Strompreis an Ladesäulen: Wie Stromversorger Autofahrer abkassieren
Elektroautofahrer in Deutschland zahlen an öffentlichen Ladesäulen oft das Doppelte des Haushaltsstrompreises, der aktuell bei etwa 26 Cent pro Kilowattstunde liegt.
Trotz gesunkener Haushaltsstrompreise, die aktuell etwa 26 Cent pro Kilowattstunde betragen, erleben Fahrer von Elektroautos an öffentlichen Ladesäulen eine kostspielige Realität beim Strompreis. Dort bezahlen sie oft mehr als das Doppelte im Vergleich zum Haushaltsstrom.
Laut dem Statistikdienst Statista liegt der Durchschnittspreis an Wechselstromladesäulen in Deutschland bei 55 Cent, während Schnelllader sogar 66 Cent pro Kilowattstunde verlangen. Diese hohen Preise werden von den Betreibern öffentlicher Ladesäulen, oft lokalen Stadtwerken, festgesetzt, die ein Monopol über diese Dienstleistung halten können.
Unterschiede zwischen Haushalts- und Ladesäulen-Strompreisen
Gregor Kolbe, E-Mobilitätsexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands, merkt an, dass die Vorteile niedrigerer Strompreise noch nicht an den öffentlichen Ladesäulen ankämen. Diese Diskrepanz führt dazu, dass Elektroautos in manchen Fällen teurer zu betreiben sind als Benzinfahrzeuge. Ein Vergleich zeigt: Ein Benzinfahrzeug kostet etwa 10,80 Euro auf 100 Kilometer, während Elektroautos an öffentlichen Säulen etwa 11 Euro kosten. Laut Markus Adam, Chefjurist des Energieversorgers Lichtblick, erzeugen solche Preise Fehlanreize und fördern klimaschädliches Verhalten, ein Aspekt, der auch im Spiegel kritisch betrachtet wird.
Ladesäulen verbergen oft ihre Preise, anders als transparente Tankstellen
Im Gegensatz zu Tankstellen, wo die Preise für Benzin oder Diesel klar sichtbar ausgewiesen sind und Autofahrer stets wissen, was sie zahlen, herrscht bei den Ladesäulen für Elektroautos oft Unklarheit über die Kosten. Während man an einer Tankstelle sofort sieht, wie viel der Liter Sprit kostet, fehlen solche Preisangaben häufig an den Ladesäulen. Stattdessen müssen Elektroautofahrer in der Regel die App ihres Ladestromanbieters konsultieren, um herauszufinden, welche Tarife an einer bestimmten Ladesäule gelten.
Diese Situation wird durch die Tarifpolitik der Ladestromanbieter noch komplizierter. Der größte deutsche Ladestromanbieter EnBW mobility+ kündigte laut dem Spiegel an, dass ab dem 5. Juni in seinem Standardtarif „S“ die Kosten für das Laden an den Säulen anderer Betreiber zwischen 59 und 89 Cent pro Kilowattstunde schwanken können, während zuvor ein einheitlicher Preis von 65 Cent galt.
Ruf nach Trennung von Ladesäulen und Stromlieferanten
Die Lösung könnte eine Trennung von Ladesäulenbetreibern und Stromlieferanten sein, ähnlich wie in der Telekommunikations- und Haushaltsstrombranche. Dies würde nach Ansicht von Experten einen echten Wettbewerb ermöglichen und zu fairen Preisen führen. Die bestehenden Monopole, besonders in städtischen Gebieten, sorgen für überhöhte Preise und könnten potenzielle Käufer von Elektroautos abschrecken. Die durchschnittliche Reichweite von E-Autos und die Ladeinfrastruktur sind zwar verbessert, dennoch könnten hohe Kosten an der Ladesäule Interessenten abhalten.
Neue EU-Verordnung zur Preisgestaltung an Ladesäulen
Die Europäische Union hat die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (Afir) eingeführt, die ab 2025 eine bessere Preistransparenz an Ladesäulen fordert. Jeder Betreiber muss dann den aktuellen Strompreis und weitere relevante Informationen digital anzeigen. Dies soll zu mehr Markttransparenz führen und den Verbrauchern ermöglichen, Preise leichter zu vergleichen.
Was du dir merken solltest:
- In Deutschland liegt der Haushaltsstrompreis bei etwa 26 Cent pro Kilowattstunde, doch an öffentlichen Ladesäulen beträgt der Strompreis oft mehr als 55 Cent.
- Die hohen Ladesäulenpreise, oft durch lokale Monopole der Stadtwerke festgesetzt, könnten den finanziellen Vorteil von Elektroautos gegenüber Benzinfahrzeugen eliminieren.
- Eine ab 2025 geltende EU-Verordnung fordert von allen Ladesäulenbetreibern, klare und aktuelle Preisinformationen digital bereitzustellen, um den Wettbewerb zu fördern und Transparenz zu erhöhen.
Bild: © Lupus in Saxonia via Wikimedia unter CC4-Lizenz
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