Psychologin gibt wertvolle Tipps, wie man dem Gruppenzwang widerstehen kann

Eine Psychologin erklärt, wie Gruppenzwang funktioniert, wer besonders anfällig ist und wie man sich und seine Kinder davor schützen kann.

Gruppenzwang

Die Psychologin Fanny Jimenez erforscht die Ursachen von Gruppenzwang und bietet Ratschläge zur Gegenwehr. © Vecteezy

„Warum tun wir Dinge, die wir eigentlich nicht wollen?“: In einer Episode des Podcasts „Never Mind“ geht die Psychologin Fanny Jimenez den Ursachen von Gruppenzwang auf den Grund und gibt Tipps, wie man sich dagegen wehren kann.

Jimenez definiert Gruppenzwang als den Einfluss, „den andere auf uns haben und dem wir uns dann beugen oder dem wir uns anpassen“. Es gebe unterschiedliche Formen davon, die sowohl positiv als auch negativ wirken könnten. Zudem unterscheide man zwischen einem impliziten, eher subtilen Gruppenzwang und einem expliziten, von klaren Vorgaben geprägten Gruppenzwang.

Wer sorgt am meisten für Gruppenzwang?

Gruppenzwang wird vor allem von Personen mit hohem sozialen Status ausgeübt. Ihr Einfluss auf die Gruppe kann von besonderen Fähigkeiten, Attraktivität oder Macht herrühren. Kinder erlernen bereits um das Alter von sechs oder sieben Jahren die Fähigkeit, sich bewusst zu sein, wie andere sie wahrnehmen und bewerten. Situationen, in denen es zu Gruppenzwang kommt, können also schon in der Kindheit auftreten.

Jugendliche besonders betroffen

Der Psychologe Brett Laursen kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Jugendliche besonders anfällig für Gruppenzwang sind. Diese Anpassungsfähigkeit hilft ihnen beim Aufbau von Freundschaften und dabei, den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe zu stärken. Ihm zufolge sind Jungen in der Pubertät besonders davon betroffen, da sie sich häufiger in großen Gruppen bewegen. Gleichaltrige Mädchen würden hingegen eher in kleineren Gruppen interagieren.

Wie Beliebtheit die Beeinflussbarkeit bestimmt

Eine andere Studie deckte drei Faktoren auf, die bei der Anfälligkeit für Gruppenzwang eine entscheidende Rolle spielen sollen:

  1. Die Autonomie der Jugendlichen und die Unterstützung durch die Eltern
  2. Das Vorhandensein sogenannter „Verweigerungskompetenzen“ – also die Fähigkeit, Nein zu sagen, wenn sie etwas nicht wollen
  3. Der soziale Status der Freunde

Jimenez erklärt, dass sowohl sehr beliebte als auch weniger beliebte Kinder empfänglicher für Gruppenzwang seien: „Es scheint so zu sein, als ob sowohl die Menschen, die in einer Hierarchie ganz oben an der Spitze stehen, als auch die, die relativ weit unten stehen, die größten Motive dafür haben, sich durch den Druck von anderen beeinflussen zu lassen.“

Schutz vor negativem Gruppenzwang

Laut Jimenez ist eine „stabile, gute, unterstützende Beziehung zu den Eltern“ der größte Schutzfaktor gegen negativen Gruppenzwang. Daher rät sie Eltern, ihren Kindern möglichst früh Werte zu vermitteln und sie auf Situationen vorzubereiten, in denen sie sich unwohl fühlen könnten. Dazu gehört auch, ihnen beizubringen, wie man in einer unangenehmen Situation „Nein“ sagen kann.

Wege zur Selbstständigkeit

Gruppenzwang betrifft allerdings nicht nur Kinder und Jugendliche: Auch Erwachsene können sich ihm nicht immer entziehen. Ihnen schlägt Jimenez vor, sich der ständigen Beeinflussung bewusst zu werden. Dieses Bewusstsein helfe, potenzielle Beeinflussungssituationen zu erkennen und entsprechende Strategien zu entwickeln.

Wenn ihr euch dessen bewusst seid, habt ihr einen geschärften Blick dafür, wer euch wann beeinflusst.

Fanny Jimenez

Was du dir merken solltest:

  • Gruppenzwang entsteht durch den Einfluss von Personen mit hohem sozialen Status und kann in impliziter, subtiler oder expliziter, offensichtlicher Form auftreten.
  • Jugendliche sind besonders anfällig dafür, da er ihre Anpassungsfähigkeit fördert und den Gruppenzusammenhalt sowie den Aufbau von Freundschaften unterstützt.
  • Ein bewusstes Wahrnehmen der eigenen Beeinflussbarkeit und das Erlernen von Strategien, wie das Aussprechen eines klaren „Nein“, sind wesentliche Schritte, um sich gegen negativen Gruppenzwang zu wehren.

Übrigens: Laut einer aktuelle Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung sind nicht nur ältere Menschen einsam, sondern zunehmend auch junge Erwachsene. Warum dieser Trend eine Gefahr für die Demokratie darstellt, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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