Dieser Grund stresst Eltern enorm – wird aber häufig übersehen

Ein oft übersehener Grund, warum Eltern ausgebrannt und gestresst sind: Perfektionismus. Dieser Stress überträgt sich auf die Kinder.

Perfektionismus ist ein unsichtbarer Stressfaktor im Familienalltag. © Pexels

Perfektionismus ist ein unsichtbarer Stressfaktor im Familienalltag. © Pexels

Eltern stehen heute oft unter immensem Druck: Job, Haushalt, Kindererziehung – alles soll perfekt laufen. Doch genau dieser Perfektionismus bringt viele Eltern an ihre Grenzen. Elterncoach Erica Komisar warnt, dass das Streben nach dem Ideal Familien mehr schadet, als sie voranbringt. Was Kinder wirklich brauchen, sind nicht perfekte Eltern, sondern präsente und entspannte Bezugspersonen.

Die Herausforderungen der Elternschaft bleiben in jeder Phase bestehen, ob bei den schlaflosen Nächten eines Säuglings, den Streitereien zwischen Geschwistern oder den Sorgen von Teenagern über Prüfungen und Beziehungen. Komisar argumentiert, dass der gesellschaftliche Druck, als Eltern alles zu schaffen, besonders belastend sei. In einem Artikel für das „Institute for Family Studies“ schreibt sie laut GoodtoKnow, dass die moderne Erwartung, man könne „alles haben und alles schaffen“, nicht nur unrealistisch, sondern auch schädlich für das Wohlbefinden sei.

Eltern am Limit

Laut Komisar stellt der Alltag arbeitender Eltern eine enorme Herausforderung dar. Im Jahr 2021 arbeiteten in Großbritannien in über der Hälfte der Familien beide Elternteile in Vollzeit. Das verschärft den Stress, da weniger Zeit für die Familie bleibt, und Eltern sich schuldig fühlen, weil sie ihren Kindern nicht genügend Aufmerksamkeit schenken können. Komisar erklärt, dass Eltern, die gestresst und erschöpft sind, es schwerer haben, ihre Kinder in einer entspannten Umgebung zu erziehen.

Ständig gestresste Eltern haben weniger Zeit, sich in Ruhe um ihre Kinder zu kümmern.

Erica Komisar

Kinder, deren emotionale Bedürfnisse nicht erfüllt werden, reagieren oft mit Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression, Konzentrationsschwierigkeiten oder depressiven Symptomen ein deutliches Zeichen dafür, dass der ständige Stress, dem Eltern ausgesetzt sind, auch die Kinder beeinflusst. Besonders der allgegenwärtige Druck durch Technologie und die beruflichen Anforderungen erschwert es den Eltern, sich auf ihre Kinder zu konzentrieren.

Ursachen für Stress tiefer als vermutet

Komisar verweist auch auf externe Stressfaktoren, die moderne Eltern belasten, etwa soziale Medien oder zunehmende Gewalt in der Gesellschaft. Doch sie sieht die tiefer liegende Ursache in einem verschobenen Fokus: Statt die Gesundheit und das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen, wird zu oft versucht, ein perfektes Bild des Familienlebens aufrechtzuerhalten. Der Glaube, man kann alles haben, ohne Opfer zu bringen, ist ein Trugschluss, der zu Schuldgefühlen und Überforderung führt.

Perfektionismus bei Eltern ist oft eine Reaktion auf diese Schuldgefühle. Das Bedürfnis, alles zu kontrollieren und keine Fehler zu machen, verschärft jedoch den Stress. Komisar betont, dass Kinder keine perfekten Eltern brauchen. Sie brauchen Eltern, die präsent und ausgeglichen sind. Materielle Dinge oder teure Urlaube spielen dabei keine Rolle.

Kinder brauchen präsente Eltern

Komisar argumentiert, dass es für das Wohlbefinden von Kindern entscheidend ist, dass ihre Eltern emotional und körperlich verfügbar sind. Kinder brauchen keine perfekt durchgeplanten Tage oder luxuriöse Lebensumstände, sondern entspannte und präsente Eltern, die Freude daran haben, Zeit mit ihnen zu verbringen. Eltern sollten aufhören, sich zu viel abzuverlangen und stattdessen bewusst Prioritäten setzen.

Psychotherapeutin Anna Mathur ergänzt, dass Perfektionismus oft zu unrealistischen Erwartungen an sich selbst führt. Sie rät Eltern, ihre Standards zu hinterfragen und sich mehr Spielraum für Fehler zu lassen.

Wir müssen uns selbst mehr Menschlichkeit zugestehen und erkennen, dass es keine Schwäche ist, um Hilfe zu bitten.

Anna Mathur

Was du dir merken solltest:

  • Der Perfektionismus, den viele Eltern anstreben, führt laut Expertin Erica Komisar zu Stress und Überforderung, was sich negativ auf die Familie auswirkt.
  • Statt alles perfekt zu machen, sollten Eltern präsent und ausgeglichen sein, um die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder besser erfüllen zu können.
  • Externe Faktoren wie gesellschaftlicher Druck und soziale Medien verstärken die Belastung, doch entscheidend ist, sich realistische Erwartungen zu setzen und Unterstützung anzunehmen.

Übrigens: Eltern-Burn-out, besonders in Deutschland weit verbreitet, wird durch Stress und mangelnde Unterstützung verursacht und hat schwerwiegende Folgen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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