Wundermittel aus der Küche? Keto-Diät soll MS-Symptome lindern

Die University of California San Francisco erforscht die Keto-Diät als möglichen Ansatz zur Linderung von Autoimmunerkrankungen.

Eine mikroskopische Aufnahme des Darmbakteriums Lactobacillus, das eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Autoimmunerkrankungen spielen könnte. © Wikimedia

Die Keto-Diät könnte künftig eine Rolle bei der Behandlung von Autoimmunkrankheiten spielen – darauf deuten aktuelle Forschungen der University of California San Francisco (UCSF) hin. Eine Studie an Mäusen ergab, dass diese Diät die Bildung von entzündungshemmenden Substanzen fördern kann. Die Forscher sehen in den Ergebnissen einen möglichen Ansatz für die Therapie von Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS). Sollte sich dies auf den Menschen übertragen lassen, könnte die Keto-Diät eine weniger belastende Alternative zu herkömmlichen Medikamenten bieten.

Forschungen zeigen: Keto-Diät beeinflusst das Immunsystem

Die Keto-Diät setzt auf eine extreme Reduktion von Kohlenhydraten, etwa aus Brot, Pasta und Obst, während der Konsum von Fett kaum eingeschränkt wird. Da der Körper so keine Kohlenhydrate mehr als Energiequelle nutzen kann, greift er auf Fettreserven zurück und bildet sogenannte Ketonkörper. Diese speziellen Verbindungen versorgen die Zellen nicht nur mit Energie, sondern wirken offenbar auch auf das Immunsystem ein.

In den Untersuchungen der University of California San Francisco zeigte sich, dass Mäuse mit erhöhtem Spiegel des Ketonkörpers β-Hydroxybutyrat (βHB) eine schwächere Ausprägung der MS-typischen Symptome aufwiesen. Gleichzeitig förderte das βHB im Darm das Wachstum des Bakteriums Lactobacillus murinus, das den Stoff Indol-Milchsäure (ILA) produziert. ILA wiederum kann bestimmte Immunzellen hemmen, die bei MS und anderen Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen.

Lactobacillus murinus unterstützt das Immunsystem der Mäuse

Peter Turnbaugh, Wissenschaftler am Benioff Center for Microbiome Medicine, erklärt begeistert: „Es war faszinierend zu sehen, dass wir die Mäuse allein durch die Ergänzung ihrer Diät mit bestimmten Verbindungen vor Entzündungen schützen konnten.“ Frühere Studien von Turnbaugh hatten gezeigt, dass βHB die Aktivierung des Immunsystems blockiert, sobald es im Darm freigesetzt wird. Diese Erkenntnis brachte die Postdoktorandin Margaret Alexander dazu, den Effekt von βHB gezielt auf MS-Symptome zu untersuchen.

In der neuen Studie, die in Cell Reports veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass Mäuse, die keine βHB im Darm produzieren konnten, stärkere Entzündungen aufwiesen. Doch durch die Zugabe von βHB in ihre Ernährung verbesserten sich die Entzündungssymptome der Tiere merklich.

Weitere Tests bestätigen Wirkung der Keto-Diät auf die Darmflora

Um zu klären, wie βHB das Mikrobiom beeinflusst, isolierten die Forscher Bakterien aus drei unterschiedlichen Gruppen von Mäusen: einer Keto-Diät-Gruppe, einer fettreichen Diät-Gruppe und einer Gruppe, die eine mit βHB angereicherte fettreiche Diät erhielt. Die Forscher analysierten die Stoffwechselprodukte der Mikroben in einem Immun-Assay und stellten fest, dass die positiven Effekte der Keto-Diät vor allem durch ein Mitglied der Lactobacillus-Familie verursacht wurden: L. murinus.

Genom-Sequenzierung und Massenspektrometrie bestätigten, dass dieses Bakterium Indol-Milchsäure bildet, eine Verbindung, die bekanntermaßen auf das Immunsystem einwirkt. Die Forscher verabreichten den MS-Mäusen entweder ILA oder L. murinus, was bei den Tieren zu einer Verbesserung der Symptome führte.

Hoffnung für zukünftige Behandlungsmöglichkeiten

Peter Turnbaugh betont jedoch, dass die Wirkung dieser Behandlung noch am Menschen getestet werden müsse. Die große Frage ist, ob und in welcher Form sich die Ergebnisse bei Autoimmunkrankheiten auf menschliche Patienten übertragen lassen.

Ich denke jedoch, dass diese Resultate Hoffnung auf eine alternative, gut verträgliche Methode bieten.

Peter Turnbaugh

Was du dir merken solltest:

  • Die Keto-Diät könnte zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten wie Multipler Sklerose beitragen, da sie entzündungshemmende Stoffe im Körper fördert, wie aktuelle Studien der University of California San Francisco (UCSF) zeigen.
  • Die Diät regt die Produktion des Ketonkörpers β-Hydroxybutyrat (βHB) an, der wiederum das Wachstum bestimmter Darmbakterien fördert, die entzündungshemmend wirken.
  • Die Ergebnisse der Mäusestudien lassen vermuten, dass die Keto-Diät eine schonendere Alternative zu klassischen Medikamenten bei Autoimmunerkrankungen darstellen könnte, doch weitere Forschung am Menschen ist nötig.

Bild: © Wikimedia unter CC BY 3.0

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