China warnt: EU-Strafzölle könnten europäischen Markt hart treffen

China warnt, EU-Strafzölle auf Elektroautos könnten den europäischen Markt stark beeinträchtigen. Entscheidung fällt im Herbst.

Strafzölle China

Ein BYD Seal auf der IAA 2023 in München: Elektroautos aus China sollen beim Import in die EU mit vorläufigen Strafzöllen belegt werden. © Wikimedia

Ab diesem Freitag führt die EU vorläufige Strafzölle von bis zu 38,1 Prozent für Elektroautos aus China beim Import ein. Diese Entscheidung, die von der EU-Kommission bereits im Juni angekündigt wurde, zielt darauf ab, den europäischen Markt vor der Konkurrenz durch subventionierte chinesische Fahrzeuge zu schützen. Laut einem Bericht von Reuters wird die Entscheidung über diese Zölle im Herbst fallen. Die EU will sich konkret bis 2. November Zeit für eine endgültige Entscheidung lassen.

Vorläufige Zölle als Druckmittel

Die Höhe der Zölle soll dabei je nach Hersteller und dessen Inanspruchnahme staatlicher Subventionen in China, mit Sätzen zwischen 27 Prozent und 48,1 Prozent variieren. Das berichtet Capital. Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW Group, betonte laut dem Magazin die Risiken dieser Maßnahme: „Die Einführung zusätzlicher Importzölle führt in eine Sackgasse.“ Die EU-Kommission sieht die Zölle als notwendig an, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und die heimische Industrie zu schützen.

Deutschland und der EU-Vorschlag

Deutschland, das erhebliche wirtschaftliche Interessen in China hat und dessen Automobilindustrie stark in der Volksrepublik vertreten ist, steht den Plänen kritisch gegenüber. Bundeskanzler Olaf Scholz schlug vor, einen einheitlichen Zollsatz von 15 Prozent auf Autoexporte beider Seiten einzuführen. Die EU-Kommission betrachtet seinen Vorschlag laut Capital jedoch als „keine Option.“

Warum die zweite Frist bis November?

Die EU hat eine zweite Frist bis November gesetzt, um den Mitgliedstaaten Zeit zu geben, ihre Positionen zu den umstrittenen Zöllen auf chinesische Elektroautos zu überdenken und eine erste Empfehlung abzugeben. Laut Reuters sind viele EU-Länder noch unschlüssig, ob sie diese Sonderzölle unterstützen sollen. Die Staaten analysieren die möglichen Vor- und Nachteile eines sich zuspitzenden Handelskonflikts mit China, der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Während Länder wie Griechenland, Tschechien, Irland, Polen, die Übergangsregierung in Belgien und die Niederlande noch unentschieden sind, sprechen sich Frankreich und Spanien klar für die Zölle aus.

EU-Zölle treffen auch europäische Firmen

Die neuen Anti-Subventionszölle der EU betreffen nicht nur chinesische Autobauer, warnt der Verband der deutschen Autobauer (VDA). Auch europäische Unternehmen, die in China produzieren, sind stark betroffen. Ein großer Teil der Autos, die aus China in die EU kommen, stammt von diesen Firmen. Für einige dieser europäischen Firmen könnten die Zölle sogar höher sein als für ihre chinesischen Wettbewerber.

Deutschland, das besonders viele Autos und Autoteile nach China verkauft, würde diese Veränderung deutlich spüren. 2023 exportierten deutsche Firmen Autos im Wert von 15,1 Milliarden Euro nach China. Die Autoimporte aus China beliefen sich auf 4 Milliarden Euro. Deutsche Zulieferer verkauften Teile im Wert von 11,2 Milliarden Euro nach China und kauften dort Teile für 2,8 Milliarden Euro. Ein freier und fairer Handel mit China ist daher sehr wichtig für die deutsche Wirtschaft.

China warnt: Zölle bedrohen auch den europäischen Markt

Die geplanten Zölle der EU auf chinesische Elektroautos könnten sich nachteilig für beide Seiten auswirken. „Sobald die Zölle wirksam werden, verlieren in China hergestellte Elektroautos, einschließlich derer von Tesla und anderen ausländischen Unternehmen, ihren Preisvorteil“, erklärte Sun Yanhong, leitende Wissenschaftlerin am Institut für Europastudien der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, gegenüber der Global Times. Viele der in die EU importierten chinesischen Elektrofahrzeuge werden von europäischen Autoherstellern in China produziert, was bedeutet, dass die Strafzölle letztendlich die EU selbst treffen könnten.

Vier Jahrzehnte erfolgreicher Auto-Partnerschaften mit China

Die Zusammenarbeit zwischen der chinesischen und europäischen Autoindustrie begann vor 40 Jahren, als Volkswagen Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen einging. Sie hat sowohl technologische als auch wirtschaftliche Vorteile gebracht. „Im Vergleich zu Chinas Öffnungspolitik zeigt die EU-Bewegung Protektionismus, der ihr Image als Verfechterin einer freien internationalen Handelsordnung beeinträchtigen wird“, bemerkte Sun. Bis Ende 2022 lieferte Volkswagen etwa 40 Millionen Fahrzeuge in China aus. Beim Joint Venture BMW Brilliance rollte im Mai dieses Jahres das sechsmillionste Fahrzeug vom Band.

Was du dir merken solltest:

  • Ab diesem Freitag kommen vorläufige Strafzölle von bis zu 38,1 Prozent auf Importe von Elektroautos auf Autobauer aus China zu.
  • Die Höhe der Zölle variiert je nach Hersteller und deren Nutzung staatlicher Subventionen in China. Eine endgültige Entscheidung über die Zölle wird im Herbst erwartet.
  • China warnt, die Zölle könnten vor allem den europäischen Markt hart treffen. China betont dabei die über vier Jahrzehnte lange Offenheit des chinesischen Marktes für deutsche und europäische Autos.

Bild: © Matti Blume via Wikimedia unter CC BY-SA 2.0

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