Tabakatlas schockt: Immer noch raucht jeder Vierte in Deutschland – Vapes boomen, Krebsrisiko steigt

In Deutschland stirbt jeder siebte Mensch an den Folgen des Rauchens. Der neue Tabakatlas nennt Gründe, Risiken und soziale Unterschiede.

Tabakatlas schockt: Immer noch raucht jeder Vierte in Deutschland

Trotz Aufklärung bleibt die Raucherquote hoch – mit dramatischen Folgen für viele junge Menschen. © Unsplash

Sie riechen nach Erdbeere, schmecken nach Kaugummi – und machen genauso schnell abhängig wie herkömmliche Zigaretten. Vapes und Nikotinbeutel boomen, besonders bei Jugendlichen. Doch auch die klassische Zigarette ist nicht verschwunden. Dabei sind die Folgen längst bekannt: Rauchen zählt zu den häufigsten vermeidbaren Ursachen für Todesfälle in Deutschland. Der Tabakatlas Deutschland 2025, veröffentlicht vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe, zeigt: Noch immer greift fast jeder vierte Erwachsene zur Zigarette.

Tabakatlas: Rauchen bleibt Hauptursache für vermeidbare Todesfälle

Rauchen ist nach wie vor eines der gefährlichsten Gesundheitsrisiken in Deutschland. Die Belastung für Körper und Organe beginnt oft früher, als viele denken – schon eine Zigarette pro Tag kann messbare Schäden anrichten. Besonders betroffen sind:

  • Herz und Gefäße: deutlich erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Lunge: stark erhöhte Wahrscheinlichkeit für COPD und Lungenkrebs

Der Zusammenhang ist eindeutig: 87 Prozent der Lungenkrebserkrankungen bei Männern und 86 Prozent bei Frauen lassen sich direkt auf das Rauchen zurückführen. Und die Folgen enden oft tödlich – laut Tabakatlas stirbt in Deutschland jeder siebte Mensch an den Folgen des Rauchens. Der Vorstandsvorsitzende des DKFZ, Prof. Michael Baumann, warnt:

Rauchen ist nach wie vor der wichtigste vermeidbare Krebsrisikofaktor.

Regionale und soziale Unterschiede

Der Tabakatlas macht auch regionale Muster sichtbar: In Ost- und Norddeutschland rauchen Menschen häufiger als im Süden und Westen. Die Ursachen liegen laut DKFZ oft in sozialer Benachteiligung, Bildungsunterschieden und mangelndem Zugang zu Hilfe.

Ein Blick auf den Bildungsgrad verdeutlicht den Zusammenhang zwischen sozialem Status und Rauchverhalten:

  • Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss greifen in allen Altersgruppen häufiger zur Zigarette.
  • Sie nutzen seltener Entwöhnungsangebote und haben weniger Zugang zu ärztlicher Unterstützung.
Rauchen ist in sozial benachteiligten Gruppen am häufigsten – Bildung, Beruf und Einkommen prägen das Verhalten stark. © Tabakatlas
Rauchen ist in sozial benachteiligten Gruppen am häufigsten – Bildung, Beruf und Einkommen prägen das Verhalten stark. © Tabakatlas

Das DKFZ fordert deshalb gezielte Präventionsstrategien für schwer erreichbare Gruppen – etwa mobile Beratungsangebote oder Programme an Berufsschulen.

In Deutschland raucht mehr als jeder Vierte – am häufigsten junge Männer: Über 40 % zwischen 18 und 29 Jahren greifen zur Zigarette. © Tabakatlas
In Deutschland raucht mehr als jeder Vierte – am häufigsten junge Männer: Über 40 Prozent zwischen 18 und 29 Jahren greifen zur Zigarette. © Tabakatlas

Vapes und Pouches: Neue Gefahren für Jugendliche

Besonders besorgniserregend ist der Trend bei jungen Menschen. Viele empfinden Vapes oder Nikotin-Pouches als harmlos – ein gefährlicher Irrtum. Die bunten, aromatisierten Einweggeräte enthalten oft hohe Dosen Nikotin, das schnell abhängig macht.

  • 7,9 Prozent der 12- bis 17-Jährigen gaben an, in den letzten 30 Tagen E-Zigaretten konsumiert zu haben.
  • Bei den 18- bis 25-Jährigen liegt der Anteil bei 15 Prozent – Tendenz steigend.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Hendrik Streeck, warnt: „Produkte, die nach Wassermelone oder Erdbeere schmecken, wirken harmlos, können aber rasch in eine Abhängigkeit führen.“

Tabak belastet nicht nur die Lunge – sondern auch die Umwelt

Der Bericht zeigt auch: Tabakkonsum ist ein ökologisches Problem. Weltweit landen jährlich rund 4,5 Billionen Zigarettenkippen in der Umwelt. Die Filter enthalten Gifte wie Arsen, Blei und Nikotin – sie verseuchen Böden, Flüsse und Meere. Hinzu kommt die Belastung durch die Produktion.

Laut DKFZ verursacht die weltweite Tabakindustrie jährlich 83 Millionen Tonnen CO2 – etwa so viel wie ganz Österreich. Auch die Plastikfilter sind ein Umweltproblem, denn sie zerfallen nicht, sondern lagern sich in Mikroform in der Natur ab. Die Autoren des Tabakatlas fordern strengere Umweltauflagen für die Tabakindustrie sowie Aufklärungskampagnen zur ökologischen Wirkung des Rauchens.

Was jetzt passieren müsste

Ein zentrales Ziel des Tabakatlas ist klar formuliert: Deutschland soll bis 2040 rauchfrei werden. Das bedeutet, weniger als fünf Prozent der Bevölkerung sollen dann noch rauchen. Länder wie Finnland oder die Niederlande haben diesen Weg bereits eingeschlagen – mit Werbeverboten, Steuererhöhungen und verschärften Alterskontrollen. Der Tabakatlas empfiehlt auch für Deutschland verbindliche Maßnahmen:

  • Besserer Zugang zu Entwöhnungshilfen
  • Werbeverbot für Tabak- und Nikotinprodukte
  • Neutrale Verpackungen ohne Logos
  • Steuererhöhungen
  • Aufklärung für Jugendliche

Gerd Nettekoven, Vorstand der Deutschen Krebshilfe, appelliert an die Politik:

Auch Deutschland sollte sich als strategisches Ziel setzen, bis 2040 rauchfrei zu werden. Ein Ziel, das erreicht werden kann, wenn die Politik die entsprechenden Weichen dafür stellt.

Kurz zusammengefasst:

  • Rauchen ist in Deutschland für zahlreiche Todesfälle verantwortlich: Jeder siebte Mensch stirbt an den Folgen – vor allem Herz, Gefäße und Lunge sind stark betroffen, selbst bei geringem Konsum.
  • Soziale Ungleichheit verstärkt das Problem: Menschen mit niedrigerem Bildungsstand rauchen häufiger, nutzen seltener Entwöhnungshilfen und haben schlechteren Zugang zu ärztlicher Unterstützung.
  • Vapes und Nikotinbeutel machen Jugendliche schnell abhängig: Aromatisierte Produkte wirken harmlos, enthalten aber oft hohe Nikotinmengen – mit steigender Nutzung bei unter 25-Jährigen.

Übrigens: Manche Einweg-Vapes setzen mehr giftiges Blei frei als 20 Packungen Zigaretten. Besonders Jugendliche könnten beim Dampfen gefährliche Mengen an Schwermetallen einatmen – ohne es zu merken. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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