Neue Studie: Unregelmäßiger Schlaf treibt Herzschwache zurück in die Klinik
Unregelmäßiger Schlaf verdoppelt bei Herzinsuffizienz das Rückfallrisiko – selbst geringe Abweichungen beim Einschlafen können gefährlich sein.

Der Schlafrhythmus könnte bei Herzinsuffizienz ähnlich wichtig sein wie Medikamente, Ernährung oder Bewegung. © Unsplash
Wer eine Herzschwäche überstanden hat und aus dem Krankenhaus entlassen wird, muss im Alltag vieles neu ordnen. Medikamente brauchen eine neue Dosierung, Bewegung und Ernährung werden noch wichtiger. Doch ein Aspekt bleibt oft unbeachtet: der Schlaf. Dabei können selbst kleine Schwankungen im Schlafrhythmus – etwa wenn man mal um 22 Uhr, mal erst nach Mitternacht ins Bett geht – bei einer Herzinsuffizienz gefährlich werden. Laut einer aktuellen Studie der Oregon Health & Science University, verdoppelt ein gestörter Schlafrhythmus die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von sechs Monaten erneut in die Notaufnahme zu müssen oder sogar zu sterben.
Schlafrhythmus wird zum Risikofaktor
Das Forschungsteam hat für die Studie Daten von 32 Patienten ausgewertet, die alle an Herzinsuffizienz litten. In einem siebentägigen Schlaftagebuch hielten sie fest, wann sie schliefen – inklusive Nickerchen. Das Ergebnis war eindeutig: Diejenigen, die stark vom regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus abwichen, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für ein weiteres klinisches Ereignis.
Dr. Brooke Shafer, die die Studie leitete, erklärt:
Unsere Studie legt nahe, dass regelmäßige Schlafzeiten besonders für Erwachsene mit Herzinsuffizienz wichtig sein können.
Shafer sieht den Schlafrhythmus als neuen, modifizierbaren Risikofaktor – vergleichbar mit Blutdruck, Ernährung oder Bewegung.
Feste Zeiten schlagen Medikamente nicht – aber ergänzen sie
Die Forscher ermittelten den sogenannten Sleep Regularity Index (SRI). Er gibt an, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand zu denselben Uhrzeiten schläft oder wach ist. Ein Wert über 87 Prozent galt als regelmäßig, darunter als mäßig unregelmäßig.
Die Folgen:
- Von 21 gesundheitlichen Ereignissen traten 13 bei Menschen mit unregelmäßigem Schlaf auf.
- Der Unterschied war nicht durch andere Faktoren wie Schlafdauer, Medikamente oder Vorerkrankungen erklärbar.
- Die Zeit bis zum nächsten Klinikbesuch war bei unregelmäßig Schlafenden deutlich kürzer.
Besonders kritisch war dabei die erste Woche nach der Krankenhausentlassung – genau dann, wenn neue Medikamente und ungewohnte Routinen den Alltag ohnehin durcheinanderbringen.
Risiko bleibt auch mit Vorerkrankungen erhöht
Selbst wenn andere Gesundheitsfaktoren wie Schlafapnoe, Diabetes oder Nierenschwäche berücksichtigt wurden, blieb der Effekt bestehen. Die Hazard Ratio – also das Verhältnis des Risikos – lag im bereinigten Modell bei 3,7. Das bedeutet: Menschen mit unregelmäßigen Schlafzeiten hatten ein fast vierfach erhöhtes Risiko für einen neuen Zwischenfall.
Außerdem unterschieden sich die durchschnittliche Schlafdauer und auch der Einschlafzeitpunkt kaum zwischen den Gruppen. Es geht also nicht um die Menge, sondern allein um die Regelmäßigkeit.
Feste Routinen stärken Herz und Kreislauf auch im Alltag
Diese Erkenntnisse sind nicht nur für Herzinsuffizienz-Betroffene relevant: Auch Menschen mit Bluthochdruck, ältere Menschen oder Personen mit Schlafproblemen könnten von festen Routinen profitieren. Das Herz-Kreislauf-System scheint empfindlich auf Rhythmusstörungen zu reagieren – auch wenn sie nur durch kleine Alltagsschwankungen entstehen.
Das bedeutet konkret:
- Ärzte sollten beim ersten Nachsorgetermin gezielt nach Schlafgewohnheiten fragen.
- Pflegekräfte können feste Rituale unterstützen – z. B. Abendroutinen oder sanfte Lichtsignale.
- Angehörige könnten helfen, regelmäßige Abläufe im Alltag zu etablieren.
Kurz zusammengefasst:
- Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus verdoppelt bei Menschen mit Herzinsuffizienz das Risiko, innerhalb von sechs Monaten nach der Krankenhausentlassung erneut schwer zu erkranken oder zu sterben.
- Entscheidend ist nicht die Schlafdauer, sondern ob jemand täglich zur gleichen Zeit ins Bett geht und aufsteht.
- Feste Schlafzeiten sollten in der Nachsorge ähnlich ernst genommen werden wie Medikamente oder Bewegung, da sie das Rückfallrisiko wirksam senken können.
Übrigens: Das biologische Alter soll künftig per Sensor im Schweiß messbar sein – ganz ohne Blutabnahme. Die neue Technologie könnte frühzeitig zeigen, wie belastbar ein Körper wirklich ist. Mehr dazu in unserem Artikel.
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