Bindungstypen entschlüsselt: Der Weg zu glücklichen Beziehungen

Frühkindliche Bindungstypen beeinflussen unsere Beziehungsfähigkeit und -zufriedenheit. Eine bindungsorientierte Therapie kann helfen.

Bindungstypen

Bindungstypen aus der Kindheit beeinflussen unser Beziehungsverhalten als Erwachsene. © Pexels

Laut einer neuen Studie, die Forschende der Florida State University durchführten, sind die Bindungstypen beider Partner entscheidend für den Erfolg und die Stabilität einer Beziehung. Dabei wird zwischen drei Hauptbindungsstilen unterschieden: Bindungsangst, Bindungsvermeidung und Bindungssicherheit.

Die drei Bindungstypen erklärt

Bindungsängstliche Menschen haben oft starke Verlustängste, neigen dazu, sich stark an ihren Partner zu klammern und haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe. Im Gegensatz dazu streben bindungsvermeidende Personen nach Unabhängigkeit, haben Schwierigkeiten mit Nähe und bevorzugen es, auf Distanz zu bleiben. Bindungssichere Menschen machen sich weniger Sorgen darüber, verlassen zu werden oder jemanden zu nahe kommen zu lassen. Sie pflegen ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz in ihren Beziehungen. Diese Muster, so berichtet die Tagesschau, entstehen schon in unserer frühesten Kindheit und werden durch die Beziehungen zu unseren Eltern geformt.

Frühe Prägung und langfristige Auswirkungen

Die Forschung zeigt, dass unsere ersten zwischenmenschlichen Beziehungen maßgeblich dafür sind, wie wir später in romantischen Beziehungen agieren. „Bindungsstile sind unbewusste Strategien, die jeder von uns in den ersten wichtigen Beziehungen seines Lebens entwickelt hat“, erklärt Sonja Bröning, eine führende Expertin auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie, gegenüber dem SWR. Diese frühen Erfahrungen bestimmen, ob wir uns in Bindungssituationen öffnen, zurückziehen oder darauf vertrauen, dass unsere Sorgen ernst genommen werden.

Einfluss der Bindungstypen auf die Beziehungsqualität

In der Studie wurden über einen Zeitraum von drei Jahren 539 frisch verheiratete Paare untersucht. Die Paare füllten in regelmäßigen Abständen Fragebögen zu ihrer Ehezufriedenheit und ihrem Bindungsstil aus. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Partner mit geringer Bindungsunsicherheit oft die Unsicherheiten des anderen Partners ausgleichen kann. Bei Paaren, bei denen beide Partner geringe Bindungsängste hatten, wurde die höchste Zufriedenheit und die niedrigste Scheidungsrate festgestellt. Hohe Bindungsängste bei beiden Partnern waren hingegen mit geringer Zufriedenheit und einer hohen Scheidungsrate verbunden.

Besonderheiten bei bindungsvermeidenden Paaren

Die Studie ergab auch, dass bei Paaren, in denen beide Partner bindungsvermeidend waren, keine signifikanten Auswirkungen auf die Ehezufriedenheit festgestellt wurden. Dies deutet darauf hin, dass solche Paare zu Beginn ihrer Beziehung weniger Konflikte erleben, da beide Partner nicht viel Nähe suchen. Langfristig besteht jedoch das Risiko, dass sich diese Paare unbemerkt auseinanderleben, da keine der beiden Seiten die Nähe und Konfrontation sucht.

Die Bedeutung von bindungsorientierter Paartherapie

Sonja Bröning betont die Wichtigkeit von bindungsorientierter Paartherapie, besonders für Paare, die mit Bindungsängsten oder -vermeidung kämpfen. In solchen Therapien wird Paaren geholfen zu verstehen, welche unterbewussten Prozesse ihre Beziehung beeinflussen. „Viele Alltagskonflikte haben ihre Wurzeln in Bindungsthemen“, erklärt Bröning. In der Therapie geht es oft darum, Wertschätzung und Unterstützung zu fördern und nicht nur alltägliche Streitigkeiten zu lösen.

Was du dir merken solltest:

  • Die drei Hauptbindungstypen – Bindungsangst, Bindungsvermeidung und Bindungssicherheit – entstehen in der Kindheit und beeinflussen, wie wir in romantischen Beziehungen interagieren. Bindungssichere Personen pflegen ein ausgeglichenes Verhältnis zu Nähe und Distanz, während ängstliche Personen klammern und vermeidende Personen Distanz suchen.
  • Partnerschaften, in denen mindestens ein Partner bindungssicher ist, zeigen höhere Zufriedenheit und Stabilität. Hohe Bindungsangst oder Vermeidung bei beiden Partnern kann zu geringer Zufriedenheit und erhöhter Scheidungswahrscheinlichkeit führen.
  • Bindungsorientierte Paartherapie kann besonders hilfreich sein, um die Dynamiken zwischen Partnern zu verstehen und zu verbessern. Sie unterstützt Paare dabei, ihre Bindungsstile zu erkennen und konstruktiv damit umzugehen, was langfristig zur Lösung tiefer liegender Konflikte und einer stärkeren Beziehung führt.

Übrigens: In Beziehungen gibt es immer wieder typische Probleme. Paartherapeutin Ankha Haucke beschreibt neun häufig auftretende Beziehungsprobleme und wie man diese lösen kann. Mehr dazu kannst du in unserem Artikel nachlesen.

Bild: © Pexels

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