Abwanderung: Deutsche Staatsangehörige verlassen Großstädte in Baden-Württemberg
Im Jahr 2023 verließen rund 20.500 Deutsche die Städte in Baden-Württemberg. Freiburg und Ulm zählen zu den größten „Verlierern“.
Im Jahr 2023 zog Baden-Württemberg insgesamt rund 83.600 Menschen an. Diese Zahl ist zwar geringer als im Rekordjahr 2022 mit 178.200 Zuzügen, übertrifft jedoch die Werte der Jahre 2016 bis 2021. Interessant ist, dass dieser Zuwachs ausschließlich auf die ausländische Bevölkerung zurückzuführen ist. Laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg verzeichnete diese Gruppe einen Wanderungssaldo von +104.100 Personen. Im Gegensatz dazu verzeichnen große Städte in Baden-Württemberg Abwanderung; so verloren die Städte und Landkreise im Südwesten per Saldo rund 20.500 Deutsche, die wegzogen.
Die höchsten Wanderungsgewinne insgesamt erzielten der Ortenaukreis mit +3.800 Personen sowie die Landkreise Karlsruhe und Esslingen mit jeweils +3.400 Zuzügen. Diese Zuwächse sind jedoch irreführend, wenn man die Wanderungsbewegungen der deutschen Bevölkerung gesondert betrachtet.
Hohe Wohnkosten Grund für Abwanderung – Deutsche verlassen Großstädte in Baden-Württemberg
Betrachtet man nur die deutsche Bevölkerung, zeigt sich ein anderes Bild: Lediglich 12 Landkreise, meist ländlich geprägt oder an Großstädte angrenzend, konnten Wanderungsgewinne verzeichnen. An der Spitze stehen hierbei der Breisgau-Hochschwarzwald, Ravensburg und der Landkreis Karlsruhe sowie der Alb-Donau-Kreis. Die Stadtkreise hingegen hatten keinerlei Wanderungsgewinne bei den deutschen Staatsangehörigen.
Eine wichtige Ursache hierfür ist die Wohnungsknappheit in den Großstädten und die damit verbundenen hohen Wohnkosten, die immer mehr Menschen ins Umland treiben. In Ulm etwa liegen die aktuellen Mietpreise für Wohnungen bei durchschnittlich 13,5 Euro pro Quadratmeter. Freiburg liegt mit 16,65 Euro je Quadratmeter darüber.
Bei der ausländischen Bevölkerung spielen bei der Wahl des Wohnortes allerdings vor allem administrative Entscheidungen eine Rolle, insbesondere bei Geflüchteten und Asylsuchenden, deren Wohnortwechsel oft nicht freiwillig erfolgt.
Große Städte verlieren Einwohner
Besonders stark zeigt sich dieser Trend bei den acht größten Städten Baden-Württembergs. Diese verloren vor allem deutsche Staatsangehörige an ihre umliegenden Landkreise. Besonders betroffen waren Karlsruhe, Ulm und Freiburg im Breisgau. In Ulm entfielen etwa 80 Prozent des gesamten Wanderungsdefizits auf Abwanderungen in den benachbarten Alb-Donau-Kreis und den bayerischen Landkreis Neu-Ulm. Noch höher lag der Anteil in Karlsruhe (nahezu 90 Prozent), wobei die meisten Menschen in den Landkreis Karlsruhe und nach Germersheim in Rheinland-Pfalz zogen.
In Freiburg im Breisgau war die Abwanderung besonders markant: Die Stadt verlor im Jahr 2023 rund 850 Personen an den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und knapp 300 an den Landkreis Emmendingen. Insgesamt zogen weniger als 100 deutsche Staatsangehörige aus Freiburg weg, was bedeutet, dass die Universitätsstadt ihre Verluste durch Zuzüge von jungen Erwachsenen aus anderen Regionen weitgehend kompensieren konnte. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg unterstreicht, dass dieser Trend der „Stadt-Umland-Abwanderung“ besonders in diesen Großstädten sichtbar wird.
Was du dir merken solltest:
- Im Jahr 2023 erlebte Baden-Württemberg eine Abwanderung; rund 20.500 Deutsche zogen aus den Städten in ländliche Regionen oder umliegende Landkreise.
- Die größten Abwanderungsverluste betrafen Städte wie Freiburg, Ulm und Karlsruhe, während ländliche Kreise wie Breisgau-Hochschwarzwald Zugewinne verzeichneten.
- Hauptursachen für die Abwanderung in Baden-Württemberg sind Wohnungsknappheit und hohe Wohnkosten in den städtischen Zentren.
Übrigens: Ulm ist trotz hoher Mieten die lebenswerteste Stadt Deutschlands – eine beeindruckende Auszeichnung, die in einem Städteranking verkündet wurde. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Le Commissaire via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0