Gewichtszunahme stärkt Wachstum bei Kindern – Neue Daten widerlegen alte Befürchtungen

Eine neue Studie zeigt: Gewichtszunahme bei Kindern bis zum 10. Lebensjahr fördert das Wachstum – ohne Risiko für Fettleibigkeit oder Bluthochdruck.

Gewichtszunahme fördert Wachstum – Studie entkräftet alte Daten

Gesundes Wachstum braucht Zeit – auch das Gewicht spielt dabei eine Rolle. Kinder können bis zum 10. Lebensjahr viel aufholen, wenn sie gut ernährt werden. © Unsplash

In vielen Teilen der Welt wachsen Kinder unter schwierigen Bedingungen auf – oft mit zu wenig Nahrung und zu geringen Chancen. Die Folgen zeigen sich nicht sofort, aber sie wirken lange nach: Viele Kinder bleiben klein, werden häufiger krank und starten mit Nachteilen ins Erwachsenenleben. Eine neue Studie der University of Michigan liefert nun überraschende Erkenntnisse: Unterernährte Kinder können bis zum 10. Lebensjahr durch gezielte Gewichtszunahme ihr Wachstum deutlich verbessern – und das ohne später häufiger an Fettleibigkeit oder Bluthochdruck zu erkranken.

Gewichtszunahme wirkt länger als bisher angenommen

Bisher galt unter Experten die Annahme, dass Kinder möglichst in den ersten zwei Lebensjahren ausreichend Nahrung bekommen sollten. Danach sei der „Zug abgefahren“ – spätere Gewichtszunahme könne sogar gesundheitlich riskant sein. Diese Sichtweise gerät nun ins Wanken.

„Unsere Ergebnisse sind bedeutsam, weil sie zeigen, dass verbessertes Wachstum von 1 bis 10 Jahren zu größerer Körpergröße im Erwachsenenalter führt und das erhöhte Risiko für Fettleibigkeit und Bluthochdruck vernachlässigbar ist“, erklärt Professorin Beverly Strassmann, Anthropologin und Hauptautorin der Studie.

Für die Studie untersuchte das Forschungsteam Kinder aus Zentral-Mali, die im Schnitt mit 1,6 Jahren in die Beobachtung aufgenommen wurden. Sie wurden regelmäßig gewogen und gemessen – bis sie etwa 21 Jahre alt waren. Dabei zeigte sich: Wer im frühen Kindesalter genug zunahm, wuchs im Schnitt um mehrere Zentimeter mehr heran als Gleichaltrige mit geringerer Gewichtszunahme.

Mehr Körpergröße kann Leben retten

Warum das so wichtig ist? Körpergröße ist kein rein ästhetisches Merkmal – sie wirkt sich auch auf die Gesundheit aus. Besonders für Frauen kann sie entscheidend sein. „Es ist bekannt, dass größere Frauen beispielsweise seltener bei der Geburt sterben“, so Strassmann. Gerade in Regionen mit schlechter medizinischer Versorgung kann das lebensrettend sein.

Größere Menschen haben in vielen Bereichen Vorteile: Sie sind seltener von Wachstumsstörungen betroffen, können körperlich mehr leisten und ihr Organismus ist in der Regel robuster. Wer in der Kindheit gut wächst, hat bessere Chancen auf ein gesundes Leben.

Programme dürfen nicht bei Kleinkindern enden

Viele Hilfsprogramme in Entwicklungsländern konzentrieren sich auf die sogenannte „goldene Zeit“ – also die ersten 1.000 Lebenstage. Von der Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag. Das hat gute Gründe, denn in dieser Phase entwickelt sich vieles besonders schnell. Doch längst nicht alle Kinder erhalten in dieser Zeit eine ausreichende Ernährung. Die Studie zeigt jetzt: Auch nach dem zweiten Geburtstag lohnt es sich, gezielt darauf zu achten und zwar noch viele Jahre lang.

Wachstum trotz früher Unterernährung – Gewichtszunahme bis 10 Jahre wirkt langfristig positiv

Die Studie liefert konkrete Zahlen: Kinder, die im Alter von 1 bis 10 Jahren deutlich zunahmen, waren später größer – ohne dass sie mehr Übergewicht oder einen höheren Blutdruck hatten. Das widerspricht bisherigen Annahmen. Bislang hatte man befürchtet, dass spätere Gewichtszunahme schädlich sein könnte. Diese Sorge sei unbegründet, sagt Strassmann.

Für Eltern, die in Regionen mit Lebensmittelknappheit leben, kann diese Erkenntnis neue Hoffnung bringen. Selbst wenn das Baby untergewichtig war, bedeutet das nicht, dass das Kind dauerhaft benachteiligt bleibt. Entscheidend ist, wie sich das Gewicht und die Körpergröße in den nächsten Jahren entwickeln.

Wachstum durch Ernährung fördern

Zwar richtet sich die Studie an Länder mit weit verbreiteter Unterernährung – doch auch in Deutschland leben nicht wenige Kinder in prekären Verhältnissen. Besonders in Familien mit niedrigem Einkommen leiden Kinder häufiger an schlechter Ernährung. Die Langzeitfolgen betreffen nicht nur das Gewicht, sondern auch die allgemeine Entwicklung.

Der Blick nach Mali macht deutlich: Es lohnt sich, langfristig in gesunde Ernährung zu investieren – auch dann, wenn der Start ins Leben schwierig war. Mehr Essen heißt nicht automatisch mehr Körperfett. Richtig eingesetzt, bringt es mehr Wachstum, mehr Chancen und bessere Gesundheit.

Kurz zusammengefasst:

  • Eine gezielte Gewichtszunahme für unterernährte Kinder zwischen dem 1. und 10. Lebensjahr kann ihr Wachstum im Erwachsenenalter deutlich verbessern – ohne das Risiko für Fettleibigkeit oder Bluthochdruck zu erhöhen.
  • Auch nach dem zweiten Lebensjahr lohnt sich eine gute Ernährung, denn spätere Wachstumsphasen bieten wichtige Chancen für Gesundheit und Entwicklung.
  • Größere Körpergröße bringt langfristige Vorteile, besonders in Regionen mit Mangelernährung – etwa ein geringeres Risiko für Komplikationen bei der Geburt.

Übrigens: Kinder sehen tatsächlich andere Dinge als Erwachsene – und das liegt nicht nur am Alter, sondern am jahrelangen Lernprozess hinter jedem Blick. Eine neue Studie zeigt, dass sich unser Blickverhalten bis ins junge Erwachsenenalter verändert. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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