Lebensmittelverschwendung jetzt weltweites Problem – und wir zahlen den Preis

Lebensmittelverschwendung entwickelt sich von einem westlichen Phänomen zu einem globalen Problem – mit Folgen für Ernährungssicherheit, Umwelt und Klima.

Klimafolgen durch Lebensmittelverschwendung – das ist der Preis

In vielen Ländern wächst die Lebensmittelverschwendung rasant. Besonders in Städten landen immer mehr frische Produkte ungenutzt im Müll. © Wikimedia

Jährlich wirft jede Person im Durchschnitt rund 132 Kilogramm Lebensmittel weg – und die Menge steigt weiter. Früher war Verschwendung vor allem in wohlhabenden Ländern problematisch. Doch laut einer Analyse der Texas A&M University nähern sich die Zahlen weltweit an, die Lücke wird immer kleiner. Der Unterschied zwischen Industrie- und Schwellenländern liegt inzwischen nur noch bei rund sieben Kilogramm pro Kopf. In Staaten wie China, Indien und Brasilien beschleunigen wachsende Einkommen und die zunehmende Urbanisierung den Anstieg.

„Bleibt die wachsende Lebensmittelverschwendung in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen unbeachtet, droht sie nicht nachhaltige Konsummuster zu verfestigen“, heißt es in der Studie. Die Folgen wären für Ernährungssicherheit, öffentliche Gesundheit und ökologische Stabilität gravierend.

1. Ernährungssicherheit und Kosten steigen

Wer Lebensmittelabfälle produziert, verschwendet nicht nur Nahrung, sondern auch Ressourcen wie Ackerflächen, Wasser und Energie. Das mindert die verfügbare Menge an Nahrungsmitteln weltweit.

In der Folge gibt es weniger Ware, was die Preise nach oben treibt. So entstehen doppelte Verluste – für die Umwelt und für die Verbraucher. „Untätigkeit heute wird die langfristigen Kosten vergrößern und künftige Maßnahmen erschweren“, warnen die Forscher.

2. Gesundheitliche Risiken wachsen

Falsch entsorgte Lebensmittelabfälle können Krankheiten begünstigen. Sie locken Schädlinge an oder verunreinigen Wasser. Damit steigt die Gefahr von Infektionen.

Hinzu kommt die soziale Dimension: Während manche im Überfluss leben und unbedacht wegwerfen, fehlt anderen das Nötigste. Lebensmittelverschwendung vergrößert das Ungleichgewicht zwischen Überfluss und Mangel.

3. Umwelt und Klima geraten unter Druck

Lebensmittel, die auf Deponien landen, setzen Methan frei – ein besonders starkes Treibhausgas, das den Klimawandel beschleunigt.

Hinzu kommt, dass jedes weggeworfene Produkt zahlreiche Ressourcen verbraucht hat: Dünger, Verpackung, Transport und Kühlung. All das belastet Klima und Umwelt, wenn die Ware am Ende nicht genutzt wird. Zwischen 2004 und 2014 stieg die Menge an Lebensmittelabfällen weltweit um 24 Prozent.

4. Konsumverhalten verändert sich durch Städte

Urbanisierung ist einer der Haupttreiber. Mit wachsender Stadtbevölkerung ändern sich Einkaufs- und Essgewohnheiten. Menschen kaufen häufiger in Supermärkten, lagern mehr im Kühlschrank – und werfen dadurch größere Mengen weg.

Auch der Handel trägt Verantwortung. In Brasilien meldeten Supermarktketten 2018 Verluste von umgerechnet 1,2 Milliarden Euro durch verdorbene Lebensmittel, vor allem bei Obst und Gemüse. Kühlketten verhindern zwar Verluste beim Transport, doch sie verlagern die Abfälle in die Haushalte.

Welche Maßnahmen nötig sind

Damit sich die Lage nicht weiter verschärft, braucht es ein Zusammenspiel von Politik, Handel und Gesellschaft. Die Experten schlagen mehrere Schritte vor:

  • Bewusster einkaufen und lagern: Mengen besser planen und Lebensmittel richtig aufbewahren
  • Spenden statt entsorgen: Supermärkte und Gastronomie sollten überschüssige Waren weitergeben
  • Aufklärung verstärken: Kampagnen zu Portionierung, Resteverwertung und Kompostierung im Alltag
  • Alternative Nutzung fördern: Anreize für Kompost, Biogasproduktion und gemeinschaftliches Food Sharing
  • Strategien verankern: Maßnahmen müssen Teil breiterer Nachhaltigkeits- und Gleichstellungsinitiativen werden

Die Studienautoren fordern daher: „Es braucht eine umfassendere, global abgestimmte Strategie, die auf länder- und regionsspezifischen politischen Maßnahmen basiert, um Folgen abzumildern und Fortschritte hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen zu fördern.“

Kurz zusammengefasst:

  • Weltweit landen jedes Jahr im Schnitt 132 Kilogramm Lebensmittel pro Person im Müll. Auch Schwellenländer wie Brasilien, Indien und China holen beim Wegwerfen auf, weil steigende Einkommen, Urbanisierung und Supermärkte den Konsum verändern.
  • Lebensmittelverschwendung schadet Klima, Gesundheit und Geldbeutel. Sie verschwendet Wasser, Energie und Ackerfläche, setzt klimaschädliche Gase frei, treibt Preise hoch und verschärft soziale Ungleichheiten.
  • Die Forscher fordern klare Maßnahmen gegen diesen Trend. Dazu zählen Anreize für Spenden statt Entsorgung, verständliche Haltbarkeitsangaben, Aufklärung zu Lagerung und Portionierung sowie Investitionen in Kühlketten und Verbraucherbildung.

Übrigens: Für Lebensmittelverschwendung geht jährlich eine Fläche fast so groß wie Russland verloren – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Foerster via Wikimedia unter CC0 1.0

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