Nicht immer ist vegan gesund – diese Produkte erhöhen das Herzrisiko
Pflanzliche Ernährung gilt als gesund – doch laut Studie steigt das Risiko fürs Herz bei stark verarbeiteten Produkten deutlich an.
Verarbeitete Pflanzenkost kann dem Herz schaden – Forscher raten zu frischen Zutaten, Vollkorn, Nüssen und möglichst wenig Industrieprodukten. © Unsplash
Immer mehr Menschen setzen auf pflanzliche Produkte, wenn sie sich gesund ernähren wollen. Ob Sojadrinks, vegane Brotaufstriche oder pflanzliche Joghurts – das Label „plant-based“ steht für viele inzwischen für eine bewusste Lebensweise.
Doch eine große Langzeitstudie aus Frankreich zeigt: Eine pflanzliche Ernährung schützt das Herz nur dann, wenn die Produkte frisch und wenig verarbeitet sind. Entscheidend ist nicht allein, ob etwas pflanzlich ist – sondern wie es zusammengesetzt ist.
Nicht jede pflanzliche Ernährung ist gut fürs Herz
Das Nationale Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) untersuchte gemeinsam mit weiteren französischen Forschungseinrichtungen die Daten von mehr als 63.000 Erwachsenen. Die Teilnehmer wurden im Rahmen der NutriNet-Santé-Kohorte durchschnittlich neun Jahre lang beobachtet.
Neben dem Anteil pflanzlicher und tierischer Lebensmittel wurden auch Nährstoffdichte und Verarbeitungsgrad bewertet. Ein zentrales Ergebnis: Wer viele unverarbeitete, nährstoffreiche pflanzliche Lebensmittel verzehrte, hatte ein deutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe erkrankten Personen mit einer hochwertigen, pflanzlich geprägten und wenig verarbeiteten Ernährung zu 44 Prozent seltener an koronarer Herzkrankheit. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt war um 32 Prozent geringer.
Verarbeitete Pflanzenkost kann Risiken erhöhen
Anders fielen die Ergebnisse bei jenen aus, die sich zwar pflanzlich ernährten, aber stark verarbeitete Produkte bevorzugten. Dazu zählen etwa gesüßte pflanzliche Drinks, vegane Fertiggerichte, aromatisierte Joghurts auf Pflanzenbasis oder industriell hergestellte Fleischersatzprodukte. Obwohl diese Produkte pflanzlich sind, enthalten sie oft viele Zusatzstoffe, Salz, Zucker und Fette. Das Herzrisiko in dieser Gruppe war deutlich erhöht:
- 46 Prozent höheres Risiko für koronare Herzkrankheiten
- 38 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt
Die Studienautoren fassen zusammen:
Der positive Effekt gesunder pflanzlicher Ernährung geht durch starke Verarbeitung wieder verloren.
Neue Bewertungsmethode bringt Klarheit
Um die Zusammenhänge besser zu erfassen, entwickelte das Forschungsteam ein dreistufiges Bewertungssystem. Es berücksichtigt:
- den Anteil pflanzlicher und tierischer Lebensmittel,
- die Nährstoffqualität (z. B. Zuckergehalt, Fett, Mikronährstoffe),
- sowie den Grad der industriellen Verarbeitung.
Erst die Kombination dieser Faktoren erlaubt eine verlässliche Einschätzung, ob eine Ernährung wirklich herzgesund ist. Frische, unverarbeitete und ausgewogene pflanzliche Lebensmittel bieten demnach klar messbare Vorteile für die Herzgesundheit. Stark verarbeitete pflanzliche Produkte hingegen können diesen Effekt zunichtemachen.
Verbraucher sollten genauer hinsehen
Die Annahme, pflanzlich sei automatisch gesund, greift laut Studie zu kurz. Denn nicht nur die Herkunft, sondern auch die Herstellungsweise zählt. Problematisch sind vor allem:
- Fertiggerichte mit langer Zutatenliste,
- aromatisierte Sojadrinks mit Zuckerzusatz,
- pflanzliche Snacks und Süßwaren,
- Brotaufstriche mit Emulgatoren oder Zusatzstoffen.
„Ein pflanzliches Etikett allein reicht nicht aus“, heißt es im Fazit. Die Empfehlungen der Wissenschaftler für eine herzgesunde pflanzliche Ernährung lauten:
- Frisches Gemüse, Obst, Nüsse und Vollkorn bevorzugen
- Möglichst wenig verarbeitete Produkte konsumieren
- Zutatenliste prüfen und zuckerarme Varianten wählen
- Fertiggerichte nur gelegentlich einsetzen
- Selbst kochen, statt auf Industrieprodukte zu setzen
Kurz zusammengefasst:
- Pflanzliche Ernährung schützt das Herz nur dann, wenn die Lebensmittel gleichzeitig nährstoffreich und möglichst unverarbeitet sind.
- Wer häufig zu veganer Fertigkost greift, erhöht laut Studie aus Frankreich sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich – um bis zu 46 Prozent.
- Entscheidend für die Herzgesundheit ist nicht das „plant-based“-Label, sondern die Zutatenliste und der Verarbeitungsgrad der Produkte.
Übrigens: Eine pflanzliche Ernährung mit Polyphenolen kann das Herz stärken – etwa durch Kaffee, Nüsse oder Beeren. Wie groß der Effekt selbst kleiner Mengen ist, zeigt eine neue Langzeitstudie. Mehr dazu in unserem Artikel.
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