Versteckte Gefahr im Einsatz – Feuerwehrleute tragen giftige Chemikalien jahrelang im Körper

Feuerwehrleute und Pflegekräfte tragen auffällig hohe Mengen giftiger PFAS-Chemikalien im Blut.

Unsichtbare Chemikalien – Feuerwehrleute tragen Risiko im Körper

Feuerwehrleute setzen sich bei Brandeinsätzen nicht nur Hitze, sondern auch giftigen PFAS-Chemikalien aus, die sich im Körper anreichern können. © Pexels

Sie löschen Brände, retten Leben und arbeiten unter extremen Bedingungen – doch eine Gefahr bleibt oft unbemerkt. Feuerwehrleute kommen im Einsatz regelmäßig mit Chemikalien in Kontakt, die sich über Jahre im Körper anreichern können. Die sogenannten Ewigkeitschemikalien PFAS finden sich in Löschschaum, Schutzkleidung oder medizinischen Geräten. Eine neue Studie zeigt: Die Belastung ist messbar und betrifft auch Pflegekräfte.

Die Forscher haben dafür Blutproben von knapp 2.000 Personen in Arizona untersucht. Darunter waren 280 Feuerwehrleute und 787 Beschäftigte im Gesundheitswesen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Feuerwehrleute hatten deutlich höhere Konzentrationen bestimmter PFAS im Blut als andere Berufsgruppen. Auch Pflegepersonal wies erhöhte Werte auf – bei zwei besonders problematischen Chemikalien sogar signifikant häufiger.

Feuerwehrleute tragen die höchste Last – auch im Blut

Besonders auffällig waren zwei PFAS-Stoffe, die unter anderem in Löschschaum vorkommen: PFHxS und PFOS. Die Werte lagen bei Feuerwehrkräften um bis zu 26 Prozent über dem Durchschnitt.

Das überrascht nicht: Wer Brände löscht, hat oft mit schadstoffhaltigem Löschschaum oder kontaminierter Schutzkleidung zu tun. Und obwohl viele dieser Chemikalien inzwischen verboten oder stark eingeschränkt sind, bleiben sie im Körper. Sie sind extrem beständig, bauen sich kaum ab und lagern sich über viele Jahre im Gewebe ein, weshalb sie auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet werden.

Auch Pflegekräfte zeigen auffällige Werte

Überraschend war: Auch Beschäftigte im Gesundheitswesen hatten häufiger erhöhte PFAS-Werte. Besonders bei PFDoA und Sb-PFOA lag die Wahrscheinlichkeit eines Nachweises deutlich über dem Durchschnitt. Diese beiden Substanzen können über medizinische Geräte oder bestimmte Kunststoffprodukte in den Körper gelangen.

Unsere Ergebnisse legen nahe, dass auch Mitarbeiter des Gesundheitswesens besonderen PFAS-Expositionsquellen ausgesetzt sein könnten.

Studienleiterin Kate Ellingson, University of Arizona Health Sciences

PFAS: Überall im Alltag und kaum abzubauen

PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Die Stoffgruppe umfasst tausende Verbindungen. Sie machen Textilien wasserabweisend, verhindern Fettflecken in Fast-Food-Verpackungen und sorgen in Feuerlöschschaum dafür, dass Flammen schnell ersticken. Gleichzeitig gelten sie als extrem langlebig: Sie gelangen über Luft, Wasser und Böden in die Umwelt und in unseren Körper. Einmal aufgenommen, verschwinden sie kaum wieder.

Nach Angaben der Forscher haben immer noch etwa 99 Prozent der US-Bevölkerung nachweisbare Mengen bestimmter PFAS im Blut. Auch in Deutschland wurden die Stoffe bereits in Böden, Leitungswasser und sogar Muttermilch gefunden.

PFAS erhöhen Krankheitsrisiken – von Krebs bis Schwangerschaftskomplikationen

Viele PFAS stehen im Verdacht, Krankheiten auszulösen. In der Fachliteratur finden sich Hinweise auf Nieren- und Hodenkrebs, hohe Cholesterinwerte, Leberveränderungen, Frühgeburten oder geringeres Geburtsgewicht. Auch ein schwächerer Impfschutz steht im Raum. Zusammenfassend schreiben die Forscher in ihrer Studie:

Erhöhte Serumkonzentrationen bestimmter PFAS wurden mit einem erhöhten Risiko für Nieren- und Hodenkrebs, erhöhten Cholesterinspiegeln, einer verminderten Antikörperantwort auf bestimmte Impfungen, schwangerschaftsinduzierter Hypertonie und Präeklampsie, kleinen Abnahmen des Geburtsgewichts und Veränderungen der Leberenzyme in Verbindung gebracht.

Feuerwehrleute zeigen langfristig erhöhte Chemikalien im Blut

Die Studie stützt sich auf Daten aus dem Zeitraum von Juli 2020 bis April 2023. Bei rund einem Drittel der Teilnehmer wurde das Blut sogar mehrfach untersucht – mit bis zu zweieinhalb Jahren Abstand. So konnten die Forscher nicht nur einzelne Werte, sondern auch Entwicklungen über die Zeit beobachten. Dabei zeigte sich: Während Feuerwehrleute und Pflegekräfte besonders häufig belastet waren, gingen die Werte bei anderen Berufsgruppen teils deutlich zurück – zum Beispiel bei PFOA um 17 Prozent und bei PFHxS um 13 Prozent pro Jahr. Abschließend erklärt Ellingson: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung weiterer Maßnahmen zur Reduzierung der PFAS-Exposition bei hoch exponierten Berufsgruppen wie Feuerwehrleuten und die Notwendigkeit, die Exposition auch bei anderen Berufsgruppen wie Beschäftigten im Gesundheitswesen weiter zu untersuchen.“

Kurz zusammengefasst:

  • Feuerwehrleute und Beschäftigte im Gesundheitswesen weisen deutlich höhere Konzentrationen bestimmter PFAS-Chemikalien im Blut auf als andere Berufsgruppen.
  • PFAS sind langlebige Schadstoffe aus Löschschaum, Schutzkleidung und medizinischem Gerät, die sich im Körper anreichern und mit schweren Krankheiten wie Krebs oder Schwangerschaftskomplikationen in Verbindung stehen.
  • Die Forscher betonen die Notwendigkeit gezielter Schutzmaßnahmen für Berufsgruppen mit erhöhter Belastung.

Übrigens: Nicht nur Chemikalien machen Pflegekräften gesundheitlich zu schaffen – auch der ständige Schlafmangel im Schichtdienst erhöht ihr Risiko für Infektionen deutlich. Warum Nachtdienste das Immunsystem schwächen und welche Folgen das für den Berufsalltag hat – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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