Im Wald lernen sorgt nicht immer für bessere Noten, doch Kinder erhalten etwas viel Wichtigeres
Die Forschung zeigt: Kinder sind kreativer, glücklicher und sozial kompetenter, wenn sie Innenräume verlassen und in der Natur lernen.
Kinder verbringen immer mehr Zeit in Innenräumen. Gleichzeitig werden Angebote wie Waldkindergärten immer beliebter. Studien zeigen, dass naturnahe Bildungskonzepte Kinder glücklicher machen, doch ein Einfluss auf klassische schulische Leistungen bleibt umstritten.
Über ein Beispiel für naturnahe Bildungskonzepte, das sogenannte Utopiecamp im Spessartwald, berichtet n-tv. Eine Woche lang erleben die Kinder die Natur und lernen dabei, Lebensmittel selbst zu sammeln, gemeinsam zu kochen und verschiedene Hürden zu überwinden. Für Thomas Müller-Schöll, den Initiator des Camps, sind Begeisterung und Lernlust entscheidende Maßstäbe für Bildung. Doch was sagt die Forschung dazu?
Natürliche Bildung fördert Engagement
Eine internationale Review von 2022, veröffentlicht im Magazin Frontiers in Public Health, wertete Studien aus 20 Ländern aus. Den Autoren zufolge steigert Lernen in der Natur das Engagement der Kinder und hat potenziell auch positive Effekte auf akademische Leistungen, soziale Fähigkeiten und das Wohlbefinden.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Review australischer Wissenschaftler aus dem Jahr 2020. Dennoch zeigt die Forschung auch gemischte Ergebnisse – vor allem im Bereich der klassischen schulischen Fächer wie Mathematik oder Sprachen.
Das Naturspiel hatte durchweg positive Auswirkungen auf die körperliche Aktivität sowie auf kognitive Spielformen (wie fantasievolles und dramatisches Spiel).
Kylie A. Dankiw, Margarita D. Tsiros, Katherine L. Baldock, Saravana Kumar (PLOS One)
Waldschule bringt Ruhe und Freude
Ein Beispiel aus Großbritannien unterstützt diese Erkenntnisse: Kinder eines dreimonatigen Waldschulprojekts waren weniger müde und gelangweilt, zeigten mehr Kooperationsbereitschaft und waren insgesamt glücklicher. Das räumliche Denken der Waldkinder unterschied sich laut n-tv jedoch nicht signifikant von dem der Vergleichsgruppe in regulären Klassenräumen.
Methodische Schwächen der Studien
Viele Studien zur Naturbildung kranken an methodischen Schwächen. Oft fehlen Kontrollgruppen oder langfristige Beobachtungen, um die Ergebnisse zu validieren. Zusätzlich erschwert die Vielfalt der Ansätze in der Naturbildung eine einheitliche Auswertung.
Kreativität statt Notenzwang
Besonders Waldkindergärten zeigen tendenziell positive Effekte auf Wohlbefinden, Bewegung und Kreativität. Was die kognitive Entwicklung betrifft, fallen die Ergebnisse uneinheitlich aus. Kinder aus Waldkindergärten scheinen jedoch genauso gut auf die Grundschule vorbereitet zu sein wie Kinder aus herkömmlichen Kitas.
Auch wenn das Lernen in der Natur schulische Leistungen nur begrenzt verbessert, hat es dennoch wichtige Vorteile. Kinder entwickeln dadurch soziale Kompetenzen in Kooperation und Konfliktlösung – Fähigkeiten, die für das Berufsleben im 21. Jahrhundert essenziell sind.
Was du dir merken solltest:
- Naturbildung steigert laut Studien Engagement, Wohlbefinden und soziale Fähigkeiten von Kindern, zeigt aber uneinheitliche Ergebnisse bei klassischen Schulfächern.
- Projekte wie das Utopiecamp fördern Kreativität und Kooperation, indem Kinder in der Natur Lebensmittel sammeln und gemeinsam Hürden meistern.
- Waldkindergärten verbessern Bewegung, Glück und Fantasie und bereiten Kinder genauso gut auf die Schule vor wie herkömmliche Kitas.
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