Alte Textilien dürfen bald nicht mehr in den Müll: EU verschärft Entsorgungspflicht
Ab 2025 dürfen alte Textilien in der EU nicht mehr im Restmüll entsorgt werden. Neue Regeln fördern Recycling und reduzieren die Umweltauswirkungen der Mode.
Ab dem Jahr 2025 gelten in der Europäischen Union neue Regeln zur Entsorgung alter Textilien. Abgenutzte oder beschädigte Kleidungsstücke dürfen dann nicht mehr einfach im Restmüll entsorgt werden. Ziel dieser Vorgaben ist es, die massive Menge an Textilmüll zu reduzieren und das Recycling von Kleidung zu fördern. Durchschnittlich kauft ein Europäer jährlich fast 26 Kilogramm Textilien, von denen etwa elf Kilogramm schließlich im Müll landen. Derzeit wird ein Großteil dieser alten Textilien deponiert oder verbrannt – ein teures und umweltschädliches Verfahren, dem die EU nun mit klaren Vorschriften entgegentreten will.
Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, betrifft das Verbot für die Restmülltonne alle Arten von Kleidungsstücken, von abgetragenen Hosen bis zu löchrigen Socken. Selbst Textilien, die nicht mehr tragbar sind, wie Kleidung mit Mottenlöchern, sollen zukünftig in Altkleidercontainern entsorgt werden. Die Idee ist, Textilien, die zu stark beschädigt sind, um wiederverwendet zu werden, zumindest einem Recyclingprozess zuzuführen. Philip Heldt, Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, erklärt: „Alle Kleider, die kaputt sind, können Sie bisher in die graue Restmülltonne werfen. Das ändert sich ab dem kommenden Jahr.“
Kleidung und Textilien sammeln statt verbrennen
Neben Kleidung umfasst die Sammelpflicht auch Textilien wie Bettwäsche, Handtücher und Vorhänge. Sie sollen nicht mehr im Müll landen, sondern über spezialisierte Container gesammelt und im besten Fall wiederverwendet oder recycelt werden. Das Ziel dahinter ist eindeutig: die Umweltauswirkungen der Textilindustrie zu reduzieren, die laut Heldt „mehr Treibhausgase verursacht als alle internationalen Flüge und Schiffe zusammen“. Deutschland steht bei der Sammlung von Altkleidern vergleichsweise gut da, da die Infrastruktur mit Altkleidercontainern weit verbreitet ist. Laut Heldt ist sichergestellt, dass „jeder heute schon in seiner Nähe einen Altkleidercontainer“ findet. Auch künftig sollen die Sammelstellen für alte Textilien in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.
Keine Strafen bei Verstößen gegen die Trennungspflicht
Eine häufige Frage ist, ob Verstöße gegen diese neuen Trennungsvorgaben Sanktionen zur Folge haben werden. Die Frankfurter Rundschau berichtet, dass es in Deutschland zwar bereits eine formelle Trennungspflicht für verschiedene Müllsorten gibt, die Einhaltung jedoch selten streng kontrolliert wird. So besteht zwar die Möglichkeit, dass die Müllabfuhr die Biotonne stehen lässt, falls sich darin Plastikmüll befindet, aber konkrete Strafen sind unüblich. Auch für Textilien ist keine strengere Überwachung geplant. Heldt erklärt: „Das wird bei alten Klamotten genauso werden.“ Gerade in Mehrfamilienhäusern sei es kaum möglich, nachzuvollziehen, wer gegen die Trennungspflicht verstoßen hat.
Die Reise der alten Textilien
Auch in Deutschland wird heute bereits eine große Menge alter Textilien gesammelt. Viele Stücke, die sich noch in gutem Zustand befinden, werden an soziale Einrichtungen gespendet oder an professionelle Verwerter weitergegeben. Doch der Trend zur günstigen „Fast-Fashion“ hat laut Heldt dazu geführt, dass die Qualität vieler Kleidungsstücke stark abgenommen hat: „Die Nähte reißen schnell, die Stoffe sind fuddelig.“ Diese minderwertige Qualität macht viele alte Textilien schwer weiterverwendbar und erschwert auch das Recycling, da häufig Mischungen aus Natur- und Kunstfasern verwendet werden, die sich schwer trennen lassen. Das meiste, was nicht wiederverwendet werden kann, wird daher verbrannt, was zusätzliche Umweltschäden verursacht.
Herausforderungen beim Textilrecycling
Die steigende Menge an Kleidung aus Kunstfasern, insbesondere Polyester, erschwert das Recycling weiter. Polyester basiert auf Erdöl und ist im Vergleich zu Naturfasern wie Baumwolle günstiger. Diese Kunstfaser wird in vielen Kleidungsstücken als Ersatz für Baumwolle eingesetzt, da sie kostengünstiger ist. Heldt beschreibt das Problem: „Textilabfälle werden nach Farbe und Material sortiert, dann zerrissen und zermahlen, dieses mechanische Recycling funktioniert auch im industriellen Maßstab.“ Die Herausforderungen beim Recycling entstehen jedoch, wenn Kleidungsmischungen verwendet werden, da sich Naturfasern wie Baumwolle und Kunstfasern wie Polyester nicht ohne weiteres trennen lassen.
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Neue Recyclingverfahren und bewusster Konsum als Lösungen
Für die Zukunft werden neue Recyclingtechniken entwickelt, die das Material alter Textilien gezielt wieder nutzbar machen sollen. Heldt spricht hier von notwendigen Veränderungen in der Modeindustrie, die sicherstellen sollen, dass Kleidung auch tatsächlich recycelbar wird. Beispielsweise könnten Designer verpflichtet werden, einheitliche Materialien zu verwenden. Ein Baumwollkleid könnte beispielsweise mit Baumwollfäden genäht werden, um das Recycling zu erleichtern. Auch die Verbraucher spielen eine Rolle: Viele Kleidungsstücke im Schrank bleiben ungenutzt, wodurch unnötige Abfälle entstehen. Heldt erklärt dazu: „Jedes fünfte Kleidungsstück im Schrank wird so gut wie nie getragen.“ Wenn Verbraucher beim Kleiderkauf auf Qualität und Langlebigkeit achten, könnten sie nicht nur Abfälle reduzieren, sondern auch Geld sparen, so Heldt.
Was du dir merken solltest:
- Ab 2025 ist es in der EU verboten, alte Textilien im Restmüll zu entsorgen; sie sollen gesammelt und recycelt werden.
- Die Textilindustrie verursacht erhebliche Umweltschäden; durch das Recycling sollen Ressourcen geschont und Müllberge reduziert werden.
- Verbraucher und Hersteller sind gefordert, auf nachhaltigere Kleidung zu setzen, um Recycling zu erleichtern und den ökologischen Fußabdruck zu senken.
Übrigens: Es soll der Umwelt helfen – die festverbundenen Plastikdeckel an Getränkekartons und -flaschen. Ein Verpackungsexperte bezeichnet die EU-Vorgabe als ineffizient: Hohe Kosten stünden minimalen Umweltvorteilen gegenüber. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Simon Mannweiler via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0
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