Deutschlands Energiewende: Ein Jahr ohne Atomkraft – was hat sich verändert?

Wie steht Deutschland ein Jahr nach der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke da und wie geht es mit der Energiewende voran?

AKW Isar 2

AKW Isar 2 bei Nacht: Wie steht es um Deutschlands Energiewende ein Jahr nach dem Atomausstieg? © Wikimedia

Zwischenbilanz der deutschen Energiewende: Ein Rückgang der Stromproduktion, ein Anstieg erneuerbarer Energien auf 58,3 Prozent und eine Zunahme der Stromimporte prägen die neue Energielandschaft. Der deutsche Strommix zeigt sich resilient und nachhaltig, unterstützt durch ausreichende Kapazitäten und ein effizientes Marktprinzip.

Deutschlands energiepolitische Wende

Am 15. April 2023 erlebte Deutschland einen signifikanten Wendepunkt in seiner Energiepolitik. Die letzten drei Atomkraftwerke – Emsland A, Isar 2 und Neckarwestheim 2 – wurden im Zuge der Energiewende endgültig abgeschaltet. Diese Maßnahme markierte das Ende einer Ära und den Beginn einer neuen, in der erneuerbare Energien zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Reduzierte Stromproduktion und Verbrauch

Im Jahr vor dem Atomausstieg produzierte Deutschland 476 Terawattstunden Strom. Nach der Abschaltung sank diese Zahl auf 425 Terawattstunden im darauffolgenden Jahr. Die Atomkraftwerke hatten in ihrem letzten Betriebsjahr 29,5 Terawattstunden Strom erzeugt, was 6,3 Prozent der gesamten Last – dem Stromverbrauch zuzüglich Netzverluste – entsprach. Interessanterweise reduzierte sich auch der Verbrauch selbst von 468 auf 459 Terawattstunden.

Wachsender Anteil erneuerbarer Energien

Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der deutschen Energiewende ist der gestiegene Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Strommix. Während erneuerbare Quellen im Jahr vor dem Atomausstieg 48,7 Prozent des Verbrauchsmixes ausmachten, erhöhte sich dieser Anteil auf 58,3 Prozent nach der Abschaltung der Atommeiler.

Stromimporte nehmen zu

Trotz der gestiegenen Produktion aus erneuerbaren Quellen hat Deutschland eine Zunahme der Stromimporte erlebt – ein Anstieg von 36,8 Terawattstunden Exporten zu 58,4 Terawattstunden Importen. Diese Entwicklung reflektiert jedoch nicht nur den Atomausstieg, sondern auch Marktdynamiken auf dem europäischen Strommarkt.

Energieexperten zur neuen Energielandschaft

CDU-Politiker Jens Spahn kritisierte die Bundesregierung scharf und bezeichnete sie auf der Plattform X als „Kohle-Koalition“, die CO2-emissionsfreie Kernkraftwerke abschalte, um Kohlekraftwerke wieder in Betrieb nehmen zu müssen.

Dem gegenüber stehen die Aussagen von Bruno Burger, Energieexperte am Fraunhofer-Institut, der betont, dass der Energiemix durch erneuerbare Energien kompensiert werde. Hauke Hermann vom Öko-Institut unterstreicht, dass Deutschland über ausreichende Kapazitäten verfüge, um den Strombedarf auch ohne Importe zu decken, und verweist auf die Mechanismen des Strommarktes.

Keine Abhängigkeit, sondern Marktentscheidungen

Obwohl Deutschland nach dem Atomausstieg mehr Strom importierte, betont Hauke Hermann gegenüber der Tagesschau, dass dies keine Abhängigkeit darstelle, sondern Ergebnisse von Marktentwicklungen seien. Die Behauptung, dass Deutschland hauptsächlich Atomstrom importiere, wurde ebenfalls entkräftet. Lediglich 16,6 Terawattstunden des importierten Stroms waren Atomstrom, was nur 3,6 Prozent des Gesamtstromverbrauchs ausmacht.

Zukunftsaussichten und Sicherheit

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) sieht Deutschland durch den Atomausstieg als sicherer an und weist darauf hin, dass nun ein Endlager für die radioaktiven Abfälle gesucht werden kann.

Diese umfassenden Veränderungen zeigen, dass die deutsche Energiewende ein Jahr nach dem Atomausstieg einen entscheidenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und sichereren Energiezukunft gemacht hat. Laut Tagesschau zeigt sich der deutsche Strommix nun „sauberer denn je“, was das Engagement und die Anpassungsfähigkeit des Landes an die neuen Energieherausforderungen unterstreicht.

Was du dir merken solltest:

  • Am 15. April 2023 schaltete Deutschland die letzten drei Atomkraftwerke ab, wodurch die Stromproduktion von 476 auf 425 Terawattstunden sank, während der Verbrauch ebenfalls leicht zurückging von 468 auf 459 Terawattstunden.
  • Der Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Strommix stieg nach dem Atomausstieg von 48,7 Prozent auf 58,3 Prozent, begleitet von einem Anstieg der Stromimporte, die jedoch nicht nur auf den Atomausstieg zurückzuführen sind, sondern auch auf Marktbedingungen und erhöhte Strompreise.
  • Trotz einer Zunahme der Importe verfügt Deutschland über ausreichende Kapazitäten zur Stromerzeugung, wobei der Fokus zunehmend auf erneuerbaren Quellen liegt.

Bild (zugeschnitten): © Bjoern Schwarz via Wikimedia unter CC2-Lizenz

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