Neue Studie warnt: Wer die falsche Brille trägt, stürzt häufiger und stirbt früher
Wer im Alter schlechter sieht, lebt riskanter: Sehschwäche führt häufiger zu Stürzen und erhöht laut einer aktuellen Studie deutlich das Risiko für einen frühen Tod.

Ältere Menschen mit Sehschwäche stürzen deutlich häufiger. Diese Stürze erhöhen das Risiko, früh zu sterben. © Pexels
Ein Moment der Unachtsamkeit und schon endet der Gang zur Küche im Krankenhaus. Für viele ältere Menschen wird genau das zur bitteren Realität. Was harmlos beginnt, kann schwere Folgen haben: Knochenbrüche, lange Reha, Pflegebedürftigkeit. Doch hinter solchen Stürzen steckt oft mehr als bloß ein fehlender Halt. Eine neue Studie der University of Michigan zeigt, wie eng Sehschwäche und Sterblichkeit bei älteren Menschen miteinander verbunden sind.
Wer schlechter sieht, stürzt häufiger und genau diese wiederholten Stürze erhöhen das Risiko, früher zu sterben. Die Forscher werteten dafür über 7.000 Fälle aus der National Health and Aging Trends Study aus und fanden einen klaren Zusammenhang, der sich mit einfachen Mitteln beeinflussen lässt.
Sehschwäche verdoppelt Sturzrisiko und erhöht die Sterblichkeit deutlich
Schon bei Studienbeginn berichteten 8,1 Prozent der Teilnehmer, dass sie schlechter sehen. Damit war nicht gemeint, dass sie keine Lesebrille dabeihatten – sondern ernsthafte Einschränkungen beim Sehen im Alltag. Und genau diese Menschen stürzten deutlich häufiger.
Die Zahlen sind eindeutig: Ältere Personen mit Seheinschränkung stürzten fast doppelt so oft wie Gleichaltrige mit normalem Sehvermögen. Noch schlimmer: Wer mehrfach fiel, hatte auch die geringsten Überlebenschancen.
Ein Sturz kann alles verändern
Wer einmal stürzt, ist oft verunsichert. Wer ein zweites oder drittes Mal fällt, verliert das Vertrauen in den eigenen Körper. Die Folge: weniger Bewegung, mehr Unsicherheit und eine echte Gefahr für die Gesundheit. Ein gebrochenes Handgelenk oder eine Hüftfraktur heilen im Alter schlechter. Viele Betroffene werden pflegebedürftig, manche kommen nicht mehr auf die Beine.
In der Studie zeigte sich: Die wiederholten Stürze sind ein nicht zu vernachlässigender Teil des Problems. Sie machten rund zehn Prozent des Zusammenhangs zwischen Sehschwäche und erhöhter Sterblichkeit aus. Die restlichen 90 Prozent lassen sich direkt auf das schlechte Sehen zurückführen. Der Verlust der Orientierung, die Unsicherheit im Straßenverkehr oder das Stolpern über eine Teppichkante – Sehschwäche kann in jedem Moment gefährlich werden.
Unsichtbare Gefahr im Alltag
Viele ältere Menschen nehmen ihre Sehprobleme hin. Sie tragen ihre alte Brille weiter, gehen seltener zum Augenarzt oder glauben, dass schlechtes Sehen „zum Alter dazugehört“. Dabei ist genau das ein Trugschluss. Wer schlecht sieht, lebt riskanter. Und wer dazu noch allein wohnt oder wenig Unterstützung hat, lebt gefährlich.
Sehverlust ist kein isoliertes Gesundheitsproblem – er könnte Teil einer größeren Risikokette sein.
Studienautorin Shu Xu, NYU School of Global Public Health
Das zeigt sich auch in den Überlebensdaten. Besonders schlecht schnitten Menschen ab, die Sehprobleme und wiederholte Stürze hatten. Wer hingegen beides nicht erlebt hatte, hatte die besten Überlebenschancen.
Diese einfachen Maßnahmen senken das Sturzrisiko deutlich
1. Einmal jährlich zum Augenarzt gehen
Regelmäßige Augenuntersuchungen helfen, Erkrankungen wie Grauen Star, Glaukom oder Makuladegeneration frühzeitig zu erkennen. Je früher eine Behandlung erfolgt, desto besser lässt sich der Sehverlust aufhalten.
2. Die richtige Brille tragen
Schon eine nicht mehr passende Sehhilfe kann Unsicherheit beim Gehen und ein erhöhtes Sturzrisiko verursachen. Deshalb: Brillen regelmäßig überprüfen lassen – auch ohne akute Beschwerden.
3. Zuhause für gute Beleuchtung sorgen
Helle, blendfreie Lampen in Flur, Bad und Küche machen Hindernisse besser sichtbar. Bewegungsmelder können nachts für zusätzliches Licht sorgen, ohne dass man nach dem Schalter tasten muss.
4. Stolperfallen entfernen
Lose Teppiche, herumliegende Kabel oder zu hohe Türschwellen: Alles, worüber man stolpern kann, sollte aus dem Weg geräumt oder gesichert werden – besonders in stark genutzten Bereichen wie Flur, Bad oder Wohnzimmer.
5. Rutschfeste Hilfsmittel einbauen
Antirutschmatten in Dusche und Badewanne, Haltegriffe an Toilette und Wand – diese kleinen Veränderungen erhöhen die Sicherheit und können schwere Stürze verhindern.
6. Bewegung trainieren – gezielt und regelmäßig
Balance- und Kraftübungen stärken die Muskulatur und verbessern die Koordination. Spezielle Programme für Seniorinnen und Senioren gibt es bei Physiotherapien, Reha-Sportgruppen oder in Seniorenzentren.
7. Unterstützung annehmen und aktiv bleiben
Wenn man unsicher beim Gehen wird oder Angst vor Stürzen hat, sollte man mit seinem Arzt oder seiner Familie sprechen. Oft helfen schon kleine Alltagshilfen – ein Rollator, ein rutschfester Bodenbelag oder regelmäßige Übungen – um sicherer durch den Tag zu kommen.
Jeder Schritt zählt – besonders im Alter
Viele unterschätzen die psychische Wirkung eines Sturzes. Wer sich einmal verletzt hat, meidet danach oft alltägliche Wege. Das kann zu Einsamkeit, Muskelabbau und sogar Depressionen führen. Es lohnt sich deshalb doppelt, aktiv gegenzusteuern.
Die Studie zeigt auch: Neben dem Sehen zählen noch andere Faktoren. Wer raucht, chronisch krank ist oder besonders alt – der hat generell ein höheres Sterblichkeitsrisiko. Männer sind laut der Studie stärker gefährdet als Frauen. Trotzdem bleibt die Sehleistung ein besonders wichtiger Punkt, der sich aktiv verbessern lässt.
Kurz zusammengefasst:
- Ältere Menschen mit Sehschwäche stürzen fast doppelt so häufig wie Gleichaltrige mit normalem Sehvermögen – das erhöht deutlich ihr Risiko für Pflegebedürftigkeit und vorzeitigen Tod.
- Wiederholte Stürze erklären rund zehn Prozent des Zusammenhangs zwischen schlechter Sehkraft und erhöhter Sterblichkeit – der Rest geht direkt auf die visuelle Einschränkung zurück.
- Regelmäßige Augenuntersuchungen, sichere Wohnverhältnisse und gezieltes Gleichgewichtstraining können helfen, das Sturzrisiko im Alltag spürbar zu senken.
Übrigens: Nicht nur körperliche Einschränkungen wie Sehschwäche steigern im Alter das Risiko zu sterben – auch seelischer Stress kann lebensgefährlich werden. Eine neue Studie zeigt: Männer sterben deutlich häufiger am Broken-Heart-Syndrom als Frauen. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels