Mamma mia! Carbonara aus der Dose – Heinz provoziert heftige Reaktionen in Italien
Heinz sorgt mit seiner neuen Carbonara aus der Dose für Empörung in Italien. Traditionelle Köche kritisieren das Produkt scharf.
Heinz hat es wieder getan: Der US-Konzern, bekannt für seine Experimentierfreude mit italienischen Klassikern wie Spaghetti Bolognese, hat nun Carbonara in der Dose auf den Markt gebracht. Die Reaktionen darauf sind gemischt, um es freundlich auszudrücken. Besonders in Italien stößt dieses Produkt auf heftigen Widerstand. Alessandro Pipero, Chefkoch des Michelin-Stern-Restaurants Pipero in Rom und selbsternannter „Carbonara-König“, zeigte sich entsetzt und verglich die Dose mit Katzenfutter. In einem Interview mit der Times sagte er: „Sollten wir nicht lieber bei Dingen wie Coca-Cola bleiben, die in Dosen gehören?“
Tradition trifft auf amerikanische Bequemlichkeit
Spaghetti Carbonara, ein beliebtes italienisches Gericht, hat seine Ursprünge möglicherweise in der Notversorgung amerikanischer Soldaten während des Zweiten Weltkriegs. Es besteht traditionell aus nur vier Zutaten: Pasta, Ei, Parmesan und Speck. Doch Heinz‘ Version des Gerichts enthält eine lange Liste von Zutaten, darunter Speck, Maisstärke, Magermilchpulver und Käsepulver. Laut dem Guardian führt das dazu, dass traditionelle Köche die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, während einige Fans von schnellen Mahlzeiten die neue Option feiern.
Dabei wollte Heinz eigentlich ein unkompliziertes und schnelles Carbonara-Rezept entwickeln, das angeblich jedes Mal gelingt und bei Pasta-Liebhabern gut ankommt. Der Food-Hersteller dachte da vor allem an die Gen Z. 32 Prozent der Mitglieder der Generation Z würden laut der Global Consumer Survey, die zwischen April 2022 und März 2023 in Großbritannien durchgeführt wurde, ihr Essen am liebsten schnell und einfach zubereiten. Unter dem Hashtag #NoDramaCarbonara möchte Heinz vor allem junge Menschen in den sozialen Medien erreichen, die wenig Zeit zum Kochen haben oder keine großen Kochkünste besitzen.
Carbonara in Dose spaltet das Netz
In den sozialen Medien fiel das Produkt aber durch. Nutzer auf X überboten sich mit kreativen Kommentaren. Ein User schlug vor, die Carbonara-Dose mit Rucola und Balsamico auf Toast zu probieren, während ein anderer – angeblich Sizilianer – ironisch andeutete, er müsse wegen dieses „Verbrechens“ zum Messer greifen. Der Guardian berichtete zudem, dass die auffällige Verpackung, die eine Mischung aus Heinz‘ typischem Gelb und einem auffallenden Pink ist, weitere Kontroversen auslöste. Ein Kommentator bemerkte trocken, dass das Design ihn an Fruchtgummis erinnere.
Heinz bleibt stur: Praktisch vor traditionell
Heinz zeigt sich trotz der Kritik unbeeindruckt. Das Unternehmen verteidigt seine Entscheidung, Spaghetti Carbonara in Dosen anzubieten, und betont, dass viele Menschen nach unkomplizierten Mahlzeiten suchen, die leicht zuzubereiten sind. Alessandra de Dreuille, die bei Kraft Heinz für Mahlzeiten verantwortlich ist, sagte laut dem Guardian, dass die neue Carbonara-Dose besonders für diejenigen attraktiv sei, die den Stress vermeiden wollen, dass die Sauce beim Kochen gerinnt. Die Botschaft von Heinz ist klar: Für sie steht der Komfort der Verbraucher im Vordergrund, selbst wenn das bedeutet, traditionelle Gerichte neu zu interpretieren.
Der britische Standard hat die neue Carbonara aus der Dose mal probieren lassen. In ihrem Fazit schreiben die drei Tester „Wir haben die Pasta in der Mikrowelle erhitzt, wodurch eine Art Suppe mit verloren gegangenen Spaghetti und einigen Würfeln von etwas, das wohl nicht als Schweinefleisch durchgehen sollte, entstand.“ Insgesamt also nicht überzeugend, so das Urteil der Standard-Tester. Jedoch auf dem Herd erhitzt, sodass der Inhalt eindicken konnte, könnte es ein halbwegs akzeptables kulinarisches Produkt sein, hieß es. Und noch eine Entwarnung an alle Carbonara-Liebhaber: die Pasta aus der Dose wird vorerst nur in Großbritannien verkauft.
Übrigens: Vielleicht muss Heinz ja auf Carbonara umsteigen, weil der Klimawandel seinen Ketchup bedroht. Was dahinter steckt, erfährst du in unserem Artikel.
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