Raus aus dem Hotel Mama? Für viele junge Menschen geht es schneller zurück als gedacht
Unabhängigkeit war gestern: Immer mehr junge Deutsche kehren nach dem Auszug zu den Eltern zurück.

Über ein Sechstel der Deutschen zieht wieder ins Elternhaus zurück. © Pexels
Der erste eigene Wohnsitz nach dem Auszug von Zuhause bedeutet Freiheit: Keine Eltern mehr, die fragen, wann man nach Hause kommt, kein Streit um den Abwasch. Doch diese Unabhängigkeit ist für viele nur ein Zwischenschritt. Laut einer aktuellen Umfrage von immowelt ziehen junge Menschen in Deutschland im Durchschnitt mit 20,5 Jahren aus. Doch für mehr als jeden Sechsten endet das Abenteuer schneller als gedacht – sie kehren wieder ins Elternhaus zurück. Besonders die Generationen Y und Z sind häufiger betroffen.
Warum kehren so viele zurück?
15 Prozent der Deutschen haben nach dem ersten Auszug noch einmal bei den Eltern gewohnt. Bei jungen Menschen sind es sogar mehr: 19 Prozent der Generation Y und 18 Prozent der Generation Z mussten wieder zurück. Hauptgrund sind steigende Mieten und unsichere Jobperspektiven. Wer noch studiert, in der Ausbildung steckt oder keinen festen Arbeitsvertrag hat, kann sich die hohen Mietpreise in vielen Städten oft nicht leisten. Früher war das einfacher: In der Babyboomer-Generation zogen nur 12 Prozent zurück ins Elternhaus.

Umziehen gehört dazu – aber nicht für alle gleich oft
Nur wenige Menschen bleiben ein Leben lang in derselben Wohnung. Die Befragten der immowelt-Studie sind im Schnitt 4,4-mal umgezogen. 68 Prozent haben mindestens drei Wohnungswechsel hinter sich. Auffällig ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern: 73 Prozent der Frauen sind mindestens dreimal umgezogen, bei den Männern sind es nur 64 Prozent. Frauen wechseln ihre Wohnung häufiger, weil sie öfter wegen eines Jobs oder einer neuen Partnerschaft umziehen. Auch höhere Ansprüche an die Wohnqualität könnten eine Rolle spielen.

Umzug: Neuanfang oder Stress?
Ein Wohnungswechsel kann aufregend sein, aber auch anstrengend. 31 Prozent der Befragten verbinden mit einem Umzug vor allem Freude. Sie freuen sich auf eine neue Umgebung und neue Chancen. 17 Prozent hingegen empfinden den Umzug als neutral – für sie ist er einfach ein organisatorischer Schritt. Doch für 14 Prozent ist ein Wohnungswechsel purer Stress. Hohe Kosten, der Zeitaufwand für Planung und Organisation oder die Unsicherheit, ob die neue Wohnung wirklich passt, belasten viele.

Wer zieht früher aus – Deutsche oder ihre Nachbarn?
Auch in anderen Ländern zieht die junge Generation irgendwann aus dem Elternhaus. Doch in Frankreich und Belgien lassen sich junge Menschen dafür mehr Zeit. Während Deutsche im Schnitt mit 20,5 Jahren ausziehen, bleiben Franzosen bis 21 und Belgier bis 22 Jahre bei den Eltern wohnen. Unterschiede gibt es auch bei der Rückkehrquote: In Frankreich und Belgien ziehen jeweils 17 Prozent wieder zurück zu den Eltern, während es in Deutschland nur 15 Prozent sind.

Deutsche ziehen häufiger um als Belgier
Auch die Zahl der Wohnungswechsel unterscheidet sich je nach Land. In Deutschland und Frankreich haben jeweils 68 Prozent der Menschen mindestens drei Umzüge hinter sich. In Belgien sind es nur 60 Prozent. Dort scheinen die Menschen seltener umzuziehen und Wohnraum langfristiger zu nutzen.
Die Daten stammen aus einer immowelt-Umfrage, die im Februar 2025 durchgeführt wurde. In Deutschland wurden 2.007 Personen befragt, in Frankreich 1.031 und in Belgien 1.003.
Kurz zusammengefasst:
- In Deutschland ziehen junge Menschen im Durchschnitt mit 20,5 Jahren aus dem Elternhaus aus, aber mehr als jeder Sechste kehrt später wieder zurück – vor allem wegen hoher Mieten und unsicherer Jobs.
- Die meisten Deutschen ziehen im Laufe ihres Lebens mehrfach um, wobei Frauen häufiger umziehen als Männer, oft aus beruflichen oder persönlichen Gründen.
- Im Vergleich zu Deutschland bleiben junge Menschen in Frankreich und Belgien länger im Elternhaus wohnen. In Belgien ziehen die Menschen seltener um als in Deutschland oder Frankreich.
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