Selbst bestimmen statt liegen: Wie die Geburtsposition die Zufriedenheit der Mütter erhöht

Eine Studie der Universität Bonn zeigt, dass die freie Wahl der Geburtsposition das Wohlbefinden von Müttern während der Geburt signifikant steigert.

Die selbst gewählte Geburtsposition erhöht das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mütter laut einer Studie deutlich. © Pexels

Die selbst gewählte Geburtsposition erhöht das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mütter laut einer Studie deutlich. © Pexels

Forscher des Universitätsklinikums Bonn und der Universitäten Bonn und Köln haben die Bedeutung der Geburtsposition in einer umfassenden Studie untersucht: Je nachdem, ob eine Frau bei der Geburt ihres Kindes liegt oder sitzt, hat erheblichen Einfluss auf ihre Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis. Neben körperlichen Faktoren spielt laut der Untersuchung besonders die Möglichkeit, die Geburtsposition selbst wählen zu können, eine Rolle für das Wohlbefinden. Frauen, die ihre Position selbst bestimmten, waren durchweg zufriedener, während eine vorgegebene Position oft zu Frustration führte.

Freie Wahl als Schlüssel zur Zufriedenheit

Etwa drei Viertel der befragten Frauen gaben an, während der Geburt in Rückenlage gelegen zu haben – häufig ohne diese Position selbst gewählt zu haben. Im Gegensatz dazu berichteten Frauen, die sich aktiv für eine bestimmte Lage, etwa die Rücken- oder Seitenlage, entschieden hatten, von einem positiveren Geburtserlebnis. Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass die freie Wahl der Geburtsposition die Zufriedenheit erheblich steigert, während ein erzwungenes Vorgehen – besonders ohne nachvollziehbare Erklärung durch das medizinische Personal – oft negativ empfunden wird.

Rückenlage vs. internationale Empfehlungen

Die Rückenlage wird in westlichen Ländern traditionell bevorzugt, da sie dem medizinischen Personal einen besseren Zugang ermöglicht. Prof. Dr. Nadine Scholten, Leiterin der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Bonn, erklärt jedoch, dass internationale Empfehlungen dazu raten, den Gebärenden die Wahl ihrer bevorzugten Position zu überlassen. Auch in Deutschland wird Frauen am Ende der Geburt eine aufrechte Haltung empfohlen. Häufig hängt die finale Entscheidung jedoch von den Empfehlungen des medizinischen Personals und dem individuellen medizinischen Bedarf ab.

Kulturelle Unterschiede und die Bedeutung der Wahlfreiheit

„Die Rückenlage ist in westlichen Geburtskliniken zwar weit verbreitet, in anderen Kulturen dominieren jedoch aufrechte Positionen“, erklärt Prof. Dr. Scholten. Die Studie untersuchte, welche Positionen Frauen als angenehmer empfinden und welchen Einfluss die Wahlfreiheit dabei hat. Die Ergebnisse legen nahe, dass Frauen, die frei über ihre Geburtsposition entscheiden konnten, ein positiveres Geburtserlebnis hatten. Prof. Dr. Brigitte Strizek, Direktorin der Klinik für Geburtshilfe am Universitätsklinikum Bonn, unterstreicht die Bedeutung kultureller Unterschiede und Wahlfreiheit.

Rückenlage, Sitzhaltung oder Vierfüßlerstand: Prof. Dr. Brigitte Strizek (v.l.) und Prof. Dr. Nadine Scholten erforschten den Einfluss der Geburtsposition auf die Zufriedenheit werdender Mütter. © Universitätsklinikum Bonn / Alessandro Winkler
Rückenlage, Sitzhaltung oder Vierfüßlerstand: Prof. Dr. Brigitte Strizek (v.l.) und Prof. Dr. Nadine Scholten erforschten den Einfluss der Geburtsposition auf die Zufriedenheit werdender Mütter. © Universitätsklinikum Bonn / Alessandro Winkler

Mehr Kontrolle für Frauen bei der Geburt

Fast 800 Frauen, die in einer Klinik ohne operative Unterstützung geboren hatten, wurden befragt. Die Mehrheit berichtete, in Rücken- oder Seitenlage entbunden zu haben, jedoch oft aufgrund medizinischer Anweisungen, ohne diese Position selbst gewählt zu haben. Frauen, die ihre Position frei wählten, blickten insgesamt zufriedener auf das Geburtserlebnis zurück.

Der Einfluss des medizinischen Personals

Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen, die eine Position ohne ausreichende medizinische Erklärung zugewiesen bekamen, häufiger unzufrieden waren. Das Gefühl, übergangen zu werden, minderte die Freude am Geburtserlebnis. Wenn Frauen hingegen nachvollziehen konnten, warum eine bestimmte Position erforderlich war und sich in die Entscheidung eingebunden fühlten, waren sie zufriedener.

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Selbstbestimmung in der Geburtshilfe stärken

„Bemerkenswert ist die hohe Zahl der Frauen, die ihre Geburtsposition nicht selbst wählen konnten und dies als unzufriedenstellend empfanden“, betont Prof. Strizek. Prof. Scholten empfiehlt dem medizinischen Personal, werdende Mütter transparenter über die Gründe bestimmter Positionen zu informieren. Das stärkt das Gefühl der Selbstbestimmung und erhöht die Zufriedenheit der Gebärenden.

Was du dir merken solltest:

  • Die freie Wahl der Geburtsposition steigert das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mütter signifikant.
  • Frauen sind oft unzufriedener, wenn das medizinische Personal die Geburtsposition vorgibt, ohne die Gründe zu erklären.
  • Studien der Universität Bonn und Köln betonen, wie wichtig Selbstbestimmung für ein positives Geburtserlebnis ist.

Übrigens: Das Immunsystem von Frauen zeigt eine stärkere Reaktion auf Infektionen, jedoch besteht ein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen, und auch Impfstoffe wirken anders. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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