Leben hat ein programmiertes Ende – Forscher berechnen das biologische Ablaufdatum des Menschen

Laut Forschern hat die menschliche Lebensspanne ein biologisches Limit von 150 Jahren – die Resilienz des Körpers soll entscheidend sein.

Der Mensch kann maximal 150 Jahre alt werden

Selbst wenn Menschen Krebs, Herzkrankheiten oder Diabetes vermeiden und Jahrzehnte ohne große Leiden überstehen, bleibt ihre Lebensspanne begrenzt. © Pexels

Menschen haben schon immer nach einem möglichst langen Leben gestrebt. Heute tragen Nahrungsergänzungen, Fitnessprogramme und biomedizinische Eingriffe diese Sehnsucht in die Gegenwart. Tech-Investoren stecken Milliarden in Forschung, die das Altern verlangsamen soll. Doch trotz aller Hoffnungen bleibt eine Frage bestehen: Wie alt kann ein Mensch tatsächlich werden? In einer Studie hat das Deep-Tech-Unternehmen Gero aus Singapur dafür nun Daten, darunter Blutbilder, Schrittzahlen und langfristige Gesundheitsverläufe, von Hunderttausenden Menschen ausgewertet.

Das zentrale Ergebnis: Mit zunehmendem Alter verliert der Körper die Fähigkeit, nach Belastungen vollständig in den Ausgangszustand zurückzukehren.

Biologische Barriere: Jenseits von 150 Jahren fehlt die Erholungskraft

Die Analyse zeigt einen kritischen Punkt: eine natürliche Altersgrenze, die selbst unter idealen Bedingungen zwischen 120 und 150 Jahren liegt. Ab diesem Alter bricht die sogenannte physiologische Resilienz zusammen. Darunter verstehen die Forscher die Fähigkeit, nach Erkrankungen oder Verletzungen vollständig zu genesen. Entscheidend ist also nicht eine einzelne Krankheit, sondern der stetige Verlust an körperlicher Widerstandskraft. In der Studie heißt es:

Wir schließen daraus, dass die kritische Grenze, die das Lebensende markiert, eine biologische Eigenschaft des Organismus ist, die unabhängig von äußeren Stressfaktoren besteht und eine fundamentale Grenze der menschlichen Lebensspanne darstellt.

Die älteste verlässlich dokumentierte Person, Jeanne Louise Calment aus Frankreich, starb mit 122 Jahren. Damit liegt sie genau in dem Bereich, den die Forscher als biologisches Maximum beschreiben. Wer heute gesund alt werden will, kann viel für seine Belastbarkeit tun – doch die Grenze von 150 Jahren bleibt bestehen.

Kleine Verluste summieren sich

In jungen Jahren erholt sich der Körper nach einer Grippe oder Verletzung meist komplett. Mit zunehmendem Alter gelingt die Rückkehr immer weniger. Statt 100 Prozent Regeneration bleiben irgendwann nur noch 95 Prozent oder weniger. Über Jahrzehnte summieren sich diese kleinen Verluste zu dauerhaften Einschränkungen.

Auch die Geschwindigkeit verändert sich:

  • Mit 40 Jahren dauert die Erholung von Belastungen rund zwei bis drei Wochen.
  • Mit 90 Jahren zieht sich derselbe Prozess über sechs bis acht Wochen.

Zahlen aus großen Bevölkerungsstudien

Die Ergebnisse waren über alle Datensätze hinweg konsistent: Mit steigendem Alter verlängert sich die Erholungszeit deutlich, und die Streuung der Werte nimmt zu. Für die Berechnungen nutzte das Forschungsteam mehrere große Datensätze:

  • UK Biobank: 471.473 Teilnehmer, Alter 39–73 Jahre
  • NHANES (USA): 72.925 Teilnehmer, Alter 1–85 Jahre
  • GEROLONG (Russland): 388 Männer und 694 Frauen, Alter 30–90 Jahre, mit bis zu 20 Blutuntersuchungen über drei Jahre
In allen Datensätzen zeigte sich: Die Stabilität des Körpers nimmt mit dem Alter stetig ab und bricht rechnerisch zwischen 120 und 150 Jahren zusammen. Dafür wurden Menschen ab 40 Jahren untersucht, sehr gebrechliche Personen blieben außen vor. © Studie
In allen Datensätzen zeigte sich: Die Stabilität des Körpers nimmt mit dem Alter stetig ab und bricht rechnerisch zwischen 120 und 150 Jahren zusammen. Dafür wurden Menschen ab 40 Jahren untersucht, sehr gebrechliche Personen blieben außen vor. © Studie

Risiko verdoppelt sich regelmäßig in mathematischen Mustern

  • Alle 8 Jahre verdoppelt sich das Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Herzinfarkt oder Krebs
  • Im gleichen Rhythmus verdoppelt sich auch die Zahl der Menschen, die körperlich stark gebrechlich sind
  • Mathematisch entspricht das einer jährlichen Zunahme von 8,7 bis 9,4 Prozent – also fast 10 Prozent pro Jahr
  • Der Abbau folgt damit einem klaren Muster, ähnlich wie bei Zinseszinsen: kleine Veränderungen summieren sich schnell

Lebensstil entscheidet mit, aber nicht unbegrenzt

Rauchen ist ein Beispiel für einen zusätzlichen Belastungsfaktor. In den Daten lagen die Werte aktiver Raucher deutlich höher als bei Nichtrauchern. Wer das Rauchen beendet hatte, erreichte jedoch fast wieder das Niveau der Nie-Raucher. Das zeigt: Manche Belastungen lassen sich abwenden, wenn man rechtzeitig handelt.

Trotzdem gibt es Grenzen. Selbst bei optimalem Lebensstil tritt irgendwann der Punkt ein, an dem der Körper keine vollständige Regeneration mehr schafft.

Gesundheitssektor muss umdenken: Resilienz im Fokus

Die Forscher fordern, Resilienz künftig stärker in den Blick zu nehmen. Wichtiger als die Diagnose einzelner Krankheiten sei, wie schnell und vollständig Menschen nach Belastungen wieder ihr Ausgangsniveau erreichen.

Das könnte bedeuten:

  • Neue Medikamente zielen nicht nur auf Krankheiten, sondern auf die generelle Erholungsfähigkeit.
  • Klinische Studien messen nicht nur Todesfälle, sondern auch die Dauer der Erholung.
  • Digitale Geräte wie Schrittzähler könnten früh zeigen, wenn die Belastbarkeit nachlässt.

Mit immer mehr Hochbetagten wird die Frage nach Pflege und medizinischer Versorgung drängender. Menschen mit langsamer Regeneration benötigen längere Reha-Phasen und intensivere Betreuung. Prävention muss deshalb stärker auf die Erhaltung von Widerstandskraft setzen – durch Bewegung, Schlaf, Stressreduktion und gesunde Ernährung.

Kurz zusammengefasst:

  • Die menschliche Lebensspanne hat ein biologisches Limit von etwa 120 bis 150 Jahren, bestimmt durch den Verlust der körperlichen Resilienz.
  • Resilienz bedeutet die Fähigkeit des Körpers, sich nach Belastungen vollständig zu erholen; sie nimmt mit dem Alter stetig ab.
  • Auch ohne schwere Krankheiten summieren sich kleine Defizite in der Erholung, bis der Körper seine Stabilität verliert und das Lebensende erreicht.

Übrigens: Wenn Menschen älter werden, geraten die Eiweißfabriken der Zellen ins Stocken – wichtige Proteine für Energie, Gedächtnis und Nervenzellen fehlen plötzlich. Forscher fanden heraus, dass Ribosomen die Baupläne zwar ablesen, die Herstellung aber scheitert – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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