Die verlorene Glückskurve: Junge Erwachsene sind immer unglücklicher
Die U-Glückskurve des Lebens ist auf dem Rückzug und das ist keine gute Nachricht. Junge Erwachsene sind immer unglücklicher.
Das junge Erwachsenenalter galt lange als Höhepunkt des Lebensglücks. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass dies nicht mehr der Fall ist. Die Glückskurve flacht immer mehr ab, heute sind junge Erwachsene im Durchschnitt die unglücklichsten Menschen. Sie erleben eine signifikant niedrigere Lebenszufriedenheit als noch vor einigen Jahrzehnten. Das geht aus einer Studie aus Großbritannien hervor.
Junge Erwachsene sehen Glückskurve schwinden
Die jüngsten Erkenntnisse der Glücksforschung zeichnen ein alarmierendes Bild des Wohlbefindens junger Erwachsener. Laut einer umfassenden Studie von David Blanchflower und Alex Bryson, die im Global Independence Center veröffentlicht wurde, zeigt sich eine dramatische Abkehr von der traditionellen U-Glückskurve. Diese Theorie beschreibt, dass Menschen im frühen und späten Erwachsenenalter tendenziell glücklicher sind als in der Mitte ihres Lebens. Die Forscher haben herausgefunden, dass das Glück junger Menschen – insbesondere junger Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren – seit etwa 2017 stark abgenommen hat.
Globale Studie zeigt Bruch in traditioneller Glückskurve der Jugend
Die Studie, die sich auf Daten aus den Jahren 1973 bis 2017 stützt und 146 Länder umfasst, stellte eine konsistente U-förmige Zufriedenheitskurve über das Lebensalter hinweg fest. Diese Kurve war bei einer Vielzahl von Wohlbefindensindikatoren wie Lebenszufriedenheit, finanzieller Zufriedenheit und allgemeinem Glück erkennbar. Doch dieses einst als universell angesehenes Muster hat sich verändert. Jüngere Daten deuten darauf hin, dass die Lebenszufriedenheit junger Erwachsener ab etwa 2017 einen Einbruch erlebt, der deutlich vor dem traditionellen mittleren Tiefpunkt liegt. Dieser Trend, so Blanchflower und Bryson, stellt eine signifikante Verschiebung in der Dynamik des menschlichen Wohlbefindens dar und wirft wichtige Fragen über die Ursachen und mögliche Lösungen auf.
U-Glückskurve gilt nicht mehr für junge Erwachsene
Seit den 1950er Jahren wurde das Glück im Lebensverlauf als U-Kurve dargestellt: Ein hohes Maß an Zufriedenheit in der Jugend, ein Tief in der Lebensmitte und ein erneuter Anstieg im Alter. Tobias Esch, ein führender Zufriedenheitsforscher von der Universität Witten Herdecke, erläutert das Glückhoch der Jugend so: „Das ist das jugendliche Glück der Vorfreude, der Erwartung. Jugendliche und junge Erwachsene wollen sich ausprobieren, wollen wachsen, sie gehen gern Risiken und Abenteuer ein.“ Diese traditionelle Ansicht hat sich jedoch gewandelt und ist geprägt von Angst, Unsicherheiten und wenig Zuversicht in Bezug auf die Zukunft. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde der Zusammenbruch der klassischen U-Glückskurve gemessen. Die stetige Verschlechterung des Glückszustands junger Erwachsener beginnt bereits 2011, so die Tagesschau.
Soziale Medien und globale Unsicherheiten
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Vor allem soziale Medien und globale Krisen wie Umweltzerstörung und politische Unsicherheiten tragen dazu bei. Esch weist darauf hin, dass junge Menschen heute durch den ständigen Vergleich auf sozialen Netzwerken ihre Defizite stärker wahrnehmen und Ängste entwickeln, die das reale Leben beeinträchtigen. Laut Esch führt der ständige Vergleich mit anderen dazu, dass sich Jugendliche häufig als mangelhaft erleben.
Besonders junge Frauen betroffen
Ein besonders alarmierender Befund der britischen Studie ist die erhöhte Unzufriedenheit junger Frauen zwischen 18 und 25 Jahren. Sie fühlen sich durch die idealisierten Darstellungen in sozialen Medien stark unter Druck gesetzt, was zu einer tieferen Unzufriedenheit führt. Die Forscher vermuten, dass die spezifischen Herausforderungen, denen junge Frauen ausgesetzt sind, diese Tendenzen verstärken.
Ein globales Phänomen
Die Ergebnisse der britischen Studie sind kein Einzelfall. Ähnliche Muster der Unzufriedenheit zeigen sich in Daten aus den USA, Australien, Neuseeland und Kanada. Eine umfassende Datensammlung von 2020 bis 2023 hat ergeben, dass junge Menschen weltweit mit höheren Raten von Unzufriedenheit konfrontiert sind.
Was du dir merken solltest:
- Die traditionelle U-förmige Glückskurve junger Erwachsener, mit hohem Wohlbefinden in Jugend und Alter, gilt nicht mehr. Studien zeigen einen deutlichen Rückgang der Lebenszufriedenheit.
- Soziale Medien und globale Krisen verringern das Wohlbefinden junger Erwachsener, indem sie Ängste und ein Gefühl der Unzulänglichkeit verstärken.
- Besonders junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren erleiden einen starken Einbruch in ihrer Lebenszufriedenheit, getrieben durch den Druck der sozialen Medien.
Übrigens: Smartphones auf dem Vormarsch, Jugendglück auf dem Rückzug. Eine neue Studie im „World Happiness Report“ enthüllt, wie steigende Smartphone-Nutzung in englischsprachigen Ländern wie den USA, Kanada und Großbritannien die Angst unter Jugendlichen verschärft und ihr Glück schwinden lässt. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
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