Rauchstopp-Medikament wirkt nicht bei jedem – den Unterschied machen die Gene
Wer mit dem Rauchen aufhören will, greift womöglich zu Vareniclin. Doch eine Studie zeigt, warum das Medikament nicht immer wirksam ist.
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Rauchen ist nach wie vor eine der größten Todesursachen weltweit, und über die Hälfte der Raucher gibt an, mit dem Rauchen aufhören zu wollen. © Unsplash
Wer mit dem Rauchen aufhören will, greift nicht selten zu Hilfsmitteln und Medikamenten. Doch eine Studie der University of Leicester zeigt, dass der Erfolg eines bestimmten Medikaments von den Genen abhängig sein könnte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nicotine and Tobacco Research.
Die Forscher untersuchten, welchen Einfluss die genetische Veranlagung auf die Wirkung von Vareniclin hat. Das Medikament bindet sich an die Nikotinrezeptoren im Gehirn und aktiviert sie teilweise, wodurch Dopamin freigesetzt wird. So soll bei Rauchern das Verlangen nach Zigaretten verringert werden.
In der Regel gilt Vareniclin als das wirksamste Medikament zum Rauchstopp, doch nicht alle Betroffenen berichten vom gewünschten Effekt. Bei ihren Untersuchungen fanden die Forscher jetzt heraus, dass bestimmte genetische Faktoren die Erfolgschancen dieser Behandlung beeinflussen können.
Gesundheitsdaten mittels neuer Methode analysiert
Das Forschungsteam entwickelte eine Methode, um elektronische Gesundheitsdaten auszuwerten. Ziel war es, festzustellen, welche Personen mit Vareniclin erfolgreich mit dem Rauchen aufhören konnten und welche nicht. Dabei analysierten sie Gesundheitsakten aus Leicestershire und Rutland, die zur EXCEED-Studie (Extended Cohort for E-health, Environment and DNA) gehören. Diese Studie sammelt genetische Daten und ermöglichte die Untersuchung großer Personengruppen. Auch andere nationale und internationale Kohortenstudien wurden einbezogen.
Durch genetische Analysen suchten die Wissenschaftler nach Unterschieden im Erbgut, die erklären können, warum Vareniclin bei manchen Menschen besser wirkt als bei anderen.
Bestimmte Gene beeinflussen die Wirkung
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass individuelle genetische Variationen einen Einfluss auf die Wirksamkeit des Medikaments haben können. Die betroffenen Gene sind an der Regulierung von Zellaktivitäten und der Funktion von Zilien – das sind winzige, haarähnliche Strukturen auf Zelloberflächen – beteiligt.
Dr. Kayesha Coley von der University of Leicester und Hauptautorin der Studie, erklärt:
Unsere Studie ist die erste, die das gesamte Genom scannt, um nach Genen zu suchen, die mit dem erfolgreichen Rauchstopp durch Vareniclin in Verbindung stehen. Diese Gene liefern wertvolle Einblicke in die vielfältigen biologischen Prozesse, die dabei eine Rolle spielen.
Wiederverfügbarkeit von Vareniclin
Das Markenmedikament Champix, das als einziges den Arzneistoff Vareniclin enthält, war zwischenzeitlich nicht verfügbar. Im Juli 2021 warnte der Hersteller Pfizer in einem Rote-Hand-Brief vor Verunreinigungen mit N-Nitroso-Vareniclin oberhalb der vom Unternehmen empfohlenen Tagesdosis. Aus Vorsichtsgründen pausierte der Pharma-Konzern daher den Vertrieb und rief mehrere Chargen des Medikaments zurück. Ende 2024 wurde die Zulassung einer generischen Version von Vareniclin bekannt gegeben.
Für Dr. Catherine John, wissenschaftliche Direktorin der EXCEED-Studie, ist klar, dass diese Forschung immer noch von anhaltender Bedeutung ist. „Rauchen ist nach wie vor eine der größten Todesursachen im Vereinigten Königreich und weltweit, und über die Hälfte der Raucher gibt an, mit dem Rauchen aufhören zu wollen“, sagt sie.
Um den Einfluss der Gene auf den Erfolg von Vareniclin genauer zu verstehen und möglicherweise neue Behandlungsansätze zu entwickeln, sind weitere Studien notwendig,
Kurz zusammengefasst:
- Eine Studie der University of Leicester zeigt, dass die Wirksamkeit des Rauchstopp-Medikaments Vareniclin von genetischen Faktoren abhängen könnte.
- Die Forscher analysierten Gesundheitsdaten und identifizierten genetische Varianten, die den Erfolg der Behandlung beeinflussen.
- Vareniclin ist nach Produktionsproblemen wieder im Vereinigten Königreich verfügbar, doch weitere Studien sollen klären, wie Gene die Therapie noch gezielter unterstützen können.
Bild: © Unsplash