Das Herz kann Süßstoff schmecken – und das bringt es aus dem Takt

Eine neue Studie zeigt, dass künstliche Süße nicht nur Kalorien spart, sondern auch den Herzrhythmus stören kann.

Süßer Geschmack verändert das Herz. © Unsplash

Süßer Geschmack verändert das Herz. © Unsplash

Süßstoffe wie Aspartam sollen Zucker ersetzen und Kalorien sparen. Doch jetzt zeigt eine neue Studie, dass Süßstoff nicht nur die Zunge täuscht, sondern auch das Herz beeinflussen kann. Forscher haben entdeckt, dass das Herzmuskelgewebe Rezeptoren besitzt, die süßen Geschmack erkennen können. Wird dieser Mechanismus aktiviert, verändert sich die Kraft, mit der das Herz schlägt. Die Ergebnisse werfen neue Fragen zur Wirkung von Süßstoffen auf den Körper auf.

Die Forschungsergebnisse werden auf der 69. Jahrestagung der Biophysical Society vorgestellt, die vom 15. bis 19. Februar 2025 in Los Angeles stattfindet.

Wie der süße Geschmack das Herz erreicht

Geschmackssinn und Herzschlag haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Doch Forscher haben herausgefunden, dass die Rezeptoren TAS1R2 und TAS1R3, die für das Erkennen von süßem Geschmack auf der Zunge verantwortlich sind, auch auf den Zellen des Herzmuskels vorkommen.

Tests mit menschlichen und Maus-Herzmuskelzellen zeigten, dass künstliche Süßstoffe wie Aspartam diese Rezeptoren aktivieren. Die Folge: Die Herzmuskelzellen zogen sich stärker zusammen, was bedeutet, dass das Herz mit mehr Kraft schlägt. Gleichzeitig wurde der Kalziumfluss in den Zellen beschleunigt – ein Prozess, der für einen gesunden Herzrhythmus essenziell ist.

Einfluss auf den Herzrhythmus

Normalerweise steigt der Herzschlag nach einer Mahlzeit leicht an, weil der Körper mehr Energie verarbeitet. Bisher wurde angenommen, dass dies durch Signale aus dem Nervensystem gesteuert wird. Doch die neue Studie deutet darauf hin, dass es noch einen zweiten Mechanismus gibt.

„Wir glauben, dass der Anstieg des Blutzuckers nach dem Essen direkt mit den süßen Rezeptoren im Herzmuskel interagiert und dadurch den Herzschlag verändert“, erklärte Micah Yoder von der Loyola University Chicago. Diese Entdeckung könnte erklären, warum der Konsum von Süßstoffen in manchen Studien mit Herz-Kreislauf-Problemen in Verbindung gebracht wurde.

Zusammenhang mit Herzinsuffizienz

Besonders auffällig war, dass Menschen mit Herzinsuffizienz – also einer geschwächten Pumpleistung des Herzens – deutlich mehr dieser süßen Rezeptoren in ihren Herzmuskelzellen hatten. Das könnte darauf hinweisen, dass das Herz in einem geschwächten Zustand seine Energiequellen anders nutzt und sich an die veränderten Bedingungen anpasst.

„Bei Herzinsuffizienz verändert sich der Energiestoffwechsel des Herzens“, erklärte Yoder laut der Biophysical Society. „Das Herz beginnt, Glukose anders zu verarbeiten. Es ist möglich, dass es seine Fähigkeit zur Nährstofferkennung anpassen muss.“

Können Süßstoffe Herzrhythmusstörungen auslösen?

Ein weiteres Ergebnis der Studie deutet darauf hin, dass künstliche Süßstoffe wie Aspartam den Herzrhythmus stören könnten. In Labortests beobachteten die Wissenschaftler, dass die Herzmuskelzellen nach der Aufnahme großer Mengen Aspartam unregelmäßiger schlugen. Diese Art von Störungen wird als Arrhythmie bezeichnet und kann gefährlich sein, wenn sie häufig auftritt.

Ob der übermäßige Konsum von Süßstoffen tatsächlich das Risiko für Herzkrankheiten erhöht, ist noch nicht abschließend geklärt. Laut der Biophysical Society sind weitere Studien nötig, um die langfristigen Auswirkungen besser zu verstehen.

Kurz zusammengefasst:

  • Forscher haben herausgefunden, dass das Herz ähnlich wie die Zunge auf süßen Geschmack reagiert, da es spezielle Rezeptoren besitzt, die durch Süßstoffe wie Aspartam aktiviert werden.
  • Wird dieser Mechanismus ausgelöst, verstärkt sich die Herzmuskelkontraktion und der Kalziumfluss in den Zellen steigt, was den Herzrhythmus beeinflussen kann.
  • Besonders bei Patienten mit Herzinsuffizienz wurden mehr dieser Rezeptoren gefunden, was darauf hindeutet, dass Süßstoff das Herz stärker beeinflusst als bisher angenommen.

Bild: © Unsplash

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