CBD zeigt positive Wirkung gegen Alkoholsucht
CBD kann das Verlangen nach Alkohol drastisch senken. Die positive Wirkung ist sogar im Gehirn messbar.
Eine Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) weist erstmals nach, dass Cannabidiol (CBD) das Verlangen nach Alkohol bei alkoholabhängigen Menschen verringern kann. Der Wirkstoff ist ein natürlicher Bestandteil der Cannabispflanze und hat keine berauschende Wirkung. Die Ergebnisse dieser neuen Studie wurden in der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlicht.
Alkoholabhängigkeit gehört weltweit zu den schwerwiegendsten Suchterkrankungen. Trotz Therapie werden viele Patienten rückfällig. Medikamente zur Rückfallprävention sind rar, weshalb neue therapeutische Möglichkeiten dringend benötigt werden. In präklinischen Versuchen konnte CBD den Alkoholkonsum bei Tieren bereits senken. Klinische Studien mit Menschen fehlten bisher allerdings.
Erstmals CBD in einer klinischen Studie an Menschen getestet
Das änderte sich mit der ICONIC-Studie des ZI. Diese untersuchte erstmals die Auswirkungen von CBD auf das Alkoholverlangen und die Gehirnaktivität bei Menschen. Die Forscher analysierten, wie sich CBD auf das Belohnungssystem des Gehirns auswirkt und ob es das Verlangen nach Alkohol dämpfen kann. An der doppelblinden, randomisierten Studie nahmen 28 Menschen mit leichter bis schwerer Alkoholkonsumstörung teil. Doppelblind bedeutet, dass weder die Versuchsleiter noch Teilnehmer wussten, wer welcher Gruppe angehört.
Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine erhielt 800 mg CBD, die andere ein Placebo. Danach wurden sie verschiedenen Tests ausgesetzt, darunter alkoholbezogene Reize wie Bilder oder ein Aufenthalt in einer Bar-ähnlichen Umgebung. Während der Experimente bewerteten die Probanden ihr Alkoholverlangen anhand von Fragebögen. Zudem zeichneten Forscher ihre Gehirnaktivität per Magnetresonanztomografie (MRT) auf, um die Reaktionen des Belohnungssystems im Gehirn zu messen.
CBD senkt Aktivität im Belohnungszentrum
Die Ergebnisse waren deutlich: Probanden, die CBD eingenommen hatten, berichteten über ein geringeres Verlangen nach Alkohol. Auch die Hirnscans zeigten, dass die Aktivität im Nucleus accumbens (NAc), einem wichtigen Teil des Belohnungssystems, deutlich geringer war als in der Placebo-Gruppe.
„Unsere Studie liefert erste und deutliche Hinweise darauf, dass Cannabidiol dazu beitragen kann, das Verlangen nach Alkohol zu verringern und die mit der Sucht zusammenhängende Gehirnaktivität zu verändern“, erklärt Prof. Dr. Dr. Patrick Bach vom ZI. Laut den Forschern hängt eine geringere Aktivität im NAc mit einer geringeren Rückfallwahrscheinlichkeit zusammen.
Weiterführende Forschung bereits geplant
Das Forscherteam will auf diesen Ergebnissen aufbauen. In der ICONICplus-Studie untersuchen die Wissenschaftler, ob eine Kombination aus CBD und Naltrexon – einem Medikament, das gegen Alkoholabhängigkeit eingesetzt wird – eine bessere Wirkung erzielt als bisherige Standardtherapien.
Wissenschaftlerin Sina Vetter merkt jedoch an, dass viele Fragen noch immer offen sind:
Es sind allerdings weitere Forschungsaktivitäten notwendig, um wichtige Fragestellungen – die nicht Gegenstand der Studie waren – zu beantworten, wie etwa, ob die Ergebnisse allgemein anwendbar sind und die Wirkung von CBD im Laufe der Zeit stabil bleibt.
Sina Vetter
Kurz zusammengefasst:
- Trotz zahlreicher Therapieansätze bleibt die Rückfallquote alkoholabhängiger Menschen hoch, was die Notwendigkeit neuer therapeutischer Möglichkeiten unterstreicht.
- In einer klinischen Studie mit 28 Teilnehmern verringerte CBD, ein natürlicher Inhaltsstoff der Cannabispflanze ohne berauschenden Effekt, nachweislich den Drang nach Alkohol.
- Forscher des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit planen weitere Untersuchungen zur Langzeitwirkung von CBD zur Therapie von Alkoholabhängigkeit.
Bild: © Vecteezy