Power-Protein verspricht Muskelwachstum – und zerstört stattdessen das Gewebe
Myc wurde lange als Schlüssel für mehr Muskelkraft gefeiert. Doch neue Forschung zeigt: Das Protein schadet reifen Muskeln und schwächt ihre Struktur.

Myc galt als Muskelbooster – doch eine neue Studie zeigt das Gegenteil. © Pexels
Das Protein Myc galt lange als Hoffnungsträger für alle, die Muskeln aufbauen wollen. Es ist bekannt dafür, Zellwachstum zu fördern – also lag die Vermutung nahe, dass es auch beim Muskelwachstum eine zentrale Rolle spielt. Doch eine neue Studie vom Biozentrum der Universität Basel kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Statt das Muskelwachstum zu fördern, wirkt Myc in reifen Muskelfasern sogar zerstörerisch.
Wenn Muskelwachstum Protein braucht – aber nicht jedes
Skelettmuskeln wachsen, wenn sie regelmäßig gefordert werden – etwa beim Sport. In diesem Prozess vermehren sich Muskelzellen und vergrößern ihre Fasern, ein Vorgang, der als Hypertrophie bekannt ist. Lange gingen Fachleute davon aus, dass Myc dieses Wachstum antreibt. Denn bei körperlicher Belastung steigt der Myc-Spiegel im Muskelgewebe an, während er im Ruhezustand niedrig bleibt.
Doch Forscher um Prof. Dr. Markus Rüegg von der Universität Basel haben genauer hingesehen. In ihrer aktuellen Studie manipulierten sie bei Mäusen gezielt die Konzentration des Proteins in Muskelzellen – sie erhöhten oder senkten den Myc-Wert, um die Wirkung zu beobachten.
Viel hilft nicht viel: Zu viel Myc schadet
Die Ergebnisse widersprechen der bisherigen Annahme deutlich. „Hohe Myc-Werte führen nicht zu mehr Muskelmasse“, sagt Dr. Daniel Ham, Erstautor der Studie. Im Gegenteil: Die Forscher entdeckten, dass übermäßig viel Myc wichtige Proteine unterdrückt – solche, die für die Kontraktion der Muskeln notwendig sind. Ohne sie kann ein Muskel seine Kraft nicht entfalten.

© Universität Basel, Biozentrum
Das bedeutet: Trotz hoher Myc-Konzentration wuchsen die Muskelfasern nicht. Stattdessen litten sie an Strukturverlust und Funktionsstörungen. Myc scheint also im erwachsenen Muskel nicht das erhoffte Wachstumshormon zu sein, sondern eher ein Störfaktor.
Muskelwachstum durch Protein: Wann Myc gebraucht wird
Doch Myc hat nicht nur Schattenseiten. Laut den Forschern der Universität Basel spielt das Protein eine wichtige Rolle in einem anderen Prozess: der Regeneration. Bei Muskelverletzungen springt der Körper auf Notfallbetrieb – Muskelstammzellen teilen sich, verschmelzen und bilden neue Fasern. Genau hier ist Myc unerlässlich.
„Fehlt Myc in diesen Stammzellen, verliert der Muskel seine Fähigkeit, sich zu erholen oder zu wachsen“, erklärt Dr. Ham. Ohne das Protein bleiben Verletzungen bestehen, und das Muskelgewebe bleibt geschwächt. Myc unterstützt also nicht direkt das Muskelwachstum in bestehenden Fasern, sondern hilft dabei, neue Muskelzellen zu bilden.
Neue Therapien im Blick: Myc gezielt nutzen
Für Prof. Rüegg liefert die Studie eine wichtige Erkenntnis: „Sie stellt langjährige Hypothesen zur Rolle von Myc infrage.“ Gleichzeitig zeige sie, wie wertvoll das Protein für die Stammzellfunktion sei. Der Forscher sieht darin eine Chance für neue Therapien, die gezielt auf die positiven Eigenschaften von Myc setzen – ohne die negativen Folgen in reifen Muskelzellen in Kauf zu nehmen.
Kurz zusammengefasst:
- Das Protein Myc ist nicht notwendig für das Muskelwachstum in reifen Muskelfasern und kann deren Funktion sogar verschlechtern.
- Myc spielt aber eine wichtige Rolle bei der Bildung neuer Muskelzellen aus Stammzellen, vor allem bei der Regeneration nach Verletzungen.
- Die Studie der Universität Basel zeigt, dass Muskelwachstum Protein braucht – aber nur im richtigen Zelltyp und in der richtigen Menge.
Übrigens: Kreatin unterstützt nicht nur den Muskelaufbau, sondern auch Gehirn und Zellfunktion. Studien zeigen: Es steigert die Leistung, fördert die Gesundheit und kann im Alter schützen. Mehr dazu in unserem Artikel.
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