Entkopplung von CO2 und Wirtschaft: Was 30 Prozent der Regionen – und Europa – richtig machen
30 Prozent der Regionen weltweit gelingt die Entkopplung von CO2 und Wirtschaft. Europa tut sich dabei besonders hervor.
Die Wirtschaft wuchs lange auf Kosten des Klimas: Steigende CO2-Emissionen gingen meist Hand in Hand mit wirtschaftlicher Expansion. Doch um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen und die globale Durchschnittstemperatur zu stabilisieren, müssen Volkswirtschaften wachsen, ohne dabei Emissionen zu erhöhen. Eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt, dass die Entkopplung von CO2-Emissionen und Wirtschaft in etwa 30 Prozent der weltweit untersuchten Regionen bereits gelingt. Das Tempo ist jedoch noch zu gering, um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen.
Wo Entkopplung gelingt – Regionale Ansätze machen den Unterschied
Die Studie, veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences, untersuchte 30 Jahre Daten aus fast 1.500 Regionen weltweit – von deutschen Bundesländern über US-Bundesstaaten bis zu chinesischen Provinzen. Subnationale Einheiten wie Städte und Regionen, die für rund 85 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind, rückten dabei in den Fokus, da sie zunehmend eine Schlüsselrolle in der Klimapolitik übernehmen. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen, die sich meist auf nationale oder städtische Ebenen konzentrierten, zeigt die Analyse eine detailliertere Perspektive.
Das Ergebnis: Etwa 30 Prozent der untersuchten Regionen konnten ihre CO2-Emissionen vollständig vom Wirtschaftswachstum entkoppeln. Besonders wohlhabende Regionen mit starken Dienstleistungs- oder Industriesektoren erreichten diese sogenannte absolute Entkopplung. „Wir haben festgestellt, dass 30 Prozent der Regionen, für die Daten vorliegen, ihre CO2-Emissionen vollständig vom Wirtschaftswachstum abgekoppelt haben“, erklärt Anders Levermann, Leiter der Abteilung Komplexitätsforschung am PIK.
CO2 und Wirtschaft – Europa kriegt schnellere Entkopplung hin
Ein Erfolgsfaktor liegt in subnationalen Klimaschutzmaßnahmen. Laut Studienautorin Maria Zioga weisen europäische Städte und Regionen, die finanzielle Förderung erhalten und Klimaschutzpläne umsetzen, die besten Entkopplungsraten auf. Sie betont: „Europa schneidet durchweg besser ab als andere Teile der Welt. Viele europäische Regionen zeigen in den letzten 20 Jahren einen kontinuierlichen Trend zur Entkopplung.“ Im Gegensatz dazu hätten sich die Entkopplungsmuster in Nordamerika und Asien über die Jahre stark verändert, verbesserten sich aber zuletzt.
Netto-Null bis 2050 bleibt ein ehrgeiziges Ziel
Trotz positiver Entwicklungen bleibt der Weg zu Netto-Null-Emissionen lang. Die Forscher nutzten die bisherigen Trends, um Prognosen zu erstellen. Maximilian Kotz, Mitautor der Studie, erläutert: „Wenn die derzeitigen Entkopplungsraten anhalten, wird weniger als die Hälfte der Regionen in der Lage sein, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.“ Er ergänzt: „Auf allen Ebenen müssen deshalb größte Anstrengungen unternommen werden.“ Besonders Industrieländer sollten nicht nur ihre eigenen Maßnahmen intensivieren, sondern auch die Energiewende im globalen Süden stärker unterstützen.
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Ein weiteres Problem ist die Auslagerung emissionsintensiver Produktion. Wohlhabende Regionen senken zwar ihre lokalen Emissionen, verlagern aber den CO2-Ausstoß in einkommensschwächere Länder. Die Forscher fordern deshalb detailliertere Daten zu konsumbezogenen Emissionen, um ein vollständigeres Bild der globalen CO2-Bilanz zu erhalten.
Was du dir merken solltest:
- 30 Prozent der Regionen weltweit haben ihre CO2-Emissionen erfolgreich vom Wirtschaftswachstum entkoppelt, besonders wohlhabende Regionen mit starken Dienstleistungs- und Industriesektoren.
- Europa zeigt Vorreiterrolle: Subnationale Maßnahmen wie finanzielle Förderung und Klimapläne sorgen dort für die besten Entkopplungsraten weltweit.
- Klimaziele bleiben herausfordernd: Die derzeitige Entkopplung verläuft zu langsam, um Netto-Null-Emissionen bis 2050 global zu erreichen, und fordert verstärkte Anstrengungen auf allen Ebenen.
Übrigens: Die Klimabilanz von Google, Microsoft und anderen Tech-Riesen ist deutlich schlechter, als ihre Berichte vermuten lassen. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Tony Webster via Wikimedia unter CC BY 2.0