Krebs unter Jüngeren: Immer mehr Menschen erkranken vor 50

Immer mehr Menschen unter 50 erkranken an Krebs. Besonders Brust-, Darm- und Gebärmutterkrebs nehmen in dieser Altersgruppe deutlich zu.

Krebs unter Jüngeren: Immer mehr Menschen erkranken vor 50

Krebs unter 50: Besonders oft betroffen sind Brust-, Darm-, Nieren-, Gebärmutter- und Bauchspeicheldrüsen – und die Zahlen steigen weiter. © Unsplash

Sie sind Mitte dreißig, sportlich, mitten im Leben – und bekommen plötzlich die Diagnose Krebs. Was früher als Ausnahme galt, passiert heute immer häufiger. Besonders bei Frauen häufen sich bestimmte Krebsarten deutlich früher als erwartet. Eine neue Studie aus den USA zeigt: Immer mehr Menschen unter 50 Jahren erkranken an Krebs – und sind nicht nur Einzelfälle, sondern ein wachsender Trend.

Dabei bleibt die Gesamtrate aller Krebserkrankungen in den USA seit Jahren stabil, auch die altersbereinigte Sterblichkeit sinkt im Durchschnitt leicht. Doch unter jungen Erwachsenen zeigen sich beunruhigende Verschiebungen. Vor allem Brust-, Darm-, Gebärmutter-, Nieren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs treten in dieser Altersgruppe häufiger auf – oft in Lebensphasen, in denen man nicht mit solch schweren Erkrankungen rechnet. Als mögliche Gründe nennen die Studienautoren unter anderem Übergewicht, veränderte Lebensgewohnheiten und eine verbesserte Früherkennung.

Die Daten basieren auf mehr als zwei Millionen Krebsfällen zwischen 2010 und 2019. Untersucht wurden 33 Krebsarten in verschiedenen Altersgruppen.

Die Forscher teilten die Bevölkerung in sechs Gruppen ein – darunter drei „jüngere“:

  • 15 bis 29 Jahre
  • 30 bis 39 Jahre
  • 40 bis 49 Jahre

Die Studie ergab ein eindeutiges Bild: Bei 14 Krebsarten steigen die Erkrankungszahlen in mindestens einer dieser Altersgruppen. Die auffälligsten Zuwächse gab es zwischen dem 30. und 49. Lebensjahr.

Brust- und Darmkrebs steigen besonders stark

Allein 2019 wurden laut der Analyse knapp 4.800 zusätzliche Brustkrebsfälle bei Frauen unter 50 gezählt – verglichen mit den zu erwartenden Zahlen auf Basis von 2010. Darmkrebs nahm im gleichen Zeitraum um gut 2.100 Fälle zu. Auch bei Nieren-, Gebärmutter- und Bauchspeicheldrüsenkrebs stiegen die Zahlen – mit insgesamt rund 3.500 zusätzlichen Diagnosen in diesem einen Jahr.

Bemerkenswert: Diese fünf Krebsarten allein machten mehr als 80 Prozent des gesamten Anstiegs bei den frühen Krebsfällen aus. Das zeigt, wie konzentriert sich der Trend auf bestimmte Tumorarten verteilt – und dass die Ursachen kaum zufällig sein können.

Krebs unter 50 trifft Frauen besonders oft

Bei Frauen zwischen 30 und 49 Jahren nahmen vor allem Brust- und Gebärmutterkrebs deutlich zu. Besonders bitter: Die Diagnosen häufen sich ausgerechnet in einem Lebensabschnitt, in dem viele Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen und ohnehin stark gefordert sind.

Die Wissenschaftler sehen mögliche Zusammenhänge mit dem steigenden Anteil übergewichtiger junger Erwachsener. Vor allem Fettgewebe beeinflusst hormonelle Prozesse, die bei Brust- und Gebärmutterkrebs eine wichtige Rolle spielen. Doch auch andere Erklärungen werden diskutiert: Lebensstil, Ernährung, Umweltfaktoren – und nicht zuletzt hormonelle Verhütungsmittel.

Verbesserte Früherkennung reicht als Erklärung nicht aus

Ein Teil der steigenden Zahlen könnte auf genauere Diagnosen zurückgehen. Heute gibt es mehr Vorsorgeprogramme, mehr gezielte Untersuchungen und bessere bildgebende Verfahren. Bei Brustkrebs und bestimmten Blutkrebsarten dürfte das die Fallzahlen zumindest teilweise beeinflussen.

Doch bei vielen anderen Krebsarten – etwa Bauchspeicheldrüsen- oder Gebärmutterkrebs – greifen solche Erklärungen zu kurz. Die Studienautoren betonen, dass auch neue Risikofaktoren eine Rolle spielen könnten. Studienleiterin Meredith S. Shiels sagt: „Die Ursachen sind vermutlich spezifisch für jede Krebsart und hängen auch mit veränderten Lebensgewohnheiten in jungen Jahren zusammen.“

Mehr Tote bei Darm- und Hodenkrebs – trotz Therapiefortschritt

Insgesamt blieb die Zahl der Krebstoten bei den unter 50-Jährigen zwar stabil. Doch bei einigen Krebsarten zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung: Vor allem Darm-, Gebärmutter- und Hodenkrebs enden bei Jüngeren heute öfter tödlich als noch vor einigen Jahren.

Besonders unerwartet ist das beim Hodenkrebs. Eigentlich gilt er als gut behandelbar – wenn er früh erkannt wird. Doch offenbar wird er nicht immer rechtzeitig entdeckt. Aggressivere Formen oder eine fehlende Nachsorge könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Auch bei Darmkrebs schlagen Experten seit Längerem Alarm: Immer mehr Menschen erkranken schon in jungen Jahren – und nicht selten verlaufen diese Fälle besonders schwer.

Lungen- und Prostatakrebs gehen zurück – und verschleiern den Trend

Dass die Gesamtzahlen aller Krebserkrankungen relativ stabil blieben, liegt vor allem daran, dass bei anderen Krebsarten – etwa Lungen- oder Prostatakrebs – ein Rückgang zu beobachten ist. Diese Rückgänge dämpfen statistisch den Anstieg in anderen Bereichen. Doch die Dynamik verschiebt sich: Während einige Tumorarten durch Vorsorgeprogramme und Lebensstilwandel seltener werden, treten andere früher und häufiger auf – und treffen immer mehr junge Erwachsene, die mitten im Leben stehen.

Kurz zusammengefasst:

  • Krebs unter Jüngeren: Die Zahl der Erkrankungen bei Menschen unter 50 steigt – besonders häufig sind Brust-, Darm-, Nieren-, Gebärmutter- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
  • Frauen zwischen 30 und 49 Jahren sind besonders betroffen, mögliche Ursachen sind Übergewicht, veränderte Lebensgewohnheiten und frühere Diagnosen.
  • Trotz stabiler Gesamtsterblichkeit nehmen die Todesfälle bei bestimmten Krebsarten wie Darm-, Gebärmutter- und Hodenkrebs in jungen Altersgruppen zu.

Übrigens: Forschern aus Manchester ist ein erstaunlicher Fund gelungen: Zellen teilen sich oft nicht rund, sondern behalten ihre Form – und steuern so, wie sich Tumore ausbreiten oder Gewebe neu entsteht. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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