegt werden, umweltfreundlich zu handeln.
Die Tourismusorganisation „Wonderful Copenhagen“ hat dazu ein Spiel namens „CopenPay“ entwickelt. Touristen, die mit dem Fahrrad zum CopenHill fahren und ein Foto davon zeigen, erhalten 20 kostenlose Minuten auf der Skipiste, die auf einem markanten Gebäude der Stadt liegt. Unter der Piste wird aus Müll Energie gewonnen. Wer Plastikmüll ins Staatliche Kunstmuseum bringt, kann dort an einem Workshop teilnehmen und ein Kunstwerk schaffen. Eine Aktion zum Müllsammeln wird sogar von Kopenhagen mit einem kostenlosen Frühstück belohnt.
Mikkel Aarø-Hansen, Chef von „Wonderful Copenhagen“, sagt, dies sei ein „experimenteller und kleiner Schritt, um die Denkweise von Touristen zu verändern“. Umfragen hätten gezeigt, dass 82 Prozent der Reisenden nachhaltig handeln wollen, aber nur 22 Prozent tatsächlich etwas tun. Aarø-Hansen betont, die Menschen bräuchten Anreize, um die Lücke zwischen Wunsch und Realität zu schließen.
Nachhaltigkeit in Kopenhagen
Kopenhagen gehört zu den nachhaltigsten Städten der Welt. 2023 belegte die Stadt Platz zwei auf der Economist-Liste der lebenswertesten Städte und Platz drei im Global Destination Sustainability Index. Besonders in Sachen Nachhaltigkeit schneidet die Stadt gut ab, nur Göteborg und Oslo sind besser.
Jedoch gibt es auch Kritik am Verhalten der Touristen. Viele werfen ihren Müll einfach weg. Wer Müll einsammelt, kann zum Beispiel eine Gratis-Kajak-Tour machen oder ein Frühstück im ökologischen Projekt Banegaarden bekommen. Von montags bis mittwochs erhalten Besucher dort Müllsäcke, die sie füllen können, um einen Gutschein zu erhalten.
Ida Marie Banke André von Banegaarden erklärt im Rundfunksender DR, dass sie ihr Gelände sauber halten möchten. „Wir sind umgeben von anderthalb Hektar wilder Natur, es ist selten, dass man eine grüne Oase in der Stadt hat. Das wollen wir gerne bewahren.“ Trotz eigener Bemühungen werde es immer Müll zu sammeln geben. Im Herbst soll eine Bilanz gezogen werden, wie sauber die Stadt durch diese Initiative geworden ist.
Tourismus und Wirtschaft
Zahlen der Branchenorganisation VisitDenmark zeigen, dass der Tourismus in der Hauptstadtregion stark wächst. 2022 erreichte der Umsatz wieder das Vor-Corona-Niveau von rund 6 Milliarden Euro (44,8 Milliarden Kronen). 2023 stieg er um weitere 12 Prozent. Derzeit hängen 146.000 Jobs im Land direkt oder indirekt mit dem Tourismus zusammen.
Eine zweite Idee, die in Kopenhagen diskutiert wird, ist die Einführung einer Tourismusabgabe. Vier Modellvorschläge sehen eine Abgabe von einem Euro pro Übernachtung vor. Ein Vorschlag sieht vor, die Abgabe in stark frequentierten Stadtteilen höher anzusetzen als in weniger besuchten. Die Einnahmen sollen für öffentliche Toiletten und die Instandhaltung der Radwege genutzt werden. Doch Wirtschaftsminister Morten Bødskov von den Sozialdemokraten lehnt diese Idee ab. Er befürchtet, dass eine Abgabe Jobs und Wachstum im Tourismussektor kosten würde.
Weltweit steht das Wachstum des Tourismus in der Kritik, nicht nur in Kopenhagen. Die Proteste gegen den Massentourismus in Barcelona und auf den Balearen haben erst kürzlich für Schlagzeilen gesorgt. Anstatt es so eskalieren zu lassen, wie in Spanien, setzt Kopenhagen auf den spielerischen Ansatz und ein Belohnungssystem – hoffentlich mit Erfolg.
Was du dir merken solltest:
- Kopenhagen hat eine Initiative gestartet, um Touristen zu klimafreundlichem Verhalten zu motivieren, indem sie Belohnungen für nachhaltige Aktionen wie Müllsammeln oder Fahrradfahren erhalten.
- Trotz der positiven Nachhaltigkeitsbewertung der Stadt gibt es Kritik am Verhalten der Touristen, die oft zu viel Müll hinterlassen; die Initiative soll dabei helfen, dieses Problem zu lösen.
- Die Tourismusbranche wächst stark und sichert viele Jobs, aber die Diskussion über eine mögliche Tourismusabgabe zeigt, dass wirtschaftliche Interessen und Umweltbewusstsein in Einklang gebracht werden müssen.
Übrigens: Eine weitere faszinierende Stadt stellt sich ihrem Müll-Problem: New York hat sogar eine „Müll-Revolution“ ausgerufen. Was es damit auf sich hat, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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