Rapamycin: Das Anti-Aging-Wundermittel, das die Wissenschaft elektrisiert

Rapamycin zeigt in Studien, dass es die Lebensdauer von Tieren verlängert und die Gesundheit im Alter stärkt.

Die Lebenserwartung steigt, doch viele Menschen erleben ihre letzten Jahre in schlechter Gesundheit – das will die Wissenschaft ändern.

Die Lebenserwartung steigt, doch viele Menschen erleben ihre letzten Jahre in schlechter Gesundheit – das will die Wissenschaft ändern. © Pexels

Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt, doch viele Menschen verbringen die letzten Jahre ihres Lebens in schlechter Gesundheit. Forscher suchen daher nach Wegen, um das Altern zu verlangsamen und altersbedingte Krankheiten zu verhindern. Ein vielversprechender Kandidat in der Anti-Aging-Forschung ist Rapamycin. Dabei handelt es sich um ein Medikament, das ursprünglich für Krebsbehandlungen entwickelt wurde. Es soll vor allem verhindern, dass transplantierte Organe abgestoßen werden. Erste Studien zeigen, dass es nicht nur das Leben verlängern, sondern auch die Gesundheit im Alter verbessern kann.

Schlüssel zu längerem Leben?

Rapamycin wirkt, indem es den mTOR-Signalweg in Zellen blockiert und so die Autophagie – den natürlichen Reinigungsprozess der Zellen – anregt. „Rapamycin wird als vielversprechendes Anti-Aging-Medikament angesehen, das die Gesundheit im Alter verbessert und den altersbedingten Rückgang der Immunfunktion lindert“, berichtet ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns. Die Studie an Fruchtfliegen, Mäusen und Fadenwürmern zeigte, dass Rapamycin die sogenannten Endolysosomen aktiviert. Diese Zellbestandteile funktionieren wie ein „Magen“ und sind entscheidend für den Abbau von Material in den Zellen.

Übrigens: Autophagie ist der Prozess, bei dem Zellen beschädigte Teile abbauen und recyceln, um sich selbst zu reinigen. Rapamycin blockiert dabei das Enzym mTOR, was der Zelle signalisiert, dass „Hunger“ herrscht. Dadurch startet die Zelle den Reinigungsprozess. Das könnte erklären, warum Rapamycin in Tierversuchen die Lebensdauer verlängert.

Sebastian Grönke, einer der Autoren der Studie, erklärt: „Wir wissen, dass Rapamycin die Lebensdauer durch erhöhte Autophagie und verminderte Aktivität des Proteins S6K verlängert.“ Studien an Mäusen zeigen, dass eine veränderte S6K-Aktivität zu einem längeren Leben führt.

Stärkere Abwehrkräfte im Alter

Ein überraschendes Ergebnis der Forschung war, dass Fruchtfliegen mit unterdrückter S6K-Aktivität auch eine deutlich verbesserte Immunfunktion im Alter zeigten. „Als wir die S6K-Aktivität oder die Entzündungssignale im Fettkörper der Fliegen unterdrückten, zeigten diese eine bessere Immunfunktion und konnten bakterielle Infektionen effizienter abwehren“, erläutert Pingze Zhang, Erstautorin der Studie. Dieser Mechanismus könnte erklären, wie Rapamycin den altersbedingten Anstieg entzündungsfördernder Faktoren verhindert.

Von der Tierstudie zur Anwendung beim Menschen

Während Rapamycin in den USA von der FDA nur für spezielle medizinische Zwecke wie die Behandlung von Transplantationspatienten zugelassen ist, nutzen viele Mediziner das Medikament „off-label“ als Anti-Aging-Mittel. „Sirolimus (Rapamycin) ist nicht von der FDA für die Anwendung als Anti-Aging-Mittel bewertet worden“, bestätigte ein Sprecher der FDA gegenüber FOX News. Dennoch wächst das Interesse an der Off-Label-Nutzung, da die ersten Ergebnisse vielversprechend sind.

Daniel Tawfik von Healthspan, einer Klinik, die sich auf Therapien zur Lebensverlängerung spezialisiert hat, erklärt: „Rapamycin kann den Alterungsprozess auf Gewebeebene verlangsamen, indem es die Funktion der Organe erhält.“ Die Klinik betreut mehr als 3.500 Patienten, die die entzündungshemmenden und zellschützenden Effekte nutzen.

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In Deutschland stehen Ärzte der „off-label“-Nutzung von Medikamenten wie Rapamycin skeptisch gegenüber. „Die ethischen Vorstellungen in den USA und Deutschland sind da sehr unterschiedlich“, so Grönke laut der WirtschaftsWoche.

Kürzere Therapien versprechen Sicherheit

Forscher hoffen, dass kürzere Behandlungszeiträume mit Rapamycin, wie sie bei Fruchtfliegen und Mäusen erfolgreich getestet wurden, die Anwendung beim Menschen sicherer machen könnten. „Letztendlich gehen wir davon aus, dass die Endolysosomen den altersbedingten Anstieg entzündungsfördernder Faktoren verhindern und Rapamycin genau hier angreift“, fasst Grönke zusammen.

Allerdings gab es für Rapamycin bislang keine konkrete, großangelegte Studie an Menschen, um die Anti-Aging-Wirkung zu erforschen. Das Patent auf Rapamycin ist bereits in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts abgelaufen, die Unternehmen können so nichts mehr daran verdienen. Und die Universitäten tun sich schwer, die erforderlichen Millionenbeträge aufzubringen.

Was du dir merken solltest:

  • Rapamycin zeigt in Tierstudien, dass es die Lebensdauer verlängert und die Gesundheit im Alter verbessert, indem es den Zellreinigungsprozess anregt.
  • In den USA wird das Medikament„off-label“ für Anti-Aging-Zwecke genutzt. In Deutschland sind Ärzte aufgrund ethischer Bedenken da viel zögerlicher.
  • Eine großangelegte Studie am Menschen zur Erforschung der Anti-Aging-Wirkung des Mittels fehlt bislang, da finanzielle Anreize für Unternehmen ausbleiben.

Übrigens: Während Forscher an Medikamenten wie Rapamycin arbeiten, um den Alterungsprozess zu verlangsamen, gehen Longevity-Pioniere wie Bryan Johnson und Dave Asprey noch weiter. Mit Millioneninvestitionen und radikalen Gesundheitsstrategien versuchen sie, der Unsterblichkeit näherzukommen. Mehr dazu in unserem Artikel.

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