Wie Haushaltsgeräte das Leben verändern: Kühlschränke als Symbol für Wohlstand

Die „häusliche Transition“ zeigt, wie Haushaltsgeräte wie Kühlschränke weltweit den Lebensstandard verbessern und die gesellschaftliche Stellung von Frauen stärken.

Die „häusliche Transition“ bezeichnet den Wandel, durch den Haushalte weltweit mithilfe von Geräten wie Kühlschränken ihren Lebensstandard verbessern. © Unsplash

Die „häusliche Transition“ bezeichnet den Wandel, durch den Haushalte weltweit mithilfe von Geräten wie Kühlschränken ihren Lebensstandard verbessern. © Unsplash

Kühlschränke oder Waschmaschinen stehen symbolisch für den Lebensstandard und den Fortschritt eines Landes, so die Ökonomen Rutger Schilpzand und Jeroen Smits von der Radboud-Universität in Nijmegen. Während sich Studien zu Entwicklungs- und Schwellenländern häufig auf Einkommen, Gesundheit oder Bildung konzentrieren, sagen Schilpzand und Smits, dass diese Kriterien allein nicht ausreichen, um das tatsächliche Wohlstandsniveau eines Landes zu erfassen. „Deshalb kartieren wir erstmals die Entwicklung des materiellen Wohlstands in Haushalten“, erklärt Schilpzand, und nennt diesen Wandel die „häusliche Transition“. Die Forschungsergebnisse wurden im Journal of International Development veröffentlicht.

In wohlhabenden Ländern sind Kühlschränke, Fernseher und Waschmaschinen längst fester Bestandteil des Alltags. Doch das war nicht immer so: Bis 1960 besaßen nur wenige Haushalte solche Geräte. Erst danach begann eine rasche Verbreitung dieser Haushaltsgegenstände, und schon nach etwa 15 Jahren fanden sich diese Geräte fast überall. Diese Entwicklung, vom seltenen Besitz dieser Gegenstände bis hin zu deren Massenverbreitung in fast jedem Haushalt, ist laut den Forschern das, was sie als „häusliche Transition“ bezeichnen.

Lebensstandard und Rolle der Frauen

Für Schilpzand und Smits symbolisieren diese Haushaltsgeräte die Voraussetzungen für ein Leben mit angemessenem Standard. „Nahezu jeder Haushalt auf der Welt, der sich diese Dinge leisten kann, tut dies auch“, betont Smits. Die Forscher stellen klar, dass hinter den romantisierten Bildern von Märkten in Entwicklungsländern oder von Frauen, die Kleidung im Fluss waschen, eine erhebliche Arbeitslast steckt – meist getragen von Hausfrauen. „Der Kauf eines Kühlschranks oder einer Waschmaschine verringert die Arbeitsbelastung sofort und schafft Freiraum, Zeit für produktivere Tätigkeiten zu nutzen“, stimmt Schilpzand zu. „Die häusliche Transition ist daher eine wichtige Voraussetzung, um die Stellung von Frauen weltweit zu stärken.“

Unterschiede in der Übergangsgeschwindigkeit

Während reiche Länder diesen Übergang bereits vor Jahrzehnten abgeschlossen haben, steht er in vielen Entwicklungsländern noch aus oder hat gerade erst begonnen. Die Forscher wollten wissen, ob der Übergang in Schwellenländern einem ähnlichen Muster folgt wie einst in westlichen Ländern. Damals begann der Wandel langsam, gefolgt von einem schnellen Anstieg des Konsums bis zu einem bestimmten Sättigungsniveau. Sie untersuchten dazu den Besitz von Fernsehern und Kühlschränken in über 1.300 Regionen in 88 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

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Die Ergebnisse zeigen tatsächlich, dass die Entwicklung einem vergleichbaren Muster folgt. Allerdings bestehen sowohl zwischen als auch innerhalb der Länder erhebliche Unterschiede in Tempo und Phase der Transition. Smits: „Während China und Mexiko die Transition fast abgeschlossen haben, hat sie in den ländlichen Gebieten Subsahara-Afrikas kaum begonnen. Dort müssen grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Unterkunft zuerst gedeckt werden, bevor die Menschen überhaupt an den Kauf eines Kühlschranks denken.“

Faktoren für schnelleren Fortschritt

Die Daten der Forscher belegen, dass der Übergang in städtischen Regionen früher beginnt und schneller verläuft. Auch Regionen mit stärkerer wirtschaftlicher Entwicklung und höherem Bildungsstand erleben eine schnellere Transition. Ein günstigeres Verhältnis von Kindern und älteren Menschen zur erwerbsfähigen Bevölkerung scheint ebenfalls relevant zu sein. „Unsere Analysen haben uns ein besseres Verständnis der Lage von Haushalten in Entwicklungsländern gegeben und was dort noch notwendig ist, um einen angemessenen Lebensstandard zu sichern“, resümiert Schilpzand.

Was du dir merken solltest:

  • Die „häusliche Transition“ beschreibt den Prozess, wie Haushalte weltweit durch den Erwerb von Haushaltsgeräten wie Kühlschränken einen besseren Lebensstandard erreichen.
  • Haushaltsgeräte reduzieren die Arbeitsbelastung, vor allem für Frauen, und schaffen Freiraum für produktivere Tätigkeiten, was ihre gesellschaftliche Stellung stärkt.
  • Der Übergang verläuft in Schwellenländern je nach Region unterschiedlich schnell, wird aber durch wirtschaftliche Entwicklung und höhere Bildung beschleunigt.

Übrigens: Von einem Leben ohne Erwerbsarbeit träumen viele. Wie viel Vermögen braucht man, um von Zinserträgen zu leben, und welchen Einfluss haben Inflation und Steuern auf diese Erträge? Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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