Studie warnt: Ein geplanter Kaiserschnitt kann das Krebsrisiko bei Kindern erhöhen
Kinder, die per geplantem Kaiserschnitt geboren werden, erkranken später etwas häufiger an Leukämie – das zeigt eine Studie mit 2,5 Millionen Geburten.

Bei einem geplanten Kaiserschnitt fehlt dem Kind der Kontakt mit mütterlichen Bakterien – das könnte die Entwicklung des Immunsystems langfristig beeinflussen. © Pexels
Ein Kaiserschnitt kann Leben retten. Doch nicht jeder Eingriff ist medizinisch notwendig. Eine große Studie aus Schweden legt nun nahe, dass ein geplanter Kaiserschnitt mit einem leicht erhöhten Krebsrisiko bei Kindern verbunden sein kann, insbesondere für Leukämie im frühen Kindesalter.
Leukämie-Risiko leicht erhöht – Zahlen aus 2,5 Millionen Geburten
Kinder, die per geplantem Kaiserschnitt (Sectio) zur Welt kommen, erkranken später etwas häufiger an einer bestimmten Form von Blutkrebs – der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL). Diese tritt meist im Alter zwischen zwei und fünf Jahren auf. Die Daten zeigen: Das Risiko für ALL liegt bei diesen Kindern rund 21 Prozent höher als bei vaginal geborenen. Noch deutlicher fällt die Erhöhung bei der Unterform B-Zell-ALL aus – hier beträgt der Anstieg etwa 29 Prozent.
Die Untersuchung wurde am Karolinska-Institut durchgeführt. Grundlage waren Daten von knapp 2,5 Millionen Kindern, die zwischen 1982 und 1989 sowie zwischen 1999 und 2015 in Schweden geboren wurden. Etwa 15,5 Prozent – rund 376.000 Kinder – kamen per Kaiserschnitt zur Welt. Insgesamt wurden 1.495 Leukämiefälle dokumentiert.
Trotz des Anstiegs bleibt das Risiko in absoluten Zahlen gering. In Schweden erkranken jedes Jahr etwa 50 bis 70 Kinder an B-ALL. Der Anteil, der statistisch auf geplante Kaiserschnitte zurückzuführen ist, liegt bei ungefähr einem zusätzlichen Fall pro Jahr.
Warum geplante Kaiserschnitte ein Krebsrisiko bergen
Nicht jeder Kaiserschnitt verläuft gleich. Das Team am Karolinska-Institut unterschied zwischen geplanten Eingriffen und Notfällen. Bei einem Notkaiserschnitt hat die Geburt meist bereits begonnen. Das Kind durchläuft Teile des natürlichen Geburtsprozesses, erlebt körperlichen Stress und kommt mit mütterlichen Bakterien in Kontakt – Faktoren, die wichtig für das kindliche Immunsystem sein könnten.
Ganz anders sieht es beim geplanten Kaiserschnitt aus. Dieser findet oft vor dem errechneten Geburtstermin statt – ohne Wehen, ohne Kontakt mit dem Geburtskanal. Die Forscher vermuten, dass das fehlende Zusammenspiel von Stresshormonen und Mikroben die Immunentwicklung beeinflusst.
Glücklicherweise ist ALL selten. Es braucht viele Fälle, um Unterschiede zu erkennen. Dennoch bleibt der Zusammenhang bestehen, selbst wenn wir andere Einflüsse herausrechnen.
Studienleiterin Christina-Evmorfia Kampitsi
Einflüsse durch geplanten Kaiserschnitt betreffen besonders Jungen und Kleinkinder
Die Ergebnisse passen zu früheren Studien, erklären die Forscher. Schon länger ist bekannt, dass Kinder nach einem geplantem Kaiserschnitt häufiger an Asthma, Allergien oder Typ-1-Diabetes erkranken. Die neue Studie ergänzt diesen Befund um eine weitere mögliche Folge: ein leicht erhöhtes Risiko für Leukämie. Der Zusammenhang fiel außerdem bei Jungen deutlicher aus als bei Mädchen. Zudem waren jüngere Kinder stärker betroffen. Kampitsi betont jedoch:
Kaiserschnitte sind ein wichtiger und oft lebensrettender Teil der Geburtshilfe.
Eltern sollten sich deshalb keine Sorgen machen, wenn der Eingriff medizinisch notwendig ist. Anders sieht es bei geplanten Kaiserschnitten ohne medizinische Indikation aus. Hier sei laut der Wissenschaftlerin ein bewussterer Umgang sinnvoll.
Kurz zusammengefasst:
- Kinder, die per geplantem Kaiserschnitt geboren werden, haben ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko für akute lymphoblastische Leukämie – bei der Unterform B-ALL liegt das Plus sogar bei 29 Prozent.
- Die Studie des Karolinska-Instituts mit 2,5 Millionen Geburten zeigt: Dieses erhöhte Krebsrisiko bei einem geplanten Kaiserschnitt betrifft vor allem Jungen und jüngere Kinder, bleibt aber in absoluten Zahlen sehr gering.
- Forscher vermuten, dass der fehlende Geburtsstress und Kontakt mit mütterlichen Bakterien bei geplanten Sectios das Immunsystem beeinflussen – medizinisch nicht notwendige Eingriffe sollten daher genau abgewogen werden.
Übrigens: Nicht nur die Gesundheit der Mutter zählt – das Übergewicht des Vaters zum Zeitpunkt der Zeugung verdoppelt laut Studie das Risiko für kindliche Fettleibigkeit. Mehr dazu in unserem Artikel.
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